Roland Wälzlein: Vom Verwaltungsbeamten zum Erfolgsmusiker
7.4.2021, 12:39 UhrNein, wie ein Beamter sieht er weiß Gott nicht aus, der großgewachsene Mann mit den langen Haaren und dem Batik-Shirt. An der Wand hängt ein großes Buddha-Bildnis, im Apartment riecht es nach Räucherstäbchen.
Zum Interview nimmt Roland Wälzlein seine Gitarre in die Hand, zupft an den Saiten. Dass der gebürtige Großhabersdorfer einmal Diplom-Verwaltungswirt gelernt hat, scheint Lichtjahre entfernt. Der 50-Jährige ist Musiker durch und durch. Woher das kommt?
Kreativität steckt in jedem
Er lacht. "Das weiß ich nicht", sagt er, "meine Schwester etwa malt, während ich als Kind schon so einen Drang zur Musik verspürt habe." Vordergründig, räumt er grinsend ein, "weil’s halt cool war." Heute ist er überzeugt: "Kreativ zu sein, ist in jedem von uns drin."
Trotzdem ist er erst spät wirklich zur Musik gekommen, wie er einräumt. "Da habe ich schon studiert, war Anfang 20, als ich mit Gitarre begonnen habe", blickt er zurück. Der Grund klingt erstaunlich: "Weil ich es mir nicht zugetraut habe." Doch Leidenschaft und Passion trieben ihn an und aus "a weng Rock ’n’ Roll und Punk spielen" wurde bald mehr. Viel mehr.
"Anfangs", sagt er mit einem Augenzwinkern, "habe ich gedacht, dass ich alle Frauen der Welt haben könnte, wenn ich auf der Bühne stehe." Doch freilich, fügt er ernst hinzu, "treibt mich an, dass ich mich ausdrücken will." Ganz klar: "Ich bin Künstler", sagt Wälzlein, der seine Musik selbst als "Independent Folk Music mit mystischem Einschlag" beschreibt.
2007 gründete er mit vier weiteren Musikern die Band "Fish and Scale" – ein Hinweis auf sein Sternzeichen und seinen Aszendenten. "Wir haben gemeinsam zwei CDs aufgenommen, doch dann gab es 2013 einen Bruch und wir haben uns getrennt."
Von der Band zum Solo-Projekt
Der Drang, dass es weitergehen muss, war so ausgeprägt, dass es lediglich die Frage gab: alleine oder weiter als Band. "Grundsätzlich ist es toll, als Gruppe das komplette Bandleben zu erleben, allerdings ist die Organisation auch schwer", ist Wälzleins Erfahrung. Und deshalb ist "Fish And Scale" seitdem ein Solo-Projekt. Eine pragmatische Entscheidung – und für ihn die richtige: "Ich habe gemerkt, dass es mit der Akustikgitarre sehr gut funktioniert und bei den Leuten ankommt, das hat mich natürlich super motiviert."
KulTour: Schlagzeuger Matthias Bäuerlein
Eine Booking-Agentur aus Bremen vermittelte ihm unter anderem Gigs in den Niederlanden und in der Schweiz, inzwischen hat er sich eine eigene Fangemeinde auf Facebook aufgebaut, die bis in die USA reicht. "Ich hätte letztes Jahr sogar Einladungen nach Tel Aviv und in die USA gehabt", erzählt Wälzlein, der lange Jahre in Nürnberg gewohnt hat und nun in Fürth lebt. Aber dann kam Corona.
Doch der Songwriter hadert nicht damit, auch wenn von jetzt auf gleich seine Auftritte passé waren. "Ich habe keine Darkness im Kopf, akzeptiere alle Regeln, und habe sofort überlegt: Was jetzt?" Die Antwort war schnell gefunden: "Dann mache ich halt ein neues Album."
Das Studioalbum "You Can Call Me LOVE" ist ab Mitte des Jahres auf allen Streamingportalen zu hören, die erste Single mit gleichem Titel hat er bereits im Januar veröffentlicht. Sie ist ein sehr persönliches Statement: "Der Song ist Motto meines künstlerischen Ausdrucks", erklärt er. "Love" sei als Synonym für Liebe zum Leben, freie Entfaltung, inneres Strahlen und Glück zu verstehen. Und als Ausdruck von Toleranz und respektvollem Miteinander.
Am 9. April präsentiert Wälzlein (auf www.fishandscale.com) die zweite Auskopplung: "Unmasked myself". Wie in allen seinen Songs drückt der Musiker darin seine innersten Emotionen aus. "Das mag vielleicht banal klingen, aber ich bin ein stinknormaler Mensch, lege meine Gefühle in die Songs – und dadurch sind sie authentisch."
Seine KulTour-Tipps: "Geht auf Konzerte, wenn wieder möglich, und unterstützt die Künstler", appelliert Roland Wälzlein. Zum Beispiel: am 3. Juni das Duo Fischer&Rabe im Atelier Teufelsbäck in Amberg, am 11. Juni Karin Rabhansl mit Band im E-Werk in Erlangen oder am 25. Juni das The Jules Band Open Air in Schwandorf.
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