Keine Zukunft beim FCN?
Weit hinter den Erwartungen: Die enttäuschende Bilanz der Nürnberger Leihspieler
28.6.2024, 07:35 UhrNeue Saison, neuer Umbruch, neue Gesichter: Der Kader des 1. FC Nürnberg für die Spielzeit 2024/25 nimmt langsam Konturen an. Die beiden jungen Mittelfeld-Talente Rafael Lubach (19, Borussia Dortmund U19) und Caspar Jander (21, MSV Duisburg) verstärken den Club im Zentrum, hinzu kommt mit Danilo Soares ein routinierter Linksverteidiger mit Bundesliga-Erfahrung (32, VfL Bochum). Zuletzt wurde auch der Transfer des slowakischen Torhüters Michal Kukucka (22, AS Trencin) eingetütet. Griechenlands Sturmtalent Stefanos Tzimas von PAOK Thessaloniki landete am Dienstag in München und sollte den Medizincheck am Mittwoch absolvieren.
Zudem ranken sich diverse Gerüchte um weitere potenzielle Neuverpflichtungen, darunter Robin Knoche von Champions-League-Teilnehmer Union Berlin. Bei all den bereits bestätigten und den möglichen Neuzugängen stellt sich aber auch die Frage: Was passiert mit den Spielern, die schon – oder: wieder – da sind?
Ein Quartett jedenfalls fehlte beim Trainingsauftakt – und wohl auch in Zukunft: Johannes Geis, Ahmet Gürleyen, Jannes Horn und Christoph Daferner sind für Gespräche mit neuen Vereinen freigestellt. Letzterer zählt zum durchaus größeren Kreis an Leih-Rückkehrern, die dem 1. FC Nürnberg zur neuen Saison theoretisch wieder zur Verfügung stehen könnten. Tatsächlich empfahlen sich die wenigsten für eine zweite Chance in Nürnberg oder ein längeres Engagement bei ihrem Leihverein. Ein Überblick über die Leistungen und Entwicklungen der vom Club verliehenen Spieler.
Manuel Wintzheimer
Es war kein Desaster, aber in Summe wohl zu wenig: Manuel Wintzheimer blickt abermals auf eine wenig zufriedenstellende Leihe zurück. Der Angreifer kam in der 3. Liga zwar auf 30 Einsätze, die aber tendenziell eher der Kategorie "Kurzeinsatz" zuzuordnen sind. Nur elfmal stand der 25-Jährige in der Startelf. Auch seine Torquote ist mit einem Treffer und zwei Vorlagen ausbaufähig und kein Argument für eine Weiter-Anstellung – weder bei der Arminia, die nach dem Abstieg aus dem Unterhaus lange um den Klassenerhalt in der 3. Liga spielte, noch beim Club.
Wintzheimer trainiert derzeit lediglich mit der U23 des 1. FC Nürnberg und befindet sich in Gesprächen mit potenziell neuen Klubs. Demzufolge steht das Engagement des Unterfranken unweit seiner Heimat Arnstein nach zwei Jahren, welche er überwiegend bei Leihen in Braunschweig (Rückrunde der Saison 2022/23) und eben Bielefeld (Spielzeit 2023/24) verbrachte, vor dem Aus.
Jermain Nischalke
So groß der Hype war, so schnell flachte er auch wieder ab: Jermain Nischalke gewann nach seinem Leih-Wechsel im Sommer 2023 zur Reserve von Borussia Dortmund ob seines Namens schnell die Sympathien der BVB-Anhänger. Sportlich gelang es dem 21-Jährigen allerdings nicht ansatzweise, den Namens-Hype mit fußballerischen Glanzleistungen und Toren zu unterfüttern. Der Stürmer kam in nur zwölf Drittliga-Partien überhaupt zum Einsatz, stand seit März zudem nicht einmal mehr im Kader. In Summe stehen nur 257 Minuten Einsatzzeit, kein Tor und keine Vorlage zu Buche.
Nach dem Leihende führt der Weg des Youngsters weder über die Schwarzgelben noch über den Club, sondern über die Regionalliga: Nischalke wechselt zur neuen Saison ablösefrei zum FC 08 Homburg.
Tim Handwerker
Für Tim Handwerker hätte es kaum bitterer laufen können: Der Linksverteidiger wechselte für die Rückrunde auf Leihbasis in die Niederlande. Sein Wunsch: Der Linksverteidiger, der sich im Kampf um einen Stammplatz beim 1. FC Nürnberg hinter Youngster Nathaniel Brown anstellen musste, wollte wieder regelmäßig spielen.
Das gelang ihm auch beim FC Utrecht nicht – allerdings nicht aus sportlichen Gründen: Wenige Wochen nach dem Wechsel zog sich der 26-Jährige bereits zum zweiten Mal in seiner Karriere einen Kreuzbandriss zu, der ihn für den Rest der Saison außer Gefecht setzen sollte. Bis dato hatte der Linksfuß in fünf möglichen Spielen insgesamt 19 Minuten gespielt. Nach Ende des Leihkontraktes kehrt der ehemalige U21-Nationalspieler vorerst nach Nürnberg zurück.
Christoph Daferner
Analog zu Wintzheimers Intermezzo auf der Alm verlief auch die Leihe von Christoph Daferner, der ebenso wie der Sturmkollege im Sommer 2022 nach Nürnberg gewechselt war, in Düsseldorf. Zwar kam auch der 26-Jährige bei der Fortuna auf Spielzeit, wurde in 18 Zweitliga-Partien sowie in beiden Relegationsduellen eingesetzt, ein Tor glückte dem Angreifer allerdings nicht.
Und auch abseits von Treffern, an denen Angreifer bekanntlich gemessen werden, wusste der frühere Dresdener in Düsseldorf nicht zu überzeugen: In der laut "kicker" notenbesten Mannschaft der 2. Bundesliga erhielt Daferner die Durchschnittsnote 4,07 – gepaart mit der mauen Torgefahr zu wenig, um die F95-Verantwortlichen davon zu überzeugen, die vereinbarte Kaufoption zu ziehen. Demzufolge kehrt der Offensivmann zurück nach Nürnberg – allerdings wohl nur nominell: Beim Trainingsauftakt fehlt Daferner, der für die kommenden Tage freigestellt ist, um Gespräche mit potenziell neuen Arbeitgebern zu führen.
Ali Loune
Es hätte seine Saison werden können: Das Fußballjahr 2023/24 begann für Ali Loune herausragend. Im August feierte der Mittelfeldspieler sein Zweitliga-Debüt, als ihm sein früherer Trainer Cristian Fiél beim 2:2-Remis gegen Hannover 96 in der Halbzeit das Vertrauen schenkte. In den darauffolgenden vier Partien kam der 22-Jährige zweimal über die komplette Spielzeit, zweimal für eine Halbzeit zum Einsatz. Und dann? Stand er nicht mehr im Kader. Florian Flick erhielt den Vorzug auf der Sechser-Position, für den Balleroberer Loune, der in der Spieleröffnung allerdings noch Schwächen offenbart hatte, blieb kein Platz im Herz des Nürnberger Spiels.
Um Spielpraxis zu sammeln und sich weiterzuentwickeln, entschied sich Loune für eine Leihe zu Austria Klagenfurt. "Wir haben die Hoffnung, dass er auf dem höchstmöglichen Niveau Spielpraxis sammeln kann, die er bei uns aktuell nicht bekommt. Teil unserer Ausrichtung ist es auch, hin und wieder durch Leihgeschäfte einen neuen Reiz zu setzen", erklärte Sportdirektor Olaf Rebbe vor der Rückrunde zum Leihgeschäft um Loune. Sämtliche Hoffnungen blieben allerdings unerfüllt: Der defensive Mittelfeldmann stand oftmals überhaupt nicht im Kader – und wenn doch, wurde er nicht eingewechselt. Letztendlich absolvierte der 22-Jährige keine einzige Pflichtspielminute für den österreichischen Bundesligisten. Berichten der "Bild"-Zeitung zufolge ist das Kapitel Klagenfurt im Sommer für Loune beendet – eine Rückkehr nach Nürnberg steht bevor.
Louis Breunig
Hier eine schwerwiegende Verletzung, dort eine Leihe ohne Einsatzzeit: In Summe verliefen sämtliche Leihen des 1. FC Nürnberg überwiegend enttäuschend. Eine Ausnahme stellt Louis Breunigs Zeit beim SSV Jahn Regensburg dar, die gut und gerne als die "perfekte Leihe" angesehen werden kann – wäre da nicht dieser eine Makel. Aber von vorne: Im Sommer 2023 wechselte der junge Innenverteidiger, der ein Jahr zuvor aus seiner Heimatstadt Würzburg nach Nürnberg gekommen war, auf Leihbasis zum zuvor abgestiegenen SSV Jahn Regensburg.
Bei dem oberpfälzischen Drittligisten avancierte der 20-Jährige zügig zum absolut gesetzten Stamm-Innenverteidiger: Breunig absolvierte 35 Spiele in der 3. Liga, in denen er allesamt von Anpfiff bis Abpfiff auf dem Rasen stand, sowie die beiden Relegationsspiele um den Aufstieg über die volle Distanz.
Kurz: Der Youngster entwickelte sich zu einer absoluten Säule in der jungen, komplett neu zusammengewürfelten Truppe der Regensburger – und könnte als gereifter Innenverteidiger, der eine gesamte Profisaison hinter sich hat und viel Erfahrung sammeln durfte, seine Fähigkeiten nun für den 1. FC Nürnberg einbringen. Aber: Wenig verwunderlich zog der SSV Jahn Regensburg, der vom fränkischen Sportvorstand Achim Beierlorzer geführt wird, die vereinbarte Kaufoption und lotst den U20-Nationalspieler für eine Ablöse in Höhe von 250.000 Euro weiter gen Ostbayern.