Pure Dramatik
FCN gewinnt 4:3 in Magdeburg: Justvan setzt Spektakel-Spiel mit Last-Minute-Siegtor die Krone auf
08.02.2025, 15:09 Uhr![Julian Justvan setzte in einem furiosen Spiel den Schlusspunkt und ließ den 1. FC Nürnberg jubeln. Julian Justvan setzte in einem furiosen Spiel den Schlusspunkt und ließ den 1. FC Nürnberg jubeln.](https://images.nordbayern.de/image/contentid/policy:1.14573713:1739028042/08022025__Fussball__Saison_2024_2025__2.jpg?f=16%3A9&h=816&m=FIT&w=1680&$p$f$h$m$w=78a8a5c)
Ein Weltmeister hatte einen Weltmeister zu ersetzen: Miroslav Klose musste beim Auswärtsspiel gegen den 1. FC Magdeburg notgedrungen eine Veränderung in der Startelf vornehmen. Mit der Aufgabe, den nach Stuttgart abgewanderten Finn Jeltsch zu ersetzen, durfte demnach Neuzugang Tim Drexler in der Startelf debütieren.
Zudem begann der wieder genesene Castrop statt Mahir Emreli. Entsprechend spielte der Club mit einer Sturmspitze und einer Doppelzehn aus Rafael Lubach und Julian Justvan, um gegen die spielstarken Magdeburger Kompaktheit im Mittelfeld zu gewährleisten.
Traumstart für den Club
Ein Schuss, ein Tor, der Club – zumindest so ähnlich: Der 1. FC Nürnberg, der bislang nicht als eiskalte Effizienzmaschinerie in Erscheinung getreten war, ging beim Gastspiel in Magdeburg mit seiner ersten Chance direkt in Führung. Nach einer abgeblockten Ecke kam Julian Justvan am linken Flügel an den Ball und durfte frei flanken: Seine Hereingabe fand am kurzen Pfosten Ondrej Karafiat, der per Kopf zur Führung ins lange Eck traf (5. Minute).
In der Folge riss der aufstiegsambitionierte 1. FC Magdeburg das Spiel zunehmend an sich, konnte seinen Ballbesitz aber zunächst gegen clever und engagiert verteidigende Nürnberger nicht in Chancen ummünzen. Die erste gefährliche Möglichkeit bot sich den Hausherren erst in der 19. Minute: Martijn Kaars nahm eine hohe Hereingabe im Strafraum herunter, drängte dabei aber etwas nach außen. Aus spitzem Winkel und aus der Drehung gelang es dem torgefährlichsten Stürmer der 2. Bundesliga nicht mehr, den Ball mit ausreichend Druck und Präzision an Club-Keeper Jan Reichert vorbeizubringen.
Der Club hatte in dieser Phase durchaus seine Probleme im eigenen, wenigen Ballbesitz: Gegen hochpressende Magdeburger verloren die Nürnberger mitunter früh den Ball und gaben ihn durch Abstimmungsfehler oder Ungenauigkeiten selbst aus der Hand. Gegen den Ball hatte der Club zunehmend seine Mühen, bereits nach rund 20 Minuten nahmen sich Reichert und seine Mitspieler für Abstöße und Einwürfe viel Zeit, um kurz vom Magdeburger Dauerdruck zu verschnaufen. Der Club agierte zunehmend passiver – und erhielt dafür die Quittung: Magdeburgs Innenverteidiger Marcus Mathisen zirkelte einen Freistoß, den Robin Knoche unmittelbar vor dem eigenen Strafraum verursacht hatte, herrlich in die Maschen zum verdienten 1:1-Ausgleich (27.).
Dank Elfer und Eigentor: 3:1-Pausenführung für den Club
Dieses Ergebnis hatte keine drei Minuten Bestand, ehe Robin Knoche seinen "Fehler", sofern man das vorangegangene Foul als solchen bezeichnen kann, wieder gut machen konnte: Nachdem Rafael Lubach infolge eines Hackentricks eindeutig im Strafraum zu Fall gebracht wurde, trat der Nürnberger Kapitän zum Elfmeter an. Der Routinier jagte den Ball humorlos mittig unter die Latte – und stellte damit die fränkische Führung wieder her (30.).
Die wilde Phase des Duells hielt aber weiterhin an: Auf das Magdeburger Traumtor und die blitzschnelle Nürnberger Elfer-Antwort folgte ein kurioses Eigentor – der dritte Treffer binnen sechs Minuten. Jens Castrop kam nach ungenauem Zuspiel und ohne wirkliche Unterstützung halblinks vor dem Magdeburger Strafraum an den Ball. Der zukünftige Gladbacher zog aus gut 16 Metern mit links ab aus einer eigentlich relativ aussichtslosen Situation, hatte dann aber das Glück des Tüchtigen: Der Ball wurde zweimal abgefälscht und prallte letztlich vom Knie eines Magdeburger Abwehrmannes ins Tor. Ein Eigentor, das der Nürnberger Effizienz an diesem Tag vorerst die Krone aufsetzte, aber auch aufzeigte, wie viel Glück der Club mitunter in seinen Aktionen hatte. Egal wie: Der 1. FC Nürnberg ging mit einer 3:1-Führung gegen den Tabellendritten in die Halbzeitpause, nachdem die Gastgeber in der Nachspielzeit noch eine doppelte Großchance sträflich vergaben.
Offener Schlagabtausch in der zweiten Hälfte
Im zweiten Durchgang zeichnete sich zunächst ein offeneres, ausgeglicheneres Spiel als noch in der ersten Hälfte, in welcher die Hausherren ihre Gäste phasenweise einschnürten. Sowohl der Club als auch Magdeburg kamen zu Chancen, wobei die Franken sogar aussichtsreichere Möglichkeiten hatten: Unter anderem Caspar Jander, Rafael Lubach und Berkay Yilmaz scheiterten aber - am Torwart oder aufgrund von technischen Unsauberkeiten.
Nachdem etwa eine Stunde gespielt war, deutete sich eine abermals wilde Phase an in einem Spiel, das zu diesem Zeitpunkt kaum Spielfluss hatte. Erst wünschte sich Magdeburg einen Elfmeter, nachdem Jander den Ball im eigenen Strafraum weggespitzelt hatte und dabei angeblich Martijn Kaars zu Fall gebracht haben soll. Der Schiedsrichter hatte die Situation aber richtig bewertet und entschied sich gegen einen Elfmeter. Danach brachte sich der Club selbst in die Bredouille, als er erst den Ball im Spielaufbau verliert und dann Reichert, der den aufspringenden Ball noch unterschätzt hatte, gerade noch so das Spielgelenk aus der Gefahrenzone lenkt. Da der Keeper dabei Baris Atik abräumt, werden abermals Forderungen nach einem Elfmeter laut. Wenig später bot sich dem Klose-Club die Chance zum 4:1: Tzimas lief in einer Kontersituation nach einer Ablage von Caspar Jander mehr oder minder frei auf den Magdeburger Schlussmann Reimann zu, scheitert im Versuch, den Ball ins lange Eck zu bringen, aber am Keeper (64.).
Der Club hätte alles klar machen können, vergab aber seine Chancen - und stattdessen machte Magdeburg das Spiel nochmal scharf: Martijn Kaars, der Top-Stürmer des FCM, kam nach einer schnell ausgeführten Ecke links im Sechzehner an den Ball und traf ins rechte untere Eck (72.). Nach ebendiesem Anschlusstreffer musste der Club, der nun Routinier Danilo Soares (für Berkay Yilmaz) und Neuzugang Janis Antiste (für Jens Castrop) auf dem Platz hatte, nochmal zittern - aber nur kurz.
Der Club musste nicht lange bangen, denn es dauerte ohnehin nur sechs Minuten, bis der zuvor zunehmend drohende Ausgleich fiel: In der 78. Minute gelang es den Gästen nicht, den Ball final im eigenen Strafraum zu klären - letztendlich fiel der Ball vor die Füße von Hugonet, der den Ball aus kurzer Distanz in die Maschen drosch. 3:3 - und Magdeburg machte weiter, drängte auf den vierten Treffer. Reichert und insbesondere Karafiat, der in der 84. Minute mit einer überragenden Grätsche gegen Ahl Holmström in höchster Not rettete, verhinderten zunächst Schlimmeres.
Nürnbergs Cheftrainer Miroslav Klose reagierte und brachte Neuzugang und Innenverteidiger Fabio Gruber für Oliver Villadsen, dafür rückte Tim Drexler auf die Außenverteidiger-Position (84.). Der Club fand dann selbst wieder besser ins Spiel und hätte in Person von Tzimas den Lucky Punch setzen können: Der Grieche luchste dem weit aufgerückten, zum Dribbling aufgelegte Torwart Reimann den Ball weit vor dem Strafraum ab, verzog seinen Abschluss aufs leere Tor dann aber doch deutlich (87.). Auch in der Schlussphase hatten beide Teams noch vielversprechende Angriffe und mitunter aussichtsreiche Konter. Verwertet wurde nur eine dieser Möglichkeiten - und zwar vom Club: Janis Antiste bediente per Hacke Julian Justvan, der von rechts nach innen zog und mit seinem feinen linken Fuß den Ball platzierte ins lange Eck zirkelte (90.+5). 4:3 für den Club, der Lucky Punch in der Nachspielzeit, der krönende Höhepunkt für ein Fußball-Spektakel und schlichtweg der Siegtreffer für die Nürnberger.
1 Kommentar
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen