Frust und Mut

Unglücklich oder inkonsequent? Gegen Düsseldorf lässt der Club nun zum vierten Mal Punkte liegen

Alicia Kohl

Redakteurin

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1.12.2024, 19:25 Uhr
Ein spätes Gegentor lässt den Club weiter auf einen Sieg warten.

© IMAGO/Sportfoto Zink / Daniel Ma/IMAGO/Zink Ein spätes Gegentor lässt den Club weiter auf einen Sieg warten.

Mit hängenden Köpfen gehen die Spieler vom Feld, die Enttäuschung kann man förmlich greifen. Es ist frustrierend. Denn es ist nicht das erste Mal. Beim 2:2 gegen Düsseldorf hat der Club gut gespielt, ist überzeugend aufgetreten und war über große Teile der Partie die bessere Mannschaft. Genauso wie in Paderborn, gegen Kaiserslautern und beim HSV. Trotzdem sind aus diesen vier Spielen für den FCN nur drei Punkte rausgesprungen. Zu wenig. Besonders, wenn man sich die Leistung von Kloses Team anschaut.

Nach Startschwierigkeiten in die Saison hat sich der Club unter Trainer Miroslav Klose langsam immer mehr gefunden - mit der Krönung durch den 4:0-Derbysieg und den 8:3-Kantersieg gegen Regensburg. In diesen Spielen war es eine wahre Freude, dem Club zuzuschauen. Doch seitdem warten die Nürnberger auf einen weiteren Sieg, drei Unentschieden und eine Niederlage später ist der Dreier schon wieder knapp verpasst. Und das, obwohl er oft eigentlich schon zum Greifen nahe war.

Die Spielfreude hat der Club aber auch in den letzten Spielen nicht verloren. Er überzeugte mit ansehnlichen Kombinationen, aggressiver Zweikampfführung und schönen Toren. Man kann erkennen, dass Klose und sein Team sich verstehen, dass sie einen Plan haben, motiviert sind. Aber zuletzt hat das irgendwie nicht gereicht. Gerade das frustriert.

"Es fühlt sich schon wie eine Niederlage an", sagt Finn Jeltsch, der mit dem 1:0 sein erstes Profi-Tor erzielte. "Wir haben es verpasst, sie zu killen." Auch Robin Knoche wirkt geknickt: "Ich glaube, wir haben wieder Punkte liegenlassen. Das ärgert uns extrem. Wir müssen zusehen, dass wir das cleverer über die Zeit bringen und uns belohnen." Auch für Keeper Jan Reichert überwiegt die Enttäuschung. "Wir hätten das Spiel gewinnen müssen."

Wichtig ist es, nachzulegen

Warum hat es also wieder nicht geklappt? "Einfach gesagt haben wir zu wenig Tore geschossen und zu viele bekommen", sagt Klose auf der Pressekonferenz nach dem 2:2 gegen Düsseldorf und lacht. Das ist aber natürlich keine befriedigende Antwort, denn die Frage bleibt: Warum?

Insgesamt ist Klose eigentlich auch zufrieden mit seiner Mannschaft, er lobt die gute Abstimmung, die dominante erste Halbzeit und die Leichtigkeit im Spiel. "Letztendlich geht das Unentschieden in Ordnung, das muss ich so unterschreiben", sagt er. Seine Spieler seien in Halbzeit zwei nicht mehr scharf genug in den Zweikämpfen gewesen, hätten zu viel hinterherlaufen müssen, hätten zu viel gezögert. "In den letzten Wochen sind uns so viele Punkte verloren gegangen. Aber so ist Fußball, man muss sich alles hart erarbeiten."

Klose betont, dass er eine junge Mannschaft habe, die in vielen Situationen schon dazu gelernt und die richtigen Schlüsse gezogen habe. Für ihn ist klar, dass ein Spiel immer Phasen hat. Wichtig sei es dann aber, in diesen Phasen nachzulegen und schärfer, mutiger und gieriger zu bleiben.

"Wir sind auf dem richtigen Weg"

Zu diesem Nachlassen nach der Pause kam am Sonntagnachmittag dann auch noch Pech. Villadsen geht unklug in das Kopfballduell mit Johannesson und verursacht einen Elfmeter. Julian Justvan trifft den Elfmeter zuvor auch beim zweiten Versuch nicht und bugsiert den Ball in der 90. Minute dann noch unglücklich ins eigene Tor. "Ich mache ihm da keinen Vorwurf", sagt Klose klar, "Wir werden ihn aufbauen und ich würde mir wünschen, dass er beim nächsten Mal da wieder hingeht."

Natürlich war der Elfmeter eine spielentscheidende Situation. Gerade in einer Phase, in der der Club sich schwer getan hat, hätte ein 2:0 Wunder bewirken können. Trotzdem ist es zu leicht, alles auf diese Szene zu schieben. Schließlich hätte der Club schon in der ersten Halbzeit nachlegen können, "wir hatten Möglichkeiten, die müssen wir machen", so Klose. Das müsse man sich heute vorwerfen.

Doch nicht nur heute, auch in den vergangenen Spielen hat der Club es verpasst, in den guten Phasen ein oder gleich mehr Tore zu schießen und den Gegner so gleich deutlich auf Abstand zu halten. Dazu kommt noch, dass das Team von Miroslav Klose in jedem Spiel eine Phase hat, in der es ein bisschen den Boden unter den Füßen verliert und zu schwimmen beginnt. In diesem Momenten ist es sicher auch das Selbstbewusstsein, das wieder aufgebaut werden muss. Zu leicht denkt man in solchen Momenten an die vergangenen Spiele, in denen es nicht gut gegangen ist. Dadurch wächst die Unsicherheit.

Auch das hat man im Spiel gegen Düsseldorf gesehen. Nachdem der Club in Halbzeit eins souverän und überzeugt aufgetreten ist und sich auch vom Pressing der Fortuna nicht aus der Ruhe bringen ließ, wirkte die Mannschaft in der zweiten Hälfte zum Teil fahrig und unsicher, die Leichtigkeit war verloren. "Ich bin trotzdem überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagt Klose. Und er sagt es mit einer solchen Ruhe und Überzeugung, dass man ihm glaubt. Wenn die Mannschaft das auch tut, dürfte der nächste Sieg nicht mehr lange auf sich warten lassen.

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