Asterix-Flair für eine Unterführung in Weißenburg
12.6.2021, 06:48 UhrDie Entwürfe, die Stadtmarketing-Geschäftsführer Simon Sulk im Wildbadsaal bei der öffentlichen Präsentation an die Wand warf, knallen ordentlich. Orientiert haben sich die Künstler an der römischen Geschichte der Stadt, denn die Bilder in der Unterführung sollen auch Besuchern, die vom Römermuseum zu Kastell und Thermen laufen, zeigen, dass sie auf dem richtigen Weg sind.
Comicfiguren im Asterix-Stil machen farbenfroh Lust, sich mit der römischen Vergangenheit zu befassen, zwei poppig-freche Schriftzüge weisen zudem darauf hin, dass es zu "Therme" und "Castell" geht. Modern, frech und doch geerdet.
Simon Sulk erhofft sich von der Aktion, die dank Sponsoren die Stadt nichts kostet, ordentlich Werbung für Weißenburg. Denn der in Nürnberg lebende Pablo Fontagnier ist ein echter Star der Graffiti-Szene und hat auf Instagram 120.000 Follower. Vielleicht macht sich der eine oder andere davon auch auf den Weg hierher, um das Bild im Original zu sehen, so die Hoffnung.
"Das wird ein begehrtes Fotomotiv"
Victor Rother, Stadtrat der Linken, zeigte sich überzeugt: "Das wird sicher ein begehrtes Fotomotiv." Und Oberbürgermeister Jürgen Schröppel meinte augenzwinkernd: "Jeder kennt die East Side Gallery in Berlin und den Bruderkuss dort. Das sollten wir doch auch hinbekommen."
Überhaupt war die Begeisterung der Stadträte, die zu der Präsentation gekommen waren, sehr groß. Quer durch alle Fraktionen gab es Zustimmung für die peppige Gestaltung. Diese steche nicht nur ins Auge, sondern könne auch zur Auseinandersetzung zwischen den Generationen über moderne Kunst führen und gleichzeitig einen anderen Zugang zur römischen Geschichte ermöglichen.
Eine weitere Attraktion entsteht am Weg
Angefangen hat alles damit, dass die Bahn, die für die Unterführung zuständig ist, die Flächen vor gut einem Jahr streichen ließ. Schnörkellos grau. Da sei ihm die Idee gekommen, man könnte einen Kunstwettbewerb starten, um diese Flächen zu gestalten, blickte Sulk zurück. Nach einem Gespräch mit Karl-Friedrich Ossberger, dem Vorsitzenden des Stadtmarketingvereins, und Grünen-Stadträtin Claudia Pößnicker, die das Haus für Kinder in Weißenburg leitet, wandelte sich die Idee allerdings.
Mehr als nur vier knallbunte Bilder
Pößnicker kannte durch ihre Tätigkeit als Dozentin für Kunstpädagogik an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Fürth Oliver Kruspel aus verschiedenen Projektarbeiten. Kruspel ist im Hauptberuf Erzieher, aber er ist eben auch Graffiti-Künstler.
So entstand die Idee einer Graffiti-Gestaltung, und man wollte dies mit einem Workshop begleiten, damit Jugendliche sehen, wie kunstvoll das Sprayen von Bildern und Schriftzügen auf Wände sein kann. Als mit Pablo Fontagnier noch ein echter Star der Szene zu dem Projekt stieß, war die Begeisterung bei den Verantwortlichen in Weißenburg groß.
Fotagnier hat unter anderem für Disney, Casio, McDonald‘s und Reebok gearbeitet und zeichnet sich durch einen sehr comichaften Stil aus. Er ist einer der wenigen Graffiti-Künstler, die davon wirklich leben können. Sein Künstlername Hombre SUK hat in der Szene Klang.
Ein Dankeschön an die Sponsoren
Gleichwohl ist ihm bewusst, dass viele Menschen noch immer skeptisch reagieren, wenn der Begriff Graffiti fällt. "Das lässt noch immer bei vielen die Rollläden runtergehen." Umso bemerkenswerter fand er es, dass man in Weißenburg der Idee gegenüber so aufgeschlossen war und er hier herzlich aufgenommen wurde. Er fand es großartig, dass sich mit der Malerfirma Lautner, der Buchhandlung Meyer, der Firma Ossberger und dem Radladen Velovita vier Sponsoren fanden, um das Kunstprojekt zu realisieren. "Dabei war das letzte Jahr für uns alle nicht einfach."
Zusammen mit Oliver Kruspel machte sich Hombre SUK auf Motivsuche. Schnell stellten sie fest, dass Weißenburg zwar ganz viel auszeichnet, doch vieles davon schwer in Bilder zu packen ist. Die Idee, auch die reichsstädtische Geschichte mit zu verarbeiten, landete rasch im Papierkorb und so konzentrierte man sich auf die Römer. Zumal ja die Unterführung die Verbindung zwischen den Römerstätten in der Stadt darstellt.
Umgesetzt werden soll das Ganze in den nächsten Wochen. Ganz bewusst wollen Fotagnier (er wird die Figuren gestalten) und Kruspel (er ist für die Schriftzüge verantwortlich) die Arbeiten nicht auf die Schnelle durchziehen. Die Menschen in der Stadt und besonders die Jugendlichen sollen miterleben, wie das Kunstwerk entsteht. Parallel dazu wird es einen Workshop in Zusammenarbeit mit der kommunalen Jugendarbeit geben, in dem die Teilnehmenden die Grundtechnik fürs Graffiti-Sprühen (natürlich nur auf erlaubten Flächen) lernen sollen, erläuterte Pößnicker.
Sogar die Bahn machte mit
Im August soll das Unterführungs-Kunstwerk fertig sein. Da es an diesem Platz der Witterung nicht stark ausgesetzt ist, wird es sicher viele Jahre farbintensiv strahlen, ist Pablo Fontagnier überzeugt. In diesem Zusammenhang bedankten sich sowohl Sulk als auch Ossberger bei den Verantwortlichen der Bahn, die sehr spontan das Gestalten der Flächen erlaubten, ohne zu wissen, was genau geplant ist.
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