Duell mit Tabellennachbar
Der Club vor Darmstadt: Drexler-Debüt, Torwart-Transfer und eine Fähigkeit, die beide Teams haben
30.01.2025, 16:53 Uhr"Schwer zu greifen" sollte seine Mannschaft sein, das betonte Miroslav Klose zu Beginn seiner Amtszeit in Nürnberg regelmäßig, wenn es darum ging, seine Spielidee zu beschreiben oder offensive Lösungen zu entwickeln. Dass Florian Kohfeldt, der Cheftrainer des kommenden Gegners, dem 1. FC Nürnberg genau jene Fähigkeit, "schwer zu greifen" zu sein, zuschrieb, dürfte für die Arbeit von Miroslav Klose am Valznerweiher sprechen. Zugleich aber bringt der Club diesen Nachweis eines lebendigen, dynamischen und variablen Offensivspiels nur in unregelmäßigen Abständen. Beim Gastspiel auf Schalke am vergangenen Wochenende etwa agierten die Franken in der Offensive ideen- und harmlos, zugleich in der Defensive wacklig und anfällig. Entsprechend endete das Duell mit den Knappen mit einer 1:3-Niederlage.
Zwar erkennt Klose sowohl im Spiel mit als auch gegen den Ball eine Entwicklung bei seiner jungen Truppe: "Wir wissen, welchen Weg wir in Ballbesitz gegangen sind und auch welchen Weg wir defensiv gegangen sind", erklärte er bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Darmstadt. Gerade in der Defensive habe sein Team aber noch immer Probleme, so schnell wie möglich hinter den Ball zu kommen, die Kompaktheit zu wahren und schlichtweg solide zu verteidigen. Natürlich könne man gegen Zweitligisten wie dem FC Schalke 04, die zahlreiche hoch veranlagte Einzelkönner in ihren Reihen haben, "nicht alles wegverteidigen, aber wir bekommen zu einfache Tore" - etwa wenn Nürnberger ihre Gegenspieler im Strafraum aus den Augen verlieren oder individuelle Fehler zu Gegentoren führen.
Gerade der SV Darmstadt 98, der am Freitagabend (18.30 Uhr) im Max-Morlock-Stadion gastiert, bringt Vieles mit, um diese defensiven Nachlässigkeiten zu bestrafen. Die Lilien erzielten in der laufenden Saison die zweitmeisten Tore aller Zweitligisten, verfügen zudem über eine sehr variable Offensive mit schnellen, kreativen, aber auch bulligen und abschlussstarken Spielern. Das musste der Club bereits im Hinspiel am Böllenfalltor erleben, als die damals noch von Torsten Lieberknecht trainierte Mannschaft über weite Strecken des Spiels die bessere Truppe war: "Wir wissen, wie wir gegen die gespielt haben auswärts, wie viele Probleme wir gegen sie hatten", blickt Klose auf das mühsame 1:1-Remis im August zurück. An den Lilien schätzt der 46-Jährige, dass sie Eins-gegen-Eins-Situationen auflösen können und dass sie dank vieler Positionswechsel in Ballbesitz - natürlich - "schwer zu greifen" sind.
Um gegen diesen Gegner zu bestehen, braucht es laut Klose am Freitagabend einerseits Mut, andererseits auch die "richtige Einstellung": Seine Jungs müssten "viel defensiv laufen, um überhaupt an den Ball zu kommen". Vielleicht kommt dem heimstarken und auswärtsschwachen Club dabei entgegen, dass er nach Ansicht des Cheftrainers zuhause "mutiger und anders" spielt und sich auch mehr Chancen herausspielt. Grundsätzlich aber möchte Klose keinen Unterschied zwischen Heim- und Auswärtsspielen machen, wenngleich die Punktebilanz - nämlich 17 Heim-Zähler und acht Punkte in fremden Stadien - eine andere Sprache sprechen: "Eigentlich ändert sich nicht viel. Genauso wie wir zuhause spielen, wollen wir auswärts auftreten."
Kurzfristige Entscheidung bei Emreli und Castrop
Verglichen aber mit der Startelf könnte sich im Heimspiel gegen Darmstadt verglichen zum Auswärtsspiel auf Schalke sehr wohl etwas ändern - notgedrungen und wahlweise. Notgedrungen, da möglicherweise Jens Castrop ausfällt: Der junge Mittelfeldmann trainierte zuletzt individuell, nahm nicht am Mannschaftstraining teil. Zwar ergaben die Untersuchungen, dass keine gravierende Verletzung bei dem 21-Jährigen vorliegt, ein Einsatz am Freitag bleibt dennoch fraglich. Die Entscheidung wird nach Angaben des Cheftrainers erst am Vormittag des Spieltages getroffen.
Darüber hinaus drängen Mahir Emreli und Tim Drexler in die Startelf. Der aserbaidschanische Stürmer verpasste das Schalke-Spiel aufgrund einer Gelbsperre, steht nun aber wieder zur Verfügung und hat sich im Training "gut präsentiert". Der 27-Jährige könnte wieder in den Doppelsturm neben Tzimas rücken, war er doch zuletzt gesetzt auf dieser Position. Es könne "durchaus sein, dass er auf der Platte steht", es sei aber eine "50/50-Entscheidung", welche Klose am Freitagmorgen treffen will. Neuzugang Drexler heizt derweil den Konkurrenzkampf in der Dreierkette an. "Er hat sich im Training in den Vordergrund gespielt, macht seine Sache sehr gut, ist ein ganz schlauer Spieler", adelte Klose das Abwehrtalent. Der 19-Jährige habe inzwischen die Abläufe kennengelernt und sich durch die Trainingsleistung verdient, mehr Minuten zu sammeln - sei es per früherer Einwechslung oder gar in der Startelf.
Klose über Torwartgerücht: "Wir sind ja beim Club"
In Sachen Personal gab es noch ein weiteres Thema auf der Pressekonferenz zu besprechen: Niederländischen Medienberichten zufolge ist der 1. FC Nürnberg an einer Leihe von Diant Ramaj, Torhüter von Ajax Amsterdam, interessiert. Klose, der sich zuletzt erst für Jan Reichert aussprach, wiegelte die aufkeimenden Gerüchte aber ab: "Darüber bin ich nicht informiert, das ist mir neu." Bei dem Gerücht handelt es sich demnach wohl um eine Ente, die im Fußballgeschäft allgemein und insbesondere beim 1. FC Nürnberg nicht selten ist: "Gestreut wird ja immer, wir sind ja beim Club."
2 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen