Erste Pressekonferenz

„Mitten drin und schon am Schwimmen“: Was Sportvorstand Joti Chatzialexiou mit dem FCN plant

Jonas Volkert

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3.6.2024, 15:02 Uhr
Viel zu tun und trotzdem gut gelaunt: Der neue Sportvorstand beim 1. FCN Joti Chatzialexiou.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink/Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Viel zu tun und trotzdem gut gelaunt: Der neue Sportvorstand beim 1. FCN Joti Chatzialexiou.

"Ich bin mitten drin und schon am Schwimmen", sagte der neue Club-Sportvorstand Joti Chatzialexiou bei seiner Begrüßungs-Pressekonferenz am Montag, dem 3. Juni. Eine treffende Erstanalyse: Selbst für den an turbulente Verhältnisse gewöhnten Nürnberger Herzensverein sind derzeit außergewöhnlich viele Baustellen offen. Zur schwachen Rückrunde der Herren-Mannschaft, zehn Abgängen aus dem Profi-Kader, dem Abstieg der Frauen-Mannschaft und Groß-Projekten wie dem Stadion-Neubau gesellt sich dieser Tage eine weitere Mammutaufgabe hinzu. Cristian Fiél wird im kommenden Jahr nicht mehr auf der Trainerbank des "Ruhmreichen" Platz nehmen, wie Chatzialexiou direkt zum Auftakt seines ersten Pressegesprächs verkündete.

Sorgen macht sich der Hecking-Nachfolger deshalb aber keineswegs, die vielen Umbrüche sieht er als Chance, selbst Neues zu gestalten - "und ich bin ein guter Schwimmer", verkündete der gut aufgelegte neue Mann beim Club selbstbewusst. Was plant der neue Club-Strippenzieher?

Chatzialexiou "packt voll und ganz an!"

Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Meier saß an Montagmorgen auf dem Podest im Max-Morlock-Stadion und begründete, wie sein Gremium zur Ernennung Chatzialexious gekommen ist. Ausschlaggebend sei unter anderem Chatzialexious Verbindungen zur Jugendarbeit gewesen, aber auch die Bereitschaft, den Verein und die Region zu repräsentieren. Nach den ersten Tagen im Amt sei er sich nun endgültig sicher: "Er packt voll und ganz an!"

Mit Fiél habe er ein "sehr offenes, vertrauensvolles Gespräch gehabt", so Chatzialexiou. Fíel habe ihm dabei erklärt, dass "er eine neue Herausforderung sucht." Dass es den Ex-Coach wohl gen Berlin zur Hertha zieht, ist ein offenes Geheimnis, auch wenn Chatzialexiou das an diesem Montagmorgen noch nicht bestätigen wollte. Schockiert habe ihn die Entscheidung aber nicht - und: "Wenn jemand vom Herzen her woanders hin will, dann ist das so." Er fordere von einem Trainer eine vollständige Identifikation mit dem Verein und "dass du für den Club brennst" - das war bei Fíel nicht mehr der Fall. Wie hoch die Ablöse für den Ex-Trainer ausfällt, wollten weder Chatzialexiou noch Meier verraten.

Wer wird der neue Trainer beim Club?

Einen Trainerwechsel sehe er auch als Chance, so Chatzialexiou, der auf die Entscheidung des scheidenden Trainers vorbereitet war: "Ich habe eine Liste mit Menschen, bei denen ich mir ganz gut vorstellen kann, dass sie zum Club passen." Fíels Vorstellung vom attraktiven Fußball teile er aber grundsätzlich weiterhin, weshalb er "trotz der Hypothek" einer Rückrunde mit lediglich 17 Punkten mit dem Coach weitergearbeitet hätte. Trotzdem: "Ich suche keinen Fíel 2.0." Chatzialexiou schätze kontrollierten Ballbesitzfußball und verlange von der Mannschaft eine "andere Intensität und Leidenschaft" - dass man in der abgelaufenen Saison zu den Teams mit den schwächsten Zweikampfwerten und der geringsten Laufbereitschaft gezählt habe, seien Themen, die man angehen müsse.

Auch zum Kader für das kommende Jahr äußerte sich Chatzialexiou. Ihm sei wichtig, dass man "eine gute Achse im Kader" aus zwei bis drei Führungsspielern habe. Außenrum müsse man dann "die Jungen" intergrieren. Mit Kaderplaner Olaf Rebbe, dessen Netzwerk im deutschen Profifußall er sehr schätze, habe er am Sonntag den ganzen Tag gesprochen und den Eindruck gewonnen, dass gute Vorarbeit geleistet worden sei. Die DNA des Clubs möchte er beibehalten, verstärkt aber auch auf junge Talente setzen, die "am besten aus dem eigenen Stall hochkommen." Als Beispiele nannte er dabei Can Uzun, Finn Jeltsch und "unseren Goalie, der in Hamburg im Tor stand."

Bundesliga? "Müssen die Dinge realistisch einordnen."

"Nürnberg hat hervorragende Fans, die auch jetzt in der schweren Zeit zum Club gehalten haben." Langfristig sei daher die Bundesliga daher durchaus ein Ziel. Mit dem Ansatz, vor allem auf junge Spieler zu setzen, sei ein Aufstieg kurzfristig aber unrealistisch: "Das ist mir bewusst, das habe ich aber auch dem Aufsichtsrat gesagt." Es gehe zunächst darum, die Dinge realistisch einzuordnen - weshalb der Neu-Nürnberger auch erst einmal das Ziel "Top 25" in Deutschland ausruft. Für die kommende Spielzeit 2024/25 wünsche er sich vor allem, "dass wir im nächsten Jahr eine ruhigere und entspanntere Saison haben."

Für Nürnberg habe er sich nicht zuletzt wegen der guten Kontakte zum Nachwuchsleistungszentrum rund um Michael Wiesinger und Dieter Frey entschieden. Ersterem habe er deshalb auch gesagt, "dass ich ihn und meine Liebe zur Jugend damit signalisieren möchte, dass er auch in die Gespräche unseres Lizenzbereichs mit involviert wird." Chatzialexiou will die "Brücke schlagen zwischen Jugend und Profis."

Von Fußballverrückten Franken und der Ersatz-Religion FCN

Auch, dass die Menschen in Franken "positiv verrückt" seien, wenn es um den Club gehe, der hier "fast eine Religion" sei, habe ihn überzeugt. "Schlussendlich waren es aber die Gespräche" mit dem Aufsichtsrat, die den Ausschlag für den Club gegeben hätten. Mit Raphael Schäfer und Chhunly Pagenburg habe er im ersten Gespräch fast drei Stunden nur über Fußball gesprochen: "Das hat mir gutgetan", da habe er gesehen "da sind Leute im Aufsichtsrat, die Lust haben, Dinge umzusetzen, die eine Vision für den Club haben."

Es gibt also viel zu tun für Nürnbergs neuen Sportvorstand. Zu viel? Nein, meint Chatzialexiou: "Das sind Herausforderungen, da muss man anpacken, das ist unser Job, das darf uns nicht umreißen. Im Gegenteil: Wir schauen, dass es nach vorne geht und nutzen diese Chancen, nochmal andere Akzente zu setzen!" Bei derart turbulenten ersten Arbeitstagen darf man sich wohl auch nachsichtig zeigen, wenn dem neuen Sportvorstand der Name von Nachwuchstorhüter Jan Reichert noch nicht direkt präsent ist.

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