Stadt will sie nicht kaufen
Wie geht es weiter mit der mysteriösen BND-Villa in Nürnberg?
23.9.2021, 12:50 Uhr"Es ist eine wunderschöne Immobilie", betonte Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU) im Rechts- und Wirtschaftsausschuss. Dennoch will die Stadt die "denkmalgeschützte Villa in exzellenter Lage", wie das Anwesen vor kurzem auf der Internetseite eines Immobilienportals angepriesen wurde, nicht erwerben. Für die Villa mit der Adresse Wielandstraße 27 sei ein "hoher einstelliger Millionenbetrag, acht, neun Millionen Euro" verlangt worden, so Fraas, "und danach müsste es noch saniert werden". Man habe alle Geschäftsbereiche der Stadt gefragt, ob sie einen derartigen Platzbedarf haben, erklärte der Wirtschaftsreferent. "Alle haben gesagt: Nein, das ist nicht darstellbar." Daher habe die Stadt kein Kaufgebot abgegeben.
In der Bevölkerung ist der Bau, der dem Bund gehört, als "BND-Villa" bekannt: Der Bundesnachrichtendienst (BND) hatte dort eine "Hauptstelle für Befragungswesen" eingerichtet. Flüchtlinge wurden ausgehorcht, um an Informationen über Krisengebiete oder Terrorgruppen zu kommen.
Doch diese Zeiten sind schon lange vorbei. 2013 zog der BND aus, seitdem steht der prachtvolle Bau leer. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) mit Sitz in Bonn möchte die im Jahr 1913 erbaute Fabrikantenvilla nun zu Geld machen. Die Pressestelle teilt dazu mit: "Das Kaufangebot ist auf großes Interesse auf dem Immobilienmarkt gestoßen. Bei der BImA sind eine Vielzahl an Kaufangeboten für die Liegenschaft eingegangen."
Die ersten Interessenten wurden schon aussortiert: "Nach Prüfung dieser Angebote hat sich die BImA dazu entschieden, nur mit dem Kreis der besten Bieter Gespräche aufzunehmen. Die Gespräche dauern aktuell noch an." Weiter will man sich "mit Rücksicht auf die Vorgaben des Datenschutzes und die Gepflogenheiten im Grundstücksverkehr" nicht zum laufenden Verkaufsverfahren äußern.
Imposante Villa in Nürnberg gibt Rätsel auf
Doch welche Parameter zählen beim Verkauf? Entscheidet allein das höchste Gebot oder gibt es noch andere Aspekte wie etwa die künftige Nutzung? Die Pressestelle antwortet dazu: "Der Kaufpreis ist das entscheidende Kriterium."
"Ein Ärgernis"
Es war absehbar, dass die Stadt Nürnberg angesichts der schwierigen Haushaltslage kein Interesse am Erwerb haben würde. Dennoch hatten sich Stadträtin Marion Padua (Linke Liste) und die SPD-Fraktion für einen Verkauf an die Stadt eingesetzt. "Das Geld gebe ich nur einmal aus, aber Eigentum bleibt für immer bestehen", appellierte Padua im Ausschuss für Recht und Wirtschaft. SPD-Stadtrat Ulrich Blaschke sagte: "In jedem Fall ist es ein Ärgernis, dass so ein Gebäude in bester Wohnlage auf einem großen Grundstück so lange leer steht".
Bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben sind unterdessen auch Gebote aus Nürnberg eingegangen. So hat das Beratungsunternehmen MHH Consulting Group eigenen Angaben zufolge 2,4 Millionen Euro geboten - eine Kita, eine Begegnungsstätte im Bereich Kunst und Kultur in Kombination mit Wohnungen hätte man sich dort vorstellen können. Doch man habe bereits eine Absage erhalten. "Sehr schade", kommentiert ein Sprecher.
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Einer, der sich gut auskennt mit der Materie, ist Sven Heublein vom Bürgerverein St. Johannis. Bis vor kurzem war Heublein noch Vorsitzender, vor einigen Tagen wurde er in dieser Position von Ferdinand Hirschfelder abgelöst. Heublein setzt sich schon länger - auch mit Unterstützung des Nürnberger Bundestagsabgeordneten Sebastian Brehm (CSU) - für die Villa ein. Die zwei Anträge von der Linken und der SPD, die im Ausschuss behandelt wurden, seien zwar "gut gemeint", sagte er. Doch die Frist für Bieter sei sowieso schon längst abgelaufen.
Dem Bürgerverein St. Johannis seien hier zwei Dinge wichtig: "Erstens möchten wir eine schnelle Nutzung und Wiederbelebung der Villa. Zweitens ist uns die Sanierung und der Schutz des Denkmals wichtig." Eine Nutzung etwa als Kita oder Begegnungsraum wäre natürlich "großartig", wie Heublein sagt. Doch es sei natürlich fraglich, ob derartige Pläne im Vordergrund stehen. Und so gibt er sich pragmatisch: "Wir hoffen, dass es bald einen Übergang an einen Investor gibt, damit die Villa saniert werden kann."
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