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Blitz-Debüt für Justvan, Traumtorschütze auf die Bank? Das wird für den FCN in Darmstadt wichtig

Sara Denndorf

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24.8.2024, 17:46 Uhr
Schafft es Julian Justvan direkt in die Startelf? Der Neuzugang könnte von einem Ausfall in Miroslav Kloses Stammelf profitieren.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Schafft es Julian Justvan direkt in die Startelf? Der Neuzugang könnte von einem Ausfall in Miroslav Kloses Stammelf profitieren.

Julian Justvan erlebt derzeit aufregende Tage: Am Dienstag wurde sein Wechsel zum 1. FC Nürnberg bekannt, bereits am Sonntag kehrt der 26-Jährige mit seinem neuen Verein an seine alte Wirkungsstätte zurück – und könnte direkt in der Startelf stehen.

Das Personal

Denn: Die Zehner-Position, welche der polyvalente Offensivspieler ebenso bekleiden kann wie den rechten Flügel und das zentrale Mittelfeld, ist für das Nürnberger Gastspiel beim SV Darmstadt 98 vakant. Caspar Jander, der in den bisherigen drei Pflichtspielen jeweils auf der "Zehn" zum Einsatz kam, verpasst das Duell am Böllenfalltor aufgrund seiner Gelb-Rot-Sperre, die er sich beim Heimspiel gegen Schalke 04 eingehandelt hat. Cheftrainer Miroslav Klose muss also zwangsläufig von seiner angestammten Offensive um Kanji Okonuki, Florian Pick, Lukas Schleimer und dem besagten Jander abweichen.

Eine Option wäre Neuzugang Justvan, den etwa die Experten des Fachmagazins "Kicker" in der Startelf erwarten. "Der Trainer weiß, dass ich auf mehreren Positionen einsetzbar bin", sagte der 26-Jährige zuletzt der "Bild". Zwar fühle er sich "im rechten Halbraum oder auf der rechten Seite wohler, um dann nach innen ziehen und meinen linken Fuß ins Spiel" bringen zu können, auch die Zehner-Position hat der gebürtige Landshuter aber im Tank. Bitter wäre das für Leihgabe Michal Sevcik: Dem Tschechen gelang bei seinem Debüt für den FCN im Pokal gegen Saarbrücken ein Traumtor. Trotzdem droht Sevcik am Sonntag die Bank. Neuzugang Justvan soll den Vorzug erhalten und seinen Einstand im Club-Dress feiern. Miroslav Klose sieht ihn auf der Sevcik-Position im offensiven Mittelfeld. "So wie es jetzt aussieht, wird er beginnen. Er bringt etwas Spezielles mit, was wir so noch nicht in der Mannschaft hatten, mit seinem Eins-gegen-eins."

Verglichen mit den beiden bisherigen Zweitliga-Partien könnte auch auf der rechten Abwehrseite eine unfreiwillige Änderung in der Startelf vonnöten sein. Nachwuchs-Verteidiger Jannik Hofmann laboriert an muskulären Problemen und trainierte zuletzt nur individuell. "Er fühlt sich noch nicht so, dass er alles machen kann. Es kann sein, dass er am Donnerstag einsteigt. Es kann aber auch sein, dass es diese Woche nichts wird", erklärte Miroslav Klose der "Bild" den derzeitigen Stand des gebürtigen Bayreuthers. Ob der 22-Jährige rechtzeitig fit wird, bleibt also fraglich. Als Alternativen stehen Routinier Enrico Valentini sowie Neuzugang Oliver Villadsen in den Startlöchern.

Ansonsten ist mit keinen weitreichenden Änderungen zu rechnen, am offensten scheint noch die Position neben Florian Flick im Zentrum zu sein. Jens Castrop und Rafael Lubach kommen als Kandidaten infrage.

Die Ausgangslage

Verglichen mit dem kommenden Gegner erwischte der 1. FC Nürnberg einen vernünftigen Saisonstart: Zwar schlug die bittere 2:3-Auftaktniederlage nach 2:0-Führung ins fränkische Kontor, im Anschluss folgte aber ein beherzter, wenn auch glücklicher 3:1-Erfolg gegen den FC Schalke 04. Am vergangenen Wochenende feierte der Club zudem den emotionalen Einzug in die zweite Pokalrunde, als er sich beim Drittligist, aber zugleich dem letztjährigen Pokalschreck aus Saarbrücken im Elfmeterschießen durchsetzte.

Die "Lilien" indes starteten mit zwei Niederlagen gegen Fortuna Düsseldorf (0:2) und den SC Paderborn (1:3) in die Zweitliga-Saison. Zumindest nach dem Arbeitssieg im DFB-Pokal gegen Teutonia Ottensen kehrte zwischenzeitlich Erleichterung beim Bundesliga-Absteiger ein. Nun wollen die Südhessen dem ersten Pflichtspiel-Erfolg auch den ersten der Zweitliga-Saison folgen lassen – und bekommen es dafür mit einem ihrer Lieblingsgegner zu tun: Von den zwölf Partien, in denen sich der Club und die "Lilien" seit 2014 in der 2. Bundesliga gegenüber standen, gewann Darmstadt sechs Spiele. Die Franken gingen hingegen nur dreimal als Sieger vom Platz, zuletzt beim 3:1-Heimsieg in der Saison 2021/22.

In der darauffolgenden Saison verlor der Club sowohl am Böllenfalltor als auch im heimischen Achteck mit 0:2 beziehungsweise mit 0:1 – Ergebnisse, welche für das südhessisch-fränkische Duell eigentlich eher selten sind: In den insgesamt 14 Zweitligaduellen fielen 48 Treffer, also im Schnitt 3,4 Tore pro Spiel.

Der Gegner

Von einem derart torreichen Sonntagskick ist aber diesmal nicht auszugehen – zumindest nicht vor dem Hintergrund der bisherigen Statistiken des SV Darmstadt 98. So weiß die Mannschaft von Cheftrainer Torsten Lieberknecht vernünftig zu verteidigen: Zwar kassierten die "Lilien" schon fünf Gegentreffer in den bisher zwei Spielen, dabei übertrafen aber die Paderborner und die Düsseldorfer ihre "Expected Goals". Grundsätzlich ließen bisher nur drei Zweitligisten mehr Chancen beziehungsweise aussichtsreichere Chancen zu als Darmstadt (durchschnittlich 1,25 erwartete Gegentore pro Spiel). Zum Vergleich: Der Club liegt mit 1,95 erwarteten Gegentoren pro Spiel laut dem Statistikportal "fbref.com" auf dem viertletzten Platz.

Offensiv hingegen macht sich insbesondere der Abgang von Marvin Mehlem beim SV Darmstadt 98 bemerkbar. Zwar verpflichteten die Südhessen unter anderem mit Luca Marseiler und Fynn Lakenmacher interessante und vielversprechende Offensivspieler aus der dritten Liga, bislang fehlt es aber an Kreativität und Durchschlagskraft. An den ersten beiden Spieltagen erspielten sich nur die Aufsteiger aus Ulm und Regensburg sowie Hertha BSC weniger aussichtsreiche Tormöglichkeiten als die Lieberknecht-Elf (0,7 erwartete Tore pro Partie).

Der SV Darmstadt scheint sich nach dem Bundesliga-Abstieg und dem Abschied diverser Leistungsträger erst finden zu müssen. Ein Symbol für den gegenwärtigen Umbruch ist Clemens Riedel: Das Abwehr-Talent aus der eigenen Jugend spielt mit nur 21 Jahren seine vierte Profi-Saison – und ist damit nach den Routiniers Fabian Holland, Tobias Kempe, Marcel Schuhen und Matthias Bader der dienstälteste Spieler in der durchschnittlich drittältesten Mannschaft der 2. Bundesliga. Im DFB-Pokal führte der junge Innenverteidiger die "Lilien" gar als Kapitän aufs Spielfeld.

Das Wiedersehen

"Auch wenn wir abgestiegen sind, hatte ich ein gutes halbes Jahr in Darmstadt. Das wird ein schönes Wiedersehen", freut sich Julian Justvan auf die Rückkehr an seine frühere Wirkungsstätte. Aber auch die Darmstädter Tobias Kempe und Fabian Nürnberger treffen am Sonntag auf ehemalige Kollegen.

Letzter spielte von 2019 bis 2023 beim Club, ging im rot-schwarzen Trikot seine ersten Schritte im Profifußball und avancierte etwa im Relegations-Hinspiel gegen Ingolstadt zum Matchwinner. Bei den "Lilien" ist der 25-Jährige inzwischen auf der linken Schiene gesetzt und zog mit guten Leistungen auch das Interesse aus Bulgarien auf sich.

Ja, Bulgarien. Schon in der anstehenden Länderspielpause im September könnte Nürnberger nämlich sein Länderspieldebüt für das Heimatland seiner Mutter geben, Nationaltrainer Illian Illiev berief den Linksfuß für die beiden Nations-League-Partien gegen Belarus und Nordirland in den Kader. Zuvor steht aber bekanntlich das Wiedersehen mit seinen ehemaligen Nürnberger Kollegen an.

Die Übertragung

Die Partie im Merck-Stadion am Böllefalltor (Anpfiff um 13.30 Uhr) wird einzig im PayTV zu sehen sein. Sender "Sky" überträgt sowohl das Einzelspiel als auch die Konferenz. Kostenlos kann man das Spiel in der Audio-Übertragung der "ARD-Audiothek", in der "Sportschau"-App sowie im Fanradio beider Teams verfolgen.

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