Gefährdete Arten: Bringt ein Schwarzstorch Center Parcs zu Fall?

19.9.2020, 05:53 Uhr
Lebt auf dem Areal der Muna Langlau ein Schwarzstorchenpaar? Die Bürgerinitiative behauptet das. Sollte sich das beweisen lassen, würde es das Center-Parcs-Vorhaben auf dem Gelände zumindest ausbremsen.

© p-nz-20110507-034948-0057.jpg, NN Lebt auf dem Areal der Muna Langlau ein Schwarzstorchenpaar? Die Bürgerinitiative behauptet das. Sollte sich das beweisen lassen, würde es das Center-Parcs-Vorhaben auf dem Gelände zumindest ausbremsen.

Auf dem Muna-Areal will die holländische Ferienkette Center Parcs eine Freizeitanlage mit um die 800 Bungalows errichten. Derzeit laufen Kartierungen der Artenvielfalt auf dem Gelände, die Teil des Genehmigungsverfahrens sind.


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Mit der Diskussion um den ökologischen Wert des rund 150 Hektar großen Geländes am Brombachsee ist die nächste Front in der Debatte um den möglichen Bau des derzeit wohl größten Tourismusprojekts Süddeutschlands eröffnet. Möglicherweise handelt es sich um eine der wichtigsten, denn: Die Ökologie auf dem rund 150 Hektar großen Waldgebiet hätte theoretisch das Zeug, das Hundert Millionen Euro schwere Projekt zu verhindern, zu verkomplizieren oder zumindest zu verzögern.

Wachtelkönig, Juchtenkäfer, Großtrappe oder Feldhamster sind die Namen von Tierarten, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten schon Großvorhaben deutschlandweit empfindlich ins Stolpern brachten. Das könnte auch beim Center Parc auf dem Muna-Areal passieren.

Fund hätte Folgen

Der Schwarzstorch wäre ein Kandidat für erhebliche Bauchschmerzen bei den Park-Planern. Bis vor 100 Jahren in Bayern ausgestorben, ist er immer noch sehr selten. Im Freistaat ging man 2018 von gerade rund 130 Brutpaaren aus. Sollte eines davon in dem Muna-Areal bei Langlau zu Hause sein, bliebe das nicht ohne Folgen für das Großprojekt.

Die Bürgerinitiative hat nun als allererster Akteur mit konkreten Behauptungen zur Artenvielfalt auf dem Areal die Diskussion eröffnet. "Das ist keine Vermutung, das ist sicher", stellte Schork mit Blick auf Schwarzstorch und Uhu fest. "Wir haben mehrere klare Belege, die unabhängig voneinander sind", sagte er gegenüber dem Weißenburger Tagblatt.

Allerdings ist die BI mit ihrer Sicherheit bislang alleine. Beim Landesbund für Vogelschutz weiß der örtlich zuständige Gebietsbetreuer nichts von einem Schwarzstorchenpaar auf dem Muna-Areal. Das bedeute aber nicht, dass ein Vorkommen auszuschließen sei, der Wald sei grundsätzlich geeignet. Gleiches gelte für mögliche Uhu-Vorkommen. Auch bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises ist nichts bekannt von den seltenen Tierarten im Langlauer Forst.

"Es liegen keine Informationen vor"

"Das Muna-Gelände konnte in den vergangenen Jahrzehnten nicht betreten werden, daher liegen der Unteren Naturschutzbehörde keine relevanten Informationen über schützenswerte Biotope, Tier- oder Pflanzenarten im Muna-Gelände vor", stellte das Landratsamt auf Anfrage unserer Zeitung fest. Der Hinweis auf die Sperrung wirft auch die Frage auf, woher die BI-Vertreter ihre gesicherten Informationen haben. In einem Leserbrief bezog sich Schork auf einen namentlich nicht genannten Förster. Das Areal wurde bislang durch die Bayerischen Staatsforsten bewirtschaftet.

Schork hatte im Namen der BI in dem Leserbrief dem Unternehmen Center Parcs zwischen den Zeilen vorgeworfen, möglicherweise bewusst für Störungen auf dem Gelände zu sorgen und eine Vertreibung des Schwarzstorches zumindest in Kauf zu nehmen. Schork verweist hierfür auf Beobachtungen von Anwohnern, die von einem "Erkundungs- und Aktionstourismus" berichten.

Mit Center Parcs könne der allerdings nichts zu tun haben, stellte Sabine Huber, Pressesprecherin des Unternehmens, fest. Zwar liefen derzeit bereits Kartierungsarbeiten von Flora und Fauna als Vorarbeit für die Umweltverträglichkeitsprüfung, diese würden aber von Experten ausgeführt, die im Normalfall alleine und maximal zu zweit oder zu dritt unterwegs seien. Zudem handle es sich um unabhängige Fachleute, die sich im Hinblick auf die Vermeidung von Störungen und Schäden bestens auskennen würden.

Jetzt gilt es abzuwarten

Sowohl der LBV als auch die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes rieten dazu, abzuwarten, was die Kartierer an Arten finden, um die Wertigkeit des Waldareals einschätzen zu können. Die Artenschutzrechtliche Prüfung ist Teil des Genehmigungsverfahrens. Sie stellt fest, welchen Artenschutz-Wert das Areal hat, ob darin geschützte Tier- und Pflanzenarten vorkommen und welche Verbotstatbestände sich daraus ergeben. Des Weiteren werden auch Ausgleichs- und Kompensationsmaßnahmen vorgeschlagen.


Center Parcs muss bis zur Genehmigung mehrere Hürden nehmen


Wie artenreich der Wald ist, gilt als umstritten. Befürworter des Projekts verweisen auf eine weitgehende Monokultur von Fichten und Kiefern. Die Gegenseite verweist darauf, dass sich die Natur über rund zwei Jahrzehnte in dem für den Menschen gesperrten Bereich ungestört entfalten konnte und es auch wichtige Feuchtbiotopflächen auf dem Gebiet gebe.

Im Expóse für den Verkauf war die Rede von rund 85 Prozent Nadelhölzer wie Kiefer, Fichte, Douglasie oder Lärche und 15 Prozent Laubhölzer wie Eiche, Buche, Birke und Erle. Unstrittig ist, dass das Areal großflächig mit Kampfmitteln belastet ist, die aus dem Betrieb als Munitionsanstalt dreier Armeen stammen. Von den Nationalsozialisten als Produktionsanstalt für Flugabwehrkanonen gebaut, nutzten die Fläche nach dem Krieg die US-Armee und von 1992 bis 2007 die Bundeswehr.

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