Radweg: Dietersdorfs satirischer Protest

8.4.2021, 09:26 Uhr
Der Vorstand der Interessengemeinschaft Dietersdorf hat bereits auf den ersten Metern des Brachlandes der geplanten Route des Radweges mit dem Ausbringen des Blumenwiesensamen begonnen. Foto: Klaus Waldmüller

© a-nn-st-20210408_092000-1.jpg, NN Der Vorstand der Interessengemeinschaft Dietersdorf hat bereits auf den ersten Metern des Brachlandes der geplanten Route des Radweges mit dem Ausbringen des Blumenwiesensamen begonnen. Foto: Klaus Waldmüller

Es ist fast 50 Jahre her, dass im Eingemeindungsvertrag der Fuß- und Radweg von Dietersdorf nach Wolkersdorf schriftlich fixiert wurde. Mehr als viele Worte, unvollendete Planungen und unzählige Diskussionen ist bisher nicht geschehen. Nun wollen die Dietersdorfer „Nägel mit Köpfen machen“ und haben sich für eine Lösung ganz anderer Art entschieden. Die Interessengemeinschaft Dietersdorf hat eine Säaktion gestartet.


Keine Entscheidung: viele offene Fragen zu Radweg


Zur Historie: Im Jahr 1808 wurde Wolkersdorf dem Steuerdistrikt Dietersdorf und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Dietersdorf zugordnet. Am 14. Oktober 1959 ist die Gemeinde nach Wolkersdorf umbenannt worden und am 1. Juli 1972 wurde dann die Gemeinde Wolkersdorf (mit Dietersdorf) im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Schwabach eingegliedert.

Seitdem sind Wolkersdorf und Dietersdorf die nördlichsten und vom Stadtgebiet Schwabach räumlich getrennten Stadtteile. In diesem Eingemeindungsvertrag wurde ein Fuß- und Radweg von Dietersdorf nach Wolkersdorf verbindlich festgeschrieben.

Warten ohne Ende

Nun, fast 50 Jahre später, ist nichts Konkretes außer heißer Diskussion, viel Planungspapier und ein nicht mehr bezifferbares Sammelsurium an Ausreden vorhanden. „Das ist uns zu wenig!“, stellte Reinhold Schleier von der Interessensgemeinschaft Dietersdorf fest. „All unsere Bemühungen über fast zwei Generationen hinweg sind verpufft“, so Schleier enttäuscht weiter.


Radweg: Interessengemeinschaft Dietersdorf stellt Konzept vor


Die beiden zu Schwabach gehörenden Ortsteile Dietersdorf und Wolkersdorf liegen idyllisch im Zwieseltal, das von Wäldern und viel Natur umrahmt ist. Ideal für Radausflüge. Gerade im Hinblick auf die allgemeine Klimadebatte und die Stärkung des Radverkehrs ist dies ein „Unding“, so Dietersdorfer Bürger. Unterstützung bekommen die Dietersdorfer dabei auch von der Bürgergemeinschaft Wolkersdorf, die sich bereits erfolgreich für den Radweg von Schwabach nach Wolkersdorf eingebracht hat.

Es ist ein Radweg von Schwabach nach Wolkersdorf vorhanden und der Landkreis Roth wird vom Norden her einen Radweg im idyllischen Zwieseltal bauen. Es fehlt nur die Verbindung zwischen Dietersdorf und Wolkersdorf. Was macht da der Ausflugsradler, wenn er am Radwegende steht?

Zwei Möglichkeiten

„Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder die Radler nutzen die enge Ortverbindungsstraße, oder sie schultern ihr Rad und wandern damit in diesem Teilabschnitt“, erläutert Schleier. Dabei ist eine kleine Ironie in seiner Stimme erkennbar. Schließlich liegt Dietersdorf an der Städteachse Nürnberg-Fürth-Erlangen-Schwabach, die sich die Förderung des Radverkehrs auf ihre Fahnen geschrieben hat.

Dass das 50-jährige Jubiläum der Eingemeindung Dietersdorfs nach Schwabach wieder nichts außer leerer Worte und viele Ausreden vorzuweisen hat, dagegen haben die Dietersdorfer Bürger zusammen mit ihren Vereinen und Institutionen 200 Kilo Samen bester Blumenwiese bei der Stadtgärtnerei Schwabach bestellt, um die seit fast 50 Jahren brachliegende Wiesenfläche nachhaltig zu renaturieren und somit den Bienen und Insekten zur Nutzung und Arterhaltung zu überlassen.

Immerhin etwas

„Somit können wir nach fast 50 Jahren Reden unseren Nachkommen endlich ein konkretes Handeln nachweisen, was wir ihnen auch schuldig sind“, so Schleier und weitere Vertreter der Interessensgemeinschaft. Letztendlich dient es auch den Menschen, denn der Genuss der Natur beim Wandern ist wesentlich intensiver als der beim Radfahren.

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