Thema im Verkehrsausschuss
Roth: Weniger Parkplätze, mehr Radstreifen
17.2.2022, 06:00 UhrExakt vier Jahre ist es her, dass in Roth der Verkehrsausschuss zum letzten Mal getagt hat – sicher ein Grund dafür, dass jetzt die Tagesordnung extrem umfangreich ausfiel – und infolgedessen auch die Sitzungsdauer. Ein Grund für die vielen Punkte war aber auch die Unzufriedenheit der Fraktion der Grünen mit der Situation für Radfahrer in Roth. Das kürzlich vorgestellte Radverkehrskonzept habe die „Knackpunkte“ in der Innenstadt nicht genügend angesprochen. Gerade an schwierigen Stellen seien Lösungen nötig. Für einige dieser schwierigen Stellen hat der Verkehrsausschuss nun Entscheidungen getroffen, die den Radlern in der Stadt entgegenkommen. Schwieriger wird es damit für Autofahrer.
Die Stadt für Fußgänger und Radfahrende sicherer machen. Das ist das Anliegen, das die Grünen mit ihrem umfangreichen Antrag verfolgen. „Bisher wird der Raum aber vorrangig von Autofahrern eingenommen“, begründet Grünen-Stadträtin Andrea Schindler die Punkte, die ihre Fraktion zusammengestellt hat.
Außerdem sei der Wunsch nach der radlerfreundlichen Innenstadt gar nicht so neu, im Gegenteil: Zum Beispiel Gunzenhausen – mit 17000 Einwohnern ein Stück kleiner als Roth – nenne sich Radlstadt und leiste sich einen Radlbeauftragten sowie einen eigenen Arbeitskreis für Radfahrer. Andere Kommunen wie Coburg, Altdorf, Hof, Erlangen oder Cadolzburg seien im Bündnis „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeit“ zusammengeschlossen. „Wir“, so Schindler frustriert, „sind natürlich nicht dabei“.
Kommt Verkehrsüberwachung zurück?
Damit sich also was tut in Sachen Fahrradfreundlichkeit und Sicherheit für die ohne dicke Blechschicht um sich herum, standen im Verkehrsausschuss fast zwei Dutzend einzelne Anträge zur Abstimmung an. Das Ergebnis sind einige Schutzstreifen und sogenannte Aufstellflächen mehr, dafür einige Autoparkplätze weniger. Außerdem soll eine Radwegbrücke über die Roth gebaut werden – und die (vor Jahren abgeschaffte) kommunale Verkehrsüberwachung des fließenden Verkehrs wird es wohl wieder geben.
Überraschendstes Ergebnis: Die kommunale Geschwindigkeitsüberwachung soll wieder eingeführt werden. Vorrangig ging es den Grünen um bessere Überwachung der verkehrsberuhigten Bereiche in der Innenstadt und mehr Tempokontrollen in der Hauptstraße. Ja, eine Aufstockung der Verkehrsüberwachung um 19,5 Wochenstunden sei möglich, sagt Christian Haußner vom Ordnungsamt. Auch die mobilen Tempomessgeräte könne man in der Hauptstraße immer wieder aufstellen und ab und an ein Banner anbringen.
Die kommunale Tempoüberwachung aber lehne die Verwaltung ab, weil Messungen nur in der Innenstadt nicht möglich seien und die Erfahrungen seit der Abschaffung insgesamt positiv waren. Doch die deutliche Mehrheit im Ausschuss sah das anders. Mit neun Stimmen – gegen die von Bürgermeister Andreas Buckreus befürwortet sie. Das Thema wird den Stadtrat noch beschäftigen.
Fallen Post-Parkplätze?
Ein Patt bei der Abstimmung gab es dagegen bei der Frage, ob die drei Längsparkplätze am Postgebäude entfallen sollen. Nein, sagt der Einzelhandel, und lehnt den Vorschlag ab, die Stadtverwaltung verweist darauf, dass im Zuge der Marktplatz-Neuplanung vieles auf den Prüfstand gestellt werde, vielleicht auch diese Parkplätze. Ja, meinten dagegen fünf Ausschussmitglieder – womit der Verwaltungsantrag unterlag. Also neue Abstimmung mit neuer Formulierung und erneutem 5:5. Das Ergebnis: Die drei Parkplätze bleiben (noch) bestehen, bei den künftigen Marktplatz-Plänen werden auch sie unter die Lupe genommen.
Für Fahrradparkplätze, wie Andrea Schindler vorgeschlagen hatte, könnte statt dieser Fläche auch ein überdachter Teil des Sparkassenkomplexes am Kugelbühlplatz in Betracht kommen. Gespräche dazu, so Baier, laufen aber noch. Fahrradstellplätze an der Hauptstraße sollen ebenfalls Teil des neuen Marktplatz-Konzepts sein.
Schutzstreifen in der Hilpoltsteiner Straße
Aber es gibt noch Parkplätze, die künftig wegfallen: In der Hilpoltsteiner Straße ist zwar nicht genug Platz für Radwege (mit mindestens 1,85 Meter Breite und 0,5 Meter Abstand zu den parkenden Autos), aber zumindest ein 1,50 Meter breiter Schutzstreifen (Richtung Innenstadt) kann abmarkiert und aufgemalt werden – wenn die Parkplätze dort aufgelöst werden, erklärte Stadtbauamtsleiter Wolfgang Baier. Zwar sorgen die parkenden Autos für langsameres Fahren, wie Andreas Buckreus zu bedenken gab, aber der Schutzstreifen stadteinwärts erscheint höherwertig: Er erhielt dann acht von zehn Stimmen, und eine Aufstellfläche für Radler direkt an der Ampel zur Städtlerstraße wird einstimmig befürwortet.
Schutzstreifen lassen sich außerdem an der Münchener Straße markieren: Auch hier sei wegen der mangelnden Fahrbahnbreite nördlich des vorhandenen Radwegs keine Fortführung des Radwegs möglich, aber ein Schutzstreifen stadtauswärts bis zur Kreuzung Westring werde bereits vorbereitet, stadteinwärts könne der Streifen bis zur Höhe Friedhofsgässchen markiert werden. „Danach wird’s zu eng“, argumentiert der Stadtbaumeister.
Auch an der Abenberger Straße werden künftig Sicherheitsstreifen für Radler aufgezeichnet: von der Ampel an der Hans-Breckwoldt-Straße bis zur Einmündung der Bahnhofstraße. Eine zusätzliche Forderung der Grünen: Die Längsparkplätze stadteinwärts an der Bahnhofstraße nach der Einmündung des Büchenbacher Weges sollen aufgelöst und dort auch Fahrradschutzstreifen markiert werden. Der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Haußner und Bürgermeister Buckreus wandten zwar ein, dass die Parksituation dort durch die Neubausiedlungen angespannt sei. Und die Radler könnten ab Bahnhofstraße auch anders als in die Stadt geleitet werden als über die Kauernhofer Brücke zur Stieberstraße.
Doch eine Mehrheit von sechs gegen vier Stimmen entschied: Die Parkplätze werden zugunsten von Fahrradschutzstreifen entfernt. Und an der Kreuzung Bahnhof- und Stieberstraße soll ebenfalls eine Aufstellfläche für Fahrradfahrer Platz haben.
Neue Brücke über die Roth
Für die Friedrich-Wambsganz-Straße wird auf Höhe des Sieh-Dich-Für-Wegs eine Querungshilfe benötigt, hatte der Grünen-Antrag gefordert. Das ist wegen der Linksabbiegespur nicht möglich, aber der Stadtbaumeister präsentierte einen anderen Vorschlag: Eine Fuß- und Radwegbrücke über die Roth südlich vom Freizeitbad. So können die Radler von der Oberen Mühle her über die Roth und auf der bestehenden Unterführung der Friedrich-Wambsganz-Straße direkt Richtung Innenstadt fahren. „So wenig wie möglich an Straßen entlang“, dieses Ziel für Radfahrer wird laut Verwaltung damit erreicht, der Plan fand einhellige Zustimmung.
Eine Schiebeschiene fürs Rad wird auf die Treppe vom Seitenweg bis zur Höhe des Gehwegs an der Abenberger Straße installiert. Eine Doppelschiene (für Kinderwagen) ragt aber wahrscheinlich, so der Stadtbaumeister, zu breit in die Treppe hinein.
Aus der Otto-Schrimpff-Straße wird aber keine Fahrradstraße. Eine hohe Fahrradverkehrsdichte oder eine große Bedeutung als Fahrradverbindung habe die Straße nicht, argumentiert Christian Haußner und verweist darauf, dass das Miteinander von Autos und Rädern „aktuell ja funktioniert und nichts passiert“. Es müsse ja nicht erst was passieren, wandte dagegen Andrea Schindler ein. Aber mit dem Antrag blieb sie (zusammen mit Susanne Horn von der Linken und der SPD-Stadträtin Franziska Lämmermann) in der Minderheit.
Auch Tempo-30-Zonen in der Belmbracher Straße und auf dem Altstadtring mit seinen Zubringerstraßen sowie eine verkehrsberuhigte Zone auf einem Stück der Städtlerstraße bis zur Ziegelgasse konnte die Grünen-Stadträtin nicht durchsetzen. „Gar nicht möglich“ seien diese Regelungen für die Stadtverwaltung, da die Belmbracher eine Staatsstraße ist, auch am Altstadtring Beschränkungen nur bei besonderen Gefahrenlage erlaubt seien und an der Städtlerstraße sowohl die Verkehrszahlen als auch bauliche Voraussetzungen das nicht zulassen.
Regelschaltung zu teuer
Einer Ampelversetzung mit Einbahnregelung an der Engstelle der Nürnberger Straße zum Williy-Supf-Platz könne ebenfalls nicht zugestimmt werden. Zuständig für die Staatsstraße sei auch da das Staatliche Bauamt, und das sieht „keinen Änderungsbedarf“. Trotzdem, so sicherte der Bürgermeister zu, werde er die Themen zum Verkehrsgespräch mit dem Staatlichen Bauamt „mitnehmen“.
Vier Ampeln in der Innenstadt sind für Fußgänger und Radfahrer nach Bedarf geschaltet. Das zu ändern in eine Regelschaltung würde jeweils 15000 Euro kosten. Mehrheitlich (gegen drei Stimmen) beschloss man, die Schaltungen nicht zu verändern. Und generelle Ampel-Wartebereiche für Radler wird es ebenfalls nicht geben.
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