19. Spieltag
Ernüchterung nach der Euphorie: Woran ist der Club auf Schalke gescheitert?
25.1.2025, 20:33 UhrDen Schwung aus dem Spiel gegen Karlsruhe wollten sie mitnehmen in die Partie auf Schalke. Vor lauter Euphorie hatten ein paar Spieler schon den Blick nach oben werfen wollen. Trainer Miroslav Klose hatte schon direkt nach der Partie und auch in der vergangenen Woche sein Bestes gegeben, sein Team und den ganzen Verein wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Klose will eine ruhige Saison, eine ohne Abstiegs- aber auch ohne Aufstiegskampf. "Ich weiß, wo die Spieler hinwollen. Und ich will das auch. Irgendwann. Aber das muss organisch wachsen", hat Klose schon in der Pressekonferenz direkt nach dem Spiel gegen den KSC gesagt.
Könne man nicht nachlegen, würde man nach zwei Spielen mit genauso vielen Punkten wie in der Hinrunde dastehen, nur mit umgekehrten Ergebnissen. Und genau so sollte es passieren. Von dem Schwung, von der Überlegenheit, der Souveränität und der Sicherheit, mit der der Club vor einer Woche noch begeistert hatte, war auf Schalke wenig zu sehen - besonders in den ersten 20 Minuten.
"Wir sind gar nicht ins Spiel gekommen, hatten zu große Abstände und wurden dann zu langen Bällen gezwungen", sagt Klose nach dem Spiel. "Wenn man die Wucht des Stadions und die Intensität der Schalker Mannschaft sieht, dann musst du bereit sein. Denn wenn du zu spät bist, dann nehmen sie Schwung auf und das ist dann gefährlich."
Wie gefährlich das ist, hat der Club hart zu spüren zu bekommen. Nach einer Viertelstunde stand es auf einmal 0:2 und die Nürnberger hatten noch nicht einmal richtig ins Spiel gefunden. Schalke drückte, dominierte, lief hoch an - und stellte den Club vor Probleme. Probleme, für die "wir vor allem in den ersten 15 bis 20 Minuten keine Lösungen gefunden haben", wie Julian Justvan es nach der Partie formuliert.
Doch was war passiert? Wo ist es hin, das ganze Selbstbewusstsein, das gegen Karlsruhe so deutlich zu spüren war? Um das zu beantworten, muss man sich natürlich auch den Gegner anschauen. Auf dem Papier war der KSC zwar die größere Herausforderung - Tabellenzweiter mit Chancen auf die Spitze. Schalke dagegen stand vor dem Spiel vier Punkte hinter dem Club. Auf dem Platz sah das aber ganz anders aus.
Fehlende Spielkontrolle
Während der KSC enttäuschend auftrat, wenig Druck machte und den Club auch einfach ein bisschen machen ließ, startete Schalke am Samstagnachmittag furios. Vom Anstoß an waren die Königsblauen in den Zweikämpfen, im Gegenpressing, im Druck. Und der Club war nicht bereit. Die Nürnberger wurden wahrlich überrannt und fanden in dieser ersten Phase des Spiels kein Mittel, um dagegenzuwirken.
Bei beiden Toren sah die Abwehr nicht gut aus, Kloses Team schien sich noch im Halbschlaf zu befinden. Gerade die Ruhe im Aufbauspiel, die Ideen nach vorne und die Giftigkeit in den Zweikämpfen, die gegen Karlsruhe noch zum verdienten Sieg geführt haben, konnte der Club einfach nicht auf den Platz bringen. Schalke ließ ihm dafür schlicht keinen Platz und keine Zeit. "Wir wollten eigentlich die Spielkontrolle haben, sind aber nur hinterhergelaufen und haben deshalb verdient verloren", sagt Justvan.
Schalke sei kaltschnäuziger gewesen, habe sich klare Chancen erspielt, so Klose. "Wir haben dann nach 20 Minuten ein bisschen umgestellt, wodurch wir etwas mutiger wurden und uns mit dem 1:2 belohnen." Ab Mitte der ersten Halbzeit gelang es dem Club dann schließlich, ein bisschen besser ins eigene Spiel zu finden und sich selbst Chancen zu erarbeiten. Trotzdem konnten sich die Nürnberger nicht richtig vom Druck der Schalker lösen. "Das 3:1 kurz vor der Pause war dann aber wieder zu billig", findet Klose klare Worte.
Systemumstellung auf eine Spitze
Im Gegensatz zum Rückrundenauftakt hat der Trainer auf Schalke mit Stefanos Tzimas als alleiniger Spitze spielen lassen. Mahir Emreli musste gelbgesperrt pausieren, für ihn rutschte Florian Flick ins zentrale Mittelfeld und bildete gemeinsam mit Jens Castrop, Julian Justvan und Caspar Jander eine Raute im Mittelfeld. Damit einhergehend lief der Club die Hausherren nicht vorne an, sondern ließ sie kommen und konnte ihnen in der Verteidigung dann nicht die Stirn bieten. Tzimas war dadurch vorn oft allein, konnte keinen Druck auf die Abwehrkette machen und hatte bei eigenem Ballbesitz oder Kontern immer wieder keine Anspielstation.
Grundsätzlich ist das ein Opfer, das man bringen kann, wenn dafür die Defensive steht. Sowohl im Mittelfeld als auch in der Abwehrreihe hat es auf Schalke aber gehapert, immer wieder sind Lücken entstanden, Gegenspieler sind viel zu leicht vorbeigekommen.
Keine Lösungen aus dem Pressing
Dazu kam noch, dass die Nürnberger es nicht schafften, sich spielerisch aus dem Schalker Pressing zu lösen. Eine Woche zuvor konnten sie die Anlaufversuche des KSC noch souverän aushebeln und sich durch Doppelpässe und ansehnlichen Kombinationsfußball aus der eigenen Hälfte befreien. Gegen Schalke gelang das nicht, weil die Gastgeber besser und konsequenter anliefen. Aber auch, weil sie immer wieder Druck auf Keeper Jan Reichert machten, der darunter immer wieder einzuknicken drohte. Das zeigte auch eine Szene in der 79. Minuten, als Reichert den angreifenden Schallenberg anschoss und der Ball nur knapp am Tor vorbeiging.
Die langen Bälle, mit denen der Club sich schließlich zu helfen versuchte, kamen schnell wieder zurück und ließen keinen klaren Spielaufbau zu. Nicht unwesentlich war dabei auch, dass die beiden Außen in der Fünferkette - Danilo Soares und Oliver Villadsen - so viel mit Verteidigen beschäftigt waren, dass Ausflüge nach vorn kaum möglich waren. So waren Castrop und Jander immer wieder an den Seitenlinien zu sehen, ein Weg über den Flügel fehlte aber trotzdem oft als Anspielstation nach vorne.
Das Spiel auf Schalke hat gezeigt, dass die junge Mannschaft von Miroslav Klose gerade unter Druck ihre Stabilität und Sicherheit noch finden muss. Gegen Karlsruhe hat sie gezeigt, dass sie die Fähigkeiten besitzt, sich gegen stark besetzte Mannschaften zu behaupten. Wichtig ist es für den FCN, von Beginn an wach zu sein und dem Gegner das eigene Spiel aufzudrücken, statt ihn in Schwung kommen zu lassen. Gegen die punktgleichen Lilien aus Darmstadt am kommenden Freitag trifft der Club direkt auf eine Mannschaft aus dem direkten Umfeld. Auch für eine ruhige Saison gilt es dann, sich zu beweisen.
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