Heckings Nachfolger

Jetzt ist es fix! Das ist der neue FCN-Sportvorstand Joti Chatzialexiou

Jonas Volkert

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30.5.2024, 16:00 Uhr
Der neue Mann beim 1. FCN: Joti Chatzialexiou.

© IMAGO/Eibner; NEWS5/Friedrich, NN Der neue Mann beim 1. FCN: Joti Chatzialexiou.

Der metaphorische weiße Rauch weht über dem Vereinsgelände des 1. FC Nürnberg am Valznerweiher: Der Club hat den Nachfolger für den geschassten Sportvorstand Dieter Hecking gefunden. Joti Chatzialexiou zeichnet sich künftig verantwortlich für die sportlichen Geschicke beim Club, wie der Verein am Mittwoch per Pressemitteilung verkündet. "Mein großes Ziel ist es, beim und mit dem traditionsreichen Club sportlich neue Impulse zu setzen und damit meinen Teil zu einer erfolgreichen Zukunft beizutragen", erklärte der 48-Jährige. Sein Ziel ist es, den Club weiter nach vorne zu bringen. "Und das geht nur gemeinsam mit Leidenschaft und gegenseitigem Respekt", so Chatzialexiou weiter. Er freue sich vor allem auch auf die Kontakte zu den treuen Club-Fans.

Am Montag, den 3. Juni, soll der Nachfolger von Hecking in einer Pressekonferenz vorgestellt werden. Doch wer ist der neue Strippenzieher beim "Ruhmreichen"?

Engagements auf Funktionärsebene im Vereinsfußball sucht man in Chatzialexious Vita bislang vergeblich – eine Parallele zu seinen Vorgängern Dieter Hecking und Robert Palikuca. Im Profifußball war der Deutsch-Grieche bislang hauptsächlich auf Verbandsebene tätig, war bis Ende 2023 in verschiedenen Funktionen beim Deutschen Fußball Bund angestellt. Dennoch ist man beim Club vom 48-Jährigen offenbar überzeugt.

Ein Mann der Nachwuchsarbeit

Nicht zuletzt Chatzialexious Aufgaben beim DFB dürften dafür ausschlaggebend gewesen sein: ab Januar 2018 als "Sportlicher Leiter" und vor allem zuletzt stark in die Arbeit der Frauen-Nationalmannschaft involviert, agierte er von 2011 bis Ende 2017 als DFB-Nachwuchskoordinator. Auch beim Club setzt man seit Jahren auf die Talente des eigenen Nachwuchsleistungszentrums, um den Profi-Kader trotz mitunter klammer Kassen auch ohne Transfers mit Qualität zu füllen. Beim DFB stieß der neue Club-Sportvorstand auch zuletzt noch Reformen im Bereich der Talentförderung an und galt als Antreiber des "Projekt Zukunft", in dessen Folge die Nachwuchsligen des Verbands neu organisiert wurden.

Klar ist aber auch: Chatzialexiou ist kein Ja-Sager. Den DFB verließ er "auf eigenen Wunsch", wie es Anfang Dezember 2023 hieß, nach 20 Jahren, um sich neuen beruflichen Aufgaben zu widmen. Wie freiwillig sein Weggang vor gut einem halben Jahr wirklich war, ist allerdings fraglich: Chatzialexiou galt als Vertrauter des ehemaligen Geschäftsführers der deutschen Nationalmannschaft Oliver Bierhoff. Auf dessen Abgang Ende 2022 folgten beim Verband weitreichende Umstrukturierungen - zu deren wenigstens indirekten Folgen auch Chatzialexious Ausscheiden Ende des vergangenen Jahres zählen dürfte.

Nachtritt gegen DFB

Dazu passt auch, dass der ehemalige Verbandsmitarbeiter im Nachhinein wenig Positives über seinen ehemaligen Arbeitgeber verlauten ließ. Die Rückkehr von Toni Kroos etwa bezeichnete er als "Armutszeugnis für den deutschen Fußball". Auch auf die Gesamtentwicklung im Verband blickte er im Februar 2024 noch wenig optimistisch: "Wir wollen den deutschen Fußball zurück an der Weltspitze sehen. Stand jetzt habe ich ein bisschen Bauchgrummeln, weil ich nicht weiß, ob wir auf gewissen Positionen die Qualität haben werden, um Titel zu gewinnen."

Privat ist wenig über Panagiotis, genannt "Joti", Chatzialexiou bekannt. Der Deutsch-Grieche ist Vater zweier Kinder, wurde selbst in Frankfurt am Main geboren. Laut Bild-Informationen sei er - im Gegensatz zu Vorgänger Hecking - aber dazu bereit, für das Engagement beim 1. FCN auch den Lebensmittelpunkt in die Noris zu verlegen.

Politisches Engagement

Übrigens äußerte sich der Neue beim Club zuletzt politisch gänzlich anders als sein Vorgänger. Bezeichnete Hecking die Proteste gegen Rechts Anfang des Jahres noch als "Folklore", war Chatzialexiou selbst in Frankfurt bei der Demonstration anwesend: "Ich liebe das Land, in dem ich geboren, aufgewachsen bin und noch heute gerne lebe. Wenn ich dann merke, dass es eine Partei gibt, die Menschen wie mich nicht mehr hier haben will, die für dieses Land und seine Werte einstehen, habe ich dafür kein Verständnis", sagte er damals gegenüber T-Online.

Bei seinem Abschied vom DFB erklärte der 48-Jährige übrigens, er wolle sein "Wissen und meine Leidenschaft für eine innovative Nachwuchs- und Eliteförderung gemeinsam mit meinem globalen Netzwerk (...) auch noch an einer anderen Stelle im sich dynamisch entwickelnden internationalen Fußball" einbringen. International dürfte es in Nürnberg erst einmal nicht zugehen. Aber dank vieler Baustellen beim Club vielleicht ja wenigstens dynamisch.

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