Streichliste beim FCN?
Entwicklung vs. Punkteausbeute: Club-Coach Klose mit großer Hinrunden-Bilanz & Transfer-Ausblick
23.12.2024, 20:36 UhrDer Sieg vor 30.676 Zuschauern am Samstag ist nicht nur der erste Erfolg seit dem 8:3-Spektakel gegen Jahn Regensburg Ende Oktober, sondern könnte sich auch als wertvoller Impuls für den Jahreswechsel erweisen. 22 Zähler hat der Club in 17 Partien geholt, überwintert mit sechs Punkten Rückstand auf den oberen Relegationsplatz (HSV) und acht Vorsprung auf Platz 16 (Ulm). Man könnte sagen, der FCN ist da, wo ihn aufgrund eines neuerlichen Umbruchs vor Saisonstart viele erwartet haben - und doch gehört mehr zur Geschichte als der bloße Blick aufs Tableau. Am Valznerweiher ist man sich einig: Die Ausbeute der Hinrunde ist "ein bisschen zu wenig", erzählt Casper Jander im Interview nach Spielende. "Die Mannschaft hat natürlich auch gesehen, dass mehr möglich gewesen wäre", ergänzt der Chefcoach.
Mit großen Erwartungen und jeder Menge Ungewissheit ist Klose im Sommer in Nürnberg die Nachfolge von Cristian Fiél angetreten. Sein Ziel: eine junge, hungrige Mannschaft um vielversprechende Talente zu einer Einheit schmieden und entwickeln. Das ist phasenweise hervorragend gelungen, manchmal musste der Club aber auch Lehrgeld zahlen. Besonders die vergangenen Wochen haben weh getan - sieben sieglose Partien in Folge ihre Spuren hinterlassen. Der vor der Partie mit Sonderlob gewürdigte Florian Flick stößt in dieselbe Kerbe: "Jetzt müssen wir lernen, die Spiele dann auch zuzumachen. Gerade wenn man die Leistungen in den letzten Wochen sieht, sind das eindeutig zu wenig Punkte."
Und doch ist auch vieles gut beim in den letzten Jahren krisenerprobten "Ruhmreichen". Es mache ihm unheimlich Spaß, die jungen Spieler weiterzuentwickeln, verrät Klose. "Ich glaube an unseren Weg." Mit der Entwicklung sei er unheimlich zufrieden, "weil ich weiß, wo wir angefangen haben. Es ist eine Gemeinschaft, eine Einheit entstanden, auf die ich unheimlich stolz bin. Wir haben eine fantastische Kabine mit einer wirklich guten Stimmung." Nach dem erfolgreichen Hinrunden-Abschluss gönnt Klose sich einige entspannte Tage in sonniger Umgebung. "Ich weiß noch nicht mal, wo es hingeht", gesteht der deutsche WM-Rekordtorjäger mit einem Lächeln, bevor er die letzte Medienrunde des Jahres verlässt. Auch seine Spieler dürfen durchatmen, am 3. Januar geht es dann am Valznerweiher wieder ans Eingemachte.
Und die Learnings der letzten Monate? "Man lernt nie aus, ich bin unheimlich glücklich, dass ich so ein Trainerteam habe", umschifft Klose gekonnt. Was wünschen sich die Clubberer also für 2025? "Wir gehen mit gemischten Gefühlen in die Winterpause. Wir stehen über dem Strich, das zählt, aber wir hätten deutlich mehr Punkte hätten holen können und uns belohnen müssen. Wir sollten weniger Gegentore bekommen", sieht Torwart Jan Reichert Verbesserungsbedarf und kündigt für das kommende Jahr "volle Attacke" an. "Vielleicht haben wir in der Vorrunde etwas liegen gelassen, was wir uns in der Rückrunde holen. Wir müssen kaltschnäuziger werden", ergänzt Ex-Torjäger Klose. Für den FCN geht die Saison am 19. Januar 2025 mit einem Heimspiel gegen den Karlsruher SC weiter.
Ob sich bis dahin der Kader noch verändert, ist eine der beliebtesten Frage- und Spekulationsrubriken für Reporter während des winterlichen Transferfensters. Doch um Wechsel realisieren zu können, müsste der Club zunächst einmal Spieler abgeben. 32 Mann zählt der üppige Zweitliga-Kader aktuell - und ist teilweise dennoch arg spärlich besetzt. So stehen beispielsweise für die Dreierkette in der Abwehr nur vier gelernte Innenverteidiger (Knoche, Jeltsch, Karafiat, Seidel) zur Verfügung. Wohl auch deshalb hat man den Vertrag mit Defensivspezialist Ondrej Karafiat vorzeitig verlängert. "Ondrej ist ein absoluter Vorzeigeprofi", lobt Sportvorstand Joti Chatzialexiou. Als der Verein mit der Vertragsverlängerung auf ihn zugekommen sei, habe er keine Sekunde gezögert, erklärt der Verteidiger selbst. Doch was tut sich sonst?
"Wir sind in Gesprächen, je nachdem, was im Winter passiert. Fakt ist, wir müssen Spieler erst mal loswerden", verrät Klose in der kleinen Medienrunde nach der Pressekonferenz. Kanji Okunuki und Benjamin Goller zählen zu wahrscheinlichen Verkaufskandidaten im Winter, ebenso wie Dauerreservist Taylan Duman. Mittelfeld-Leihgabe Michal Sevcik kommt kaum zum Zug und könnte eine Veränderung im Winter anstreben. Flügelflitzer Florian Pick ist nach gutem Start in die Versenkung der Tiefen des Nürnberger Kaders verschwunden und bekommt nur sporadisch Spielminuten. Stürmer Nummer drei, Janni Serra, kickt mehr in der Regional- als in der zweiten Bundesliga - und damit seinen Ansprüchen hinterher. Eine vorzeitige Auflösung der Leihe wäre zumindest denkbar. Doch der dick besetzte Kader hat auch einen Vorteil: Der Konkurrenzkampf sei laut Klose groß - "es scheppert im Training". Vorerst wird es aber besinnlich um den 1. FC Nürnberg, nach einem Arbeitssieg, der sich als wertvoller Impuls für den Jahreswechsel erweisen könnte.
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