Wegen Corona: Kommen jetzt Autokinos zurück?

Jo Seuß

Lokales Nürnberg & Stadtanzeiger

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24.4.2020, 05:58 Uhr
Als eine Art "verlängertes Wohnzimmer": Autokinos werden während der Corona-Krise wieder beliebter.

© picture alliance / dpa Als eine Art "verlängertes Wohnzimmer": Autokinos werden während der Corona-Krise wieder beliebter.

Es war am 30. Dezember 2002, als das Nürnberger Autokino hinter dem Marienberg geschlossen wurde. Nach fast 33 Jahren gingen die Lichter aus, ein paar Jahre später wurde auch die kolossale Betonleinwand abgerissen. Die Tränen der Kinogemeinde, die längst ins Cinecittà abgewandert war, hielten sich in Grenzen. Doch die Corona-Krise mit der Schließung aller öffentlichen Kinosäle seit Mitte März könnte nun für eine Renaissance des Autokinos sorgen.


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Im Rathaus landete vor drei Wochen die erste Anfrage von Wolfram Weber (Cinecittà, Meisengeige, Metropolis). Aus anderen Städten wie Essen oder Köln hatte er erfahren, dass in Nordrhein-Westfalen bestehende Autokinos als eine Art "verlängertes Wohnzimmer" betrachtet wurden, so dass der Betrieb weiterlaufen durfte. Kein Wunder, dass sich das in Zeiten, wo alle anderen Kulturveranstaltungen ausfallen, herumsprach.

Als Folge schießen aktuell landauf, landab Autokino-Projekte wie Pilze aus dem Boden. In Münster startete die Freiluft-Attraktion im geschlossenen Fahrzeug vor gut drei Wochen bei restlos ausverkauftem Haus, im sächsischen Chemnitz ging es jüngst ähnlich voll mit den "Känguru-Chroniken" los. Derweil gingen im Nürnberger Rathaus drei weitere Anfragen ein – darunter auch vom Verein "Mobiles Kino", Veranstalter des alljährlichen Sommer-Nacht-Film-Festivals.

Klar ist die Haltung der Stadtverwaltung: "Für uns ist es kein Problem", sagt der künftige OB Marcus König und betont, dass er sich damit Noch-Oberbürgermeister Ulrich Maly völlig einig sei. Als Konsequenz haben sie einen gemeinsamen Brief an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder geschrieben, um für eine Öffnung der Ausgehbeschränkungen zu werben. Dabei hoffen sie nicht nur auf eine rasche Chance für ein Autokino nach dem 3. Mai, sondern auch für andere Einrichtungen.

SPD-Stadträtin Diana Liberova hat derweil für ihre Fraktion einen Prüfantrag für ein Autokino gestellt. Im Kulturbereich sei es "eines der Formate, dass das weiterhin nötige Abstandsgebot berücksichtigt und trotzdem eine "Vor-Ort-Erfahrung" ermöglicht", betont sie. Und denkt – ebenso wie das Kulturreferat – schon einen Schritt weiter: "Mit den heutigen technischen Möglichkeiten ermöglicht das Autokino nicht nur den Kinobesuch, sondern auch Theater- und Konzertformate."

Große Straße ist im Gespräch

Als Standort schlägt Liberova den mindestens bis Ende August ungenutzten Volksfestplatz am Dutzendteich vor, den zuerst auch Wolfram Weber favorisiert hat. Doch wie Wirtschaftsreferent Michael Fraas bestätigt, überlegt die Stadtverwaltung momentan, ob sie die nächsten Monate "für weitere Sanierungsschritte auf dem Volksfestplatz" nutzt. Der Grund sind Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg, die noch immer im Boden liegen und jetzt beseitigt werden könnten.

Für Fraas gibt es im Umfeld des Dutzendteichs aber noch andere potenzielle Autokino-Standorte, wie die Große Straße oder die Stadion- und Messeparkplätze. Wolfram Weber plädiert für eine große Lösung mit einer 24 Meter breiten Leinwand, die er schon reserviert hat, und lichtstarken Projektoren auf der Großen Straße. Ihm schwebt dabei eine "Solidaritätsaktion" aller Nürnberger Kino-Betreiber vor – inklusive dem städtischen Filmhaus, Casa-Verein und dem Mobilen Kino. Er selbst würde Teile seines 250-köpfigen Mitarbeiter-Teams einbringen, das derzeit weitgehend beschäftigungslos ist.

Da die Genehmigung der Bundesnetzagentur für die UKW-Frequenz (mit dem Tons zum Autoradio) und die Anmeldung bei der Landesmedienanstalt erfolgt sei, könnte Weber, ebenso wie das Mobile Kino, "sofort loslegen", wie beide sagen. Ob es bei einem Standort bleibt, ist grundsätzlich offen. Michael Fraas könnte sich auch mehrere Autokinos vorstellen, "sofern die Flächen sich eignen".


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