0:2 bei den Lilien
Müde auf der Baustellen-Party: Der FCN muss sich Darmstadt beugen
29.10.2021, 20:50 UhrAuch an der Nieder-Ramstädter Straße entsteht gerade etwas Neues. Die ohnehin aufstrebende Fußball-Mannschaft des SV Darmstadt darf bald auch noch in einem neuen Stadion antreten, gut die Hälfte ist schon fertig. Entsprechend groß schien die Vorfreude auf der ausverkauften Baustelle zu sein, beim ersten Flutlichtheimspiel mit Zuschauern seit über zwei Jahren.
"Oh Lilien, oh Lilien, oh Lilien": Dass der zuvor noch ungeschlagene 1. FC Nürnberg die rundum spürbare Aufbruchstimmung würde entscheidend dämpfen können, hielten sie in Darmstadt vorab doch für eher unwahrscheinlich. Immerhin galten die Blau-Weißen zuhause nach zuletzt fünf Siegen als praktisch unschlagbar, der anstrengende Pokal-Auftritt der Gäste am Dienstagabend gegen den HSV musste natürlich ebenfalls in die Hochrechnungen mit einfließen.
Irgendwann, so die Vermutung, würde dem "tollen Gegner", wie der Stadionsprecher vorab ein bisschen schmeichelte, schon der Saft ausgehen. Es dauerte erstaunlich lange, obwohl der Club bei seiner ersten Saisonniederlage früh in Rückstand geriet, sich fortan aber auf die eigenen Qualitäten besann und zwischendurch nah dran war am Ausgleich. Nach 59 Minuten aber die Entscheidung, als Christopher Schindler aus Versehen zum 0:2-Endstand einköpfte, anschließend fehlte es den Gästen sowohl an Kraft als auch an Personal, um noch mal zurückzukommen.
Wer die Nürnberger schon beim gemeinsamen Warmmachen beobachte, sah eine vor allem hoch motivierte Gruppe. Keine Spur von Müdigkeit, zumal mit Christian Mathenia, Manuel Schäffler und Taylan Duman auch drei mehr oder weniger ausgeruhte Kräfte in der Startformation standen. Sie wirkten extrem fokussiert, mussten aber schon nach knapp 100 Sekunden tief durchatmen: Philip Tietz‘ Direktabnahme fehlten nur ein paar Zentimter.
Pfeiffer ohne Probleme
Die Nürnberger brauchten etwas, um sich in heißer Atmosphäre zu sortieren. Nach Dumans feiner Vorarbeit schaufelte Schäffler die Kugel knapp über den Querbalken (8.), zwei Minuten später liefen sie aber einem Rückstand hinterher. Tim Handwerker konnte Braydon Manus Hereingabe in den Rücken der Abwehr nicht verhindern, wo Luca Pfeiffer im Strafraum unbedrängt einschieben durfte. Nach einer halben Stunde köpfte der Torjäger zudem an den Pfosten.
Die Lilien zogen sich mit dem Vorsprung im Rücken weit zurück und überließen dem Club das Mittelfeld. Phasenweise 75 Prozent Ballbesitz dokumentieren die optische Überlegenheit; richtig gefährlich sollte es erst in der Schlussphase des ersten Durchgangs wieder werden, als Nikola Dovedan erst knapp an einem Schuss des Kapitäns vorbeirutschte und wenig später nach einem Fehler von Marcel Schuhen den Abpraller nicht verwerten konnte, auch Schäffler scheiterte am Darmstädter Schlussmann.
Robert Klauß‘ Elf enttäuschte keineswegs, sah zu Beginn der zweiten Halbzeit aber trotzdem geringfügig anders aus. Der Trainer wechselte drei Mal, Asger Sörensen musste mit einer Kopfverletzung in der Kabine bleiben. Für ihn verteidigte fortan Mario Suver, Fabian Nürnberger und Erik Shuranov sollten offensiv für neue Impulse sorgen.
Viel Drang, wenig Sturm
Der Club nahm die Herausforderung an, drängte nach Wiederbeginn auf das 1:1, ohne richtig konkret zu werden in seinen Bemühungen. Wie es geht, zeigte der SV Darmstadt nach knapp einer Stunde. Nach Tobias Kempes Eckstoß lag der Ball im Netz, weil Christopher Schindler, massiv bedrängt von Thomas Isherwood, ein Eigentor unterlief. Die Proteste der Nürnberger halfen nichts, der Treffer zählte. Obwohl der Darmstädter kräftig nachhalf, wie die Fernsehbilder zeigten.
Unterkriegen ließen sie sich trotzdem nicht, sondern machten einfach weiter. Nürnberger prüfte Schuhen mit einem kräftigen Schuss von der Strafraumgrenze, es blieb eine enge, ja auch eine spannende Auseindersetzung. Die entgültig entschieden gewesen wäre, wenn Mathenia einen Kopfball des eingewechselten Seydel nicht spektakulär pariert hätte.
Der Sieg für Darmstadt ging letztlich in Ordnung, so dass die Baustellen-Party auch nach dem Schlusspfiff einfach nicht enden wollte. Jetzt aber ohne die traurigen Gäste aus Nürnberg.
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