Zu Gast beim Schlusslicht

Klose vor Regensburg: „Wenn man oben mitspielen möchte, muss man drei Punkte holen“

Sara Denndorf

Werkstudentin

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28.03.2025, 14:12 Uhr
Miroslav Klose lobte seinen Schützling Julian Justvan, der im letzten Duell mit Regensburg einen Sahnetag erwischt hatte.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Miroslav Klose lobte seinen Schützling Julian Justvan, der im letzten Duell mit Regensburg einen Sahnetag erwischt hatte.

Ob der kommende Gegner denn irgendwelche Stärken hat, fragt ein Journalist den Nürnberger Cheftrainer Miroslav Klose bei der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den SSV Jahn Regensburg. Tatsächlich rangiert die Jahnelf derzeit relativ abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz, stellt die harmloseste Offensive und zugleich die anfälligste Defensive der 2. Bundesliga.

Spricht Klose vor anderen Partien über den kommenden Gegner, lobt er etwa deren Variabilität im Angriffsspiel, einzelne Unterschiedsspieler oder die Arbeit des Trainers. Angesprochen auf die Stärken der Regensburger zögert Klose, antwortet dann aber: „Man kann der Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen, was die Intensität und die Laufbereitschaft angeht.“ Der Kampfgeist und die Intensität zählen zur DNA der Regensburger Fußballer, die nach dem Aufstieg in der Vorsaison nun an ihre – angesichts der Bedingungen und des Kaderwerts erwartbaren – Grenzen geraten.

Regensburg zuhause gut gegen gute Gegner

Und dennoch gelang es den Regensburgern, die nach der Einschätzung insbesondere laufen und kämpfen können, mit diesen beiden Grundtugenden einige eigentlich in allen Belangen bessere Gegner vor eine anspruchsvolle Aufgabe zu stellen: In den letzten drei Heimspielen besiegte die Jahnelf die Berliner Hertha und erkämpfte sich je einen Punkt gegen den Hamburger SV und den SC Paderborn.

Drei Teams, die allesamt mit gänzlich anderen Ambitionen als die Regensburger in die Saison gestartet waren. Drei Teams, die gänzlich andere Voraussetzungen mitbringen. Drei Teams, die eigentlich in allen Belangen besser sein sollten als der SSV Jahn. Und dennoch gewann keines dieser drei Teams zuletzt in Regensburg.

Entsprechend konstatierte Klose vor dem Auswärtsspiel im Jahnstadion: „Wir müssen viel, viel investieren.“ Denn obwohl die Oberpfälzer fußballerisch sicher limitiert sind und nicht ansatzweise über die Qualität verfügt, die der Club allein mit Caspar Jander, Julian Justvan oder Stefanos Tzimas in seinen Reihen weiß, werden die Regensburger den Franken alles abverlangen. „Wir müssen unser Ding gut machen, damit es für Regensburg schwer wird“, gab Klose die Marschrichtung vor.

„Unser Ding“ heißt wohl auch, dass die Nürnberger ihrem Spielstil auch auf womöglich schwierigem Geläuf in der Donaustadt treu bleiben will. Zwar spielt der Boden ebenso wie die Tatsache, dass mindestens 5.000 Club-Anhänger in Regensburg erwartet werden, eine Rolle in der Vorbereitung auf die Partie, dennoch stellte Klose vor dem gefühlten Heimspiel klar: „Wir stellen unser Spiel nicht um. Wir wissen, wie der Gegner spielen wird, dass sie uns zustellen werden und dass auch der eine oder andere lange Ball dabei sein wird. Aber wir wollen überall Fußball spielen, egal auf welchem Platz.“

Keine Ausfälle, eine 50-50-Entscheidung

Personell kann der Nürnberger Cheftrainer am Sonntag aus dem Vollen schöpfen. Zwar waren einige Spieler zuletzt angeschlagen und krank, sie alle kehrten laut Klose aber wieder ins Training zurück. Auch aus der Länderspielpause sind sämtliche Nationalspieler „gesund zurückgekehrt“ – darunter etwa Jens Castrop, der mit der deutschen U21 unterwegs war. Der Mittelfeldmotor verpasste das Derby aufgrund eines Infektes, wusste im Anschluss bei der Nationalmannschaft zu überzeugen und drängt im Verein nun zurück in die Startelf. Aber: Rafael Lubach, der Castrop gegen Fürth vertreten hatte, macht es nach Einschätzung seines Trainers „momentan richtig gut“. Entsprechend steht Klose vor einer „50-50-Entscheidung“, über die der 46-Jährige noch eine Nacht schlafen wolle.

Gesetzt ist indes Julian Justvan, der auf der Zehnerposition im Hinspiel mit drei Treffern und einem Assist brillierte. Insgesamt sammelte der Offensivmann in der laufenden Saison 16 Scorer und ist laut Klose „an so vielen Toren irgendwo immer beteiligt“. Der Coach schwärmte: „Er kann Eins-gegen-Eins-Situationen spielerisch mit einer gewissen Leichtigkeit auflösen. Alles, was er am Ball macht, hat Hand und Fuß.“ Zudem denke der Feinfuß stets einen Schritt voraus. Das betrifft nicht nur Spielsituation, sondern auch das große Ganze: Zuletzt äußerte der 26-Jährige – entgegen der vorsichtigeren Kommunikation seines Trainers – dass der Club „oben ran schnuppern“ wolle.

Das könnte in den kommenden Wochen ganz gut klappen, spielt der 1. FC Nürnberg doch noch gegen sämtliche Aufstiegsanwärter – und damit gewissermaßen direkte Konkurrenten – wie den Hamburger SV oder den 1. FC Köln. Zunächst steht aber das Gastspiel beim Tabellenschlusslicht in Regensburg an. „Wenn man oben mitspielen möchte, muss man sicherlich die drei Punkte einholen“, gab Cheftrainer Klose auf der Pressekonferenz zu, erwartet aber „ein ganz hartes Spiel“. Der deutsche Rekordtorschütze weiß aber auch um die Schwierigkeiten nach einer Länderspielpause: „Wir haben brutale Qualität in unseren Reihen. Wir müssen performen. Ich war lange genug Nationalspieler und weiß, dass das unheimlich schwer wird am Sonntag.“

Wenn der Club also am Sonntag in Regensburg gastiert, geht es vermutlich weniger um die Intensität und Kampfbereitschaft der Hausherren, um deren Boden, um die Unterstützung der Fans. Vielmehr geht es wohl darum, dass der Club bei diesem Charaktertest nach der Länderspielpause vor den Duellen mit Top-Gegnern einfach das macht, was sich Miroslav Klose wünscht: „Unser Ding.“

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