Strittige Szene

„Das sieht nur ein Blinder nicht“: Schalke schäumt nach Platzverweis - Klose kann es nachvollziehen

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

10.8.2024, 20:03 Uhr
Nach Ron Schallenbergs Platzverweis verstehen die Schalker die Welt nicht mehr.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Nach Ron Schallenbergs Platzverweis verstehen die Schalker die Welt nicht mehr.

Die erste Hälfte der Partie zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem FC Schalke 04 neigt sich dem Ende zu. Die Gäste liegen nach einem Treffer von Ibrahima Cissé verdient mit 0:1 in Front, der zu diesem Zeitpunkt passive und fehlerbehaftete FCN ist mit dem Ergebnis gut bedient. Doch dann stellt eine Szene die Partie innerhalb weniger Sekunden komplett auf den Kopf: Im Mittelfeld verspringt Ron Schallenberg der Ball, Caspar Jander geht dazwischen - es kommt zum Zusammenstoß.

Die TV-Bilder zeigen: Schallenberg kann den Ball gegen Jander nicht mehr erreichen, versucht aber noch zurückzuziehen. Er löst den Zusammenstoß aus - letztlich ist es aber Jander (dem in dieser Szene natürlich keinerlei Absicht zu unterstellen ist), der Schallenberg am Knöchel trifft. Schiedsrichter Nicolas Winter bewertet die Szene als Foul des Schalkers - und zeigt Gelb-Rot. Schallenberg, der wegen theatralischen Reklamierens zuvor bereits verwarnt worden ist, muss mit der Ampelkarte frühzeitig runter.

Schalker Verantwortliche sind sich einig

Die Schalker Verantwortlichen haderten im Anschluss der Partie mit der Entscheidung. Als "Gamechanger" bezeichnete Trainer Karel Geraerts den Platzverweis auf der Pressekonferenz nach der Partie: "Wir haben alle gesehen, dass Ron Schallenberg seinen Fuß auf den Boden setzt und der Nürnberger Spieler gegen Rons Fuß kickt. Der Schiedsrichter hat, glaube ich, falsch herum entschieden - es war eine Gelbe Karte für Nürnberg, dann spielen sie zu zehnt (Jander war zum Zeitpunkt der Aktion bereits verwarnt, d. Red.)."

Wesentlich deftigere Worte fand Schalkes Kapitän Karaman im Gespräch mit "Sky" unmittelbar nach der Partie: "So eine Fehlentscheidung, das kotzt mich einfach an. Er (Jander, Anm. d. Red.) trifft Ron Schallenberg auf den Fuß und wir werden dafür bestraft. Absolute Frechheit diese Entscheidung, das killt für mich das ganze Spiel und ich hab gar kein Verständnis dafür."

Ähnlich deutlich äußerte sich Sportdirektor Marc Wilmots: "Das ist eine klare Fehlentscheidung, das ganze Spiel kippt. Das muss rot für Nürnberg geben, nicht für uns - ich denke er muss sich nur die Bilder anschauen, dann sieht er das ganz genau. Nur ein Blinder sieht das nicht."

"Wir spielen Fußball": Klose zeigt Verständnis Schalker Ärger - und für Janders Platzverweis

Miroslav Klose konnte den Ärger der Gäste verstehen: "Wir spielen Fußball, da gehören Zweikämpfe dazu - und auch ein bisschen Fingerspitzengefühl bei den Schiedsrichtern", sagte er auf der Pressekonferenz nach der Partie. "Solche Sachen sind spielentscheidend, das kann in beide Richtungen kippen."

Auf den Platzverweis seines eigenen Spielers Caspar Jander angesprochen, antwortete Klose: "Er trifft ihn (Adrian Gantenbein, d. Red.) mit der Sohle, das ist dann klar, dass es Gelb-Rot gibt." Janders erste Gelbe Karte war ebenso kurios wie die von Ron Schallenberg - der Neuzugang des 1. FC Nürnberg sah sie für eine recht deutliche Schwalbe im ersten Durchgang.

Eine Unsportlichkeit sah Klose in der Aktion seines Schützlings nicht: "Ich kenne den Charakter von dem Jungen. Er sieht, er (der Gegenspieler) kommt mit gestrecktem Bein, und dann will er sich schützen, indem er in der Luft ist und nicht auf dem Boden. Da mache ich ihm überhaupt keinen Vorwurf, ich kenne den Jungen, er würde niemals eine Schwalbe machen." Dennoch räumte er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel ein, dass er "Verständnis" für die erste Gelbe Karte hatte.

Geraerts hadert, Klose wird laut

Auch abseits der Platzverweise äußerten sich die beiden Trainer zum Spiel. Geraerts sah eine starke erste Halbzeit seiner Mannschaft: "Wir haben Nürnberg nicht Fußball spielen lassen, haben Druck auf den Gegner ausgeübt und mit dem Ball sehr gute Sachen gemacht." In Hinblick auf die Chancenverwertung seiner Elf im ersten Durchgang fügte er an: "Wenn ich etwas kritisieren will, dann den Umstand, dass wir in der ersten Halbzeit nur ein Tor geschossen haben. Wir haben 2-3 große Chancen gehabt, die wir nicht nutzen, das ist unser Fehler."

Miroslav Klose hingegen musste in der Pause deutliche Worte finden, wie er nach dem Spiel wissen ließ: "Das, was Schalke gut gemacht hat in der ersten Halbzeit, haben wir gar nicht gut gemacht. Wir haben zu selten unsere Positionierung gefunden, es dem Gegner viel zu einfach gemacht. Wir haben fast ängstlich gewirkt, nicht mutig genug, und viel zu häufig wieder lange Bälle gespielt. Deswegen bin ich in der Halbzeit etwas lauter geworden und musste die Jungs wirklich aufwecken, dass die an sich glauben."

Kloses Lautstärke als Mittel zum Erfolg?

Mit Erfolg, wie es scheint: "In der zweiten Halbzeit haben wir viele Positionswechsel gehabt. So können wir den Gegner besser bewegen und kreieren automatisch Chancen. Wir sind manchmal über die Flügel durchgebrochen, haben das Spiel umgangen, geflankt. Auch die Positionierung im Sechzehner war da. Da waren viele gute Sachen dabei. Das alles können wir auch - das haben wir schon oft genug bewiesen - auch, wenn es elf gegen elf geht."

Mit Lautstärke zum Erfolg also? Klose erklärt: "Schon im Training unter der Woche war es ein bisschen lauter bei mir. Jetzt eben auch nach dieser ersten Halbzeit. Wenn es so weitergehen muss, werde ich auch weiterhin laut sein, wenn die Jungs dann aktiv sind und viele Sachen richtig machen."

Verwandte Themen


42 Kommentare