34:25 gegen Stuttgart! HCE lässt's nach der Pause scheppern

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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11.11.2020, 21:02 Uhr
Fäthes Ding! Der HC Erlangen besiegt auch dank Steffen Fäth den TVB Stuttgart in Nürnberg klar. 

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo Fäthes Ding! Der HC Erlangen besiegt auch dank Steffen Fäth den TVB Stuttgart in Nürnberg klar. 

Die Länderspielpause hatte Michael Haaß auch dazu genutzt, um sich Wege einfallen zu lassen, wie seine Mannschaft den so oft unüberwindbar scheinenden Johannes Bitter überwinden könnte. Jürgen Schweikardt, sein Erlanger Amtskollege, dürfte ähnliche Pläne verfolgt haben. Für ihn ging es darum, Klemen Ferlin vor neue Aufgaben zu stellen, die ersten sechs Spieltage hatten beiden Torhüter ja genutzt, um sich mit insgesamt 137 gehaltenen Bällen an die Bundesligaspitze zu parieren.

Als die Begegnung zwischen dem HC Erlangen und dem TVB Stuttgart am Mittwochabend angepfiffen wurde, da waren Ferlin und Bitter aber gar nicht erst in der Halle. Beide hatten sich auf ihren Reisen mit der Nationalmannschaft mit dem Coronavirus infiziert, das Duell der beiden formstärksten Torhüter der Bundesliga war ersatzlos gestrichen.
"Sein Ausfall ist schmerzhaft", sagte René Selke, der Erlanger Geschäftsführer, bevor er seinen Platz im Büro gegen den in der Arena tauschte, verwies aber auf "zwei weitere exzellente Torhüter im Kader".

Ziemers Faust treibt die Kollegen an

Tatsächlich durfte Martin Ziemer, der zweite Mann hinter Ferlin, gegen Stuttgart gleich zu Beginn zeigen, dass auf ihn ebenfalls Verlass ist. Vier Paraden sammelte er in den ersten Minuten, seine besten Aktionen hatte er sich aber für die zweite Halbzeit aufgehoben, als er seine Quote nach und nach auf die von Ferlin und Bitter steigerte. Während Schweikardt nach 36 Minuten mit Finn Hummel verzweifelt seinen zweiten Mann brachte, der eigentlich nur die Nummer vier in Stuttgart ist, ballte Ziemer immer wieder die Faust und steigerte so das Selbstvertrauen seiner Vorderleute ins Unermessliche. Am Ende stand dank einer enormen Leistungssteigerung ein hochverdienter 34:25 (16:16)-Heimsieg.

In den ersten 30 Minuten hatten vor allem die Gäste vorführen dürfen, wie viel Selbstvertrauen sie in den ersten Wochen der Saison gesammelt hatten. Als Fünfter der Handball-Bundesliga war der TVB angereist – dank disziplinierter Auftritte und vor allem dank des ewigen Jogis im Tor.

Der starke Viggo Kristjansson durfte Ziemer ein ums andere Mal überwinden, zu passiv wirkten die Gastgeber in der Verteidigung, zu hektisch im Angriff. Haaß hatte auf Rückraum-Mitte Benedikt Kellner den Vorzug vor dem zuletzt verletzten Steffen Fäth gegeben, Kellner hatte gute und weniger gute Ideen, nach 13 Minuten beantragte Erlangens Trainer beim Stand von 4:8 eine Auszeit und korrigierte seinen Ansatz.

Mit Fäth kommt die Wende

Mit Fäth kamen bessere Wurfoptionen, hinten stand die Deckung besser – und erlaubte sich Stuttgart leichte Abspielfehler. Immer näher kam der HCE heran, fast alle Positionen waren nun eingebunden, nach 24 Minuten durfte Antonio Metzner den 14:14-Ausgleich erzielen.

Mit einem Unentschieden ging es auch in die Kabine, als beide Mannschaften zurückkamen, änderte sich fast alles: Ziemers ohnehin schon breite Brust wurde noch breiter, die treuen Trommler bearbeiten ihr Instrument immer hektischer und Erlangens Handballer hatten plötzlich keine große Mühe mehr, auf zwei, fünf, sieben und am Ende sogar neun Toren wegzuziehen.

Direkt nach Wiederanpfiff war Kristjansson nach einem Schlag in Fäths Gesicht zwei Minuten vom Feld gestellt worden, ohne ihn und Bitter fehlte Stuttgart der Anker. Auf der anderen Seite durfte Kreisläufer Sebastian Firnhaber beeindruckende acht Tore erzielen, sich Martin Ziemer fünf Minuten vor Schluss nach 18 Paraden stehende Ovationen der Helfer abholen und Janis Boieck seine ersten Höhepunkte ermöglichen.

Erlangen: Ziemer, Boieck; Firnhaber 8, Jeppsson 6, Metzner 5, Bissel 4, Kellner 3, Ivic 3/3, Fäth 2, Link 2, Olsson 1, Jaeger, Sellin, Schäffer.

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