Von Grün zu Blau: Das tragen Uniformierte heute
19.1.2020, 05:58 UhrMintgrün war der deutsche Zoll jahrzehntelang unterwegs. Spötter stellten gerne mal Vergleiche zu Förstern an. Richtig böse Zungen frotzelten gar von "Volkspolizisten". Eines stimmt aber in jedem Fall: Die bisherige Uniform wirkte bieder, war teilweise unbequem und vor allem bei Beamtinnen im Zolldienst eher unbeliebt.
Im Jahr 2012 gab das Bundesfinanzministerium endlich grünes Licht für das Projekt: die neue blaue Dienstkleidung. Dass bis zum Beginn der Auslieferung nochmals mehr als sieben Jahre ins Land gehen sollten, war vornehmlich zwei Umständen geschuldet. Die verpflichtende europaweite Ausschreibung zog sich hin – so lange, dass der Hersteller, der schließlich den Zuschlag bekam, noch während der ersten Produktionsphase in Konkurs ging.
Es fand sich Ersatz, sehr guter Ersatz, wie Peter Krieger sagt. Weder über die Materialqualität noch zu den Passformen habe die Deutsche Zoll- und Finanzgewerkschaft (BDZ) bislang Beschwerden erhalten. Krieger ist deren Vorsitzender im Bezirksverband Nürnberg. Und: Nach entsprechenden Forderungen der BDZ kommen nicht nur Waffenträger in den Genuss der modernen blauen Ausstattung, sondern auch die Mitarbeiter der Zollämter am Hafen sowie am Flughafen.
Erstmals werden Rangabzeichen eingeführt
Zu den Neuerungen gehört, dass alle "Dienstkleidungsträger", so das Amtsdeutsch, nun kostenlos ausgestattet werden. Erstmals werden zudem Rangabzeichen eingeführt. Amtsvorsteher und andere Führungskräfte erhalten Repräsentations-Uniformen für besondere Anlässe.
Rund 27.500 Polizisten im Freistaat kommen schon eine kleine Weile in EU-konformem Blau daher. Auch hier zog sich die Umstellung vom traditionellen Beigegrün einige Jahre hin. Denn das bayerische Innenministerium installierte zunächst eine Arbeitsgruppe, die sich der Uniform-Erfahrungen in anderen Bundesländern, bei der Bundespolizei sowie in den Nachbarländern Österreich und Schweiz annahm. Die Erkenntnisse flossen in einen Trageversuch mit rund 500 Polizisten ein, der 2014/15 über die Bühne ging. Dessen Ergebnisse formten dann die Ausstattung, die heute unter anderem bei den Streifenbeamten tagtäglich zu sehen ist.
Doch die Einführung ging nicht ohne Probleme über die Bühne. Reißende Nähte, kratzende Stoffe und ein mitunter schlechter Sitz: Das sind bis heute die zentralen Kritikpunkte an den neuen Uniformen, die allerdings flott aussehen und aus modernsten Materialien hergestellt sind. Immer wieder wurde der Eindruck geäußert, dass die Uniformteile des sechsmonatigen Trageversuchs von deutlich besserer Qualität gewesen seien als die inzwischen ausgelieferten rund 1,2 Millionen Uniform- und Ausrüstungsteile.
Unterschiedliche Hersteller
Gut möglich: Die Trageversuch-Uniformen hatten österreichische Hersteller geschneidert. Die 2017/18 bayernweit ausgelieferten Uniformen kamen aus dem Logistikzentrum Niedersachsen, das offenbar auf mehrere Hersteller zurückgegriffen hatte. Inzwischen hat sich das Innenministerium des Themas angenommen.
Für die Polizei in Nürnberg bedeutet das EU-konforme Uniform-Blau genau genommen eine Rückkehr zu den Wurzeln. Denn die frühere Stadtpolizei, die im Oktober 1974 in die Hoheit des Freistaats überführt wurde, war ebenfalls blau gewandet gewesen.
Tiefschwarz kommt derweil die Feuerwehr in Nürnberg im Einsatz daher. Das war nicht immer so: Vor gut zehn Jahren noch gingen die rund 1000 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr und der 18 Freiwilligen Wehren im Stadtgebiet in kräftigem Orange gegen die Flammen vor. Diese auffällige Warnfarbe hatte allerdings einen Nachteil: Der Schmutz der Einsätze war deutlich zu sehen, mit der Zeit wurde das Erscheinungsbild dieser Ausrüstung unansehnlich, berichtet Jörg Wattenbach, der bei der Berufsfeuerwehr unter anderem für die Fahrzeugbeschaffung zuständig ist. Dann kam die neue Einsatzausrüstung: moderne, leichtere Materialien, die gleichzeitig größeren Schutz gegen Hitze bieten.
Brandrauch enthält sehr giftige Stoffe, die auch an der Kleidung anhaften. Früher zogen etliche Feuerwehrler die Diensthose nach dem Einsatz gar nicht oder erst im Aufenthaltsbereich der Wache aus – die Giftstoffe wanderten so in den Lebensraum der Einsatzkräfte. Mit der neuen Schutzkleidung wurde die strikte Trennung eingeführt: Einsatzkleidung darf nicht mehr in die Aufenthaltsbereiche gelangen.
Die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr mussten aus Kostengründen auf die Umstellung ein paar Jahre warten. Inzwischen sind auch sie schwarz gewandet – und brauchen sich auch um die Reinigung der "Kampfanzüge" nicht mehr zu kümmern: An die Stelle der persönlichen Schutzausrüstung ist ein Kleiderpool getreten – verunreinigte Stücke werden einfach getauscht.
Außendienst der Stadt Nürnberg in Polizei-Blau
In Polizei-Blau kommt der Außendienst der Stadt Nürnberg (ADN) daher, der Mitte Dezember 2018 mit zwölf Frauen und Männern an den Start ging. Auch sonst ähneln deren Uniformen der Polizei – jedenfalls auf den ersten Blick. Wobei der Ordnungsdienst gerade keine Polizeiaufgaben ausüben soll. Primäre Aufgabe ist es vielmehr, Bürger mit Hinweisen und Gesprächen dazu zu animieren, Regeln einzuhalten und die Stadt nicht zu vermüllen.
Beispiele? Radfahrer, die in Fußgängerbereichen in die Pedale treten, Hunde, die außerhalb von Freilaufflächen ohne Leine herumtollen, oder auch aggressive Bettler im öffentlichen Raum. Wenn die Ansprache nichts fruchtet, können die ADNler auch Anordnungen und Verwarnungen erteilen, Bußgeldverfahren einleiten und gebührenpflichtige Verwarnungen aussprechen. Zum Eigenschutz sind die Mitarbeiter mit stichsicheren Westen, Schlagstöcken und Pfefferspray ausgerüstet. Weil ihnen leider nicht jeder Bürger mit Höflichkeit entgegentreten wird.
Keinerlei Polizeibefugnisse
Als "Beinahe-Polizei" tritt seit April 2019 die bayerische Sicherheitswacht in Städten und Gemeinden auf. Zum 25-jährigen Bestehen der Einrichtung löste die neue Ausrüstung – eine allwetter-taugliche Mehrzweckjacke, eine Einsatzjacke, kurzärmlige Hemden und eine Kappe – das bis dahin übliche Polohemd mit Ganzjahres-Jacke ab. Dass diese Ausstattung der gut 1000 Sicherheitswachtler im Freistaat damit der neuen Polizeiuniform sehr ähnlich ist, war gewollt.
Ausgerüstet sind sie mit Pfefferspray, Taschenlampe, Erste-Hilfe-Päckchen und digitalem Funkgerät. Denn der Funkkontakt zur jeweils betreuenden Polizeiinspektion ist sehr wichtig, da die Aktiven keinerlei Polizeibefugnisse haben. Sie handeln auf der Basis des Jedermannsrechts, das in der Strafprozessordnung verankert ist, sowie des Sicherheitswacht-Gesetzes: Das erlaubt den Ehrenamtlichen, Zeugen eines Vorgangs zu befragen, die Identität von Bürgern festzustellen und Platzverweise auszusprechen. Alles andere ist nach wie vor Sache der Polizei.
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