Spendenlauf
Abenbergerin läuft 100 Kilometer in 21 Stunden für die Kinderkrebshilfe
14.8.2021, 11:07 UhrMorgens um sieben Uhr schnürt sich Doris Richter in Abenberg die Wanderschuhe. Vor ihr liegen 100 Kilometer quer durch das fränkische Seenland, die sie in nur 24 Stunden bewältigen will. Kein Schlaf, kleine Pausen, der Dunkelheit und Wetter ausgesetzt.
"Solche Langzeitwanderungen mache ich mit meinem Mann seit etwa 2015. Angefangen bei 20 Kilometern, haben wir uns immer weiter gesteigert, sowohl was die Kilometer als auch die Zeit betrifft", erklärt Richter und fügt lachend hinzu: "Ein bisschen doof muss man dafür ja schon sein." Irgendwann dachte sie allerdings, dass es sinnvoll wäre das Hobby mit einer guten Sache zu verbinden.
Und zwar für die „Jonas Gabriel Kinderkrebshilfe e.V.“. Diese setzt sich für krebskranke Kinder und deren Familien ein, sowohl finanziell als auch mit viel Mut und Hoffnung. Ein persönliches Treffen mit Andreas Gabriel, Mitbegründer der Stiftung, hat Doris Richter nachhaltig beeindruckt und ihren Entschluss gefestigt, den Lauf dem Verein zu widmen und dadurch Spenden zu sammeln.
Während ein Großteil der Abenberger zur Morgenstund des 7. August noch in ihren Betten schlummerten, machte sich die 53-Jährige auf den Weg. "Die aufgehende Sonne hat mich noch hoffen lassen, dass der Wetterbericht mit Aussicht auf viel Regen doch nicht stimmt", berichtet sie vom anfänglichen Optimismus. Schon nach 35 Kilometer setzte dann doch die regnerische Realität ein.
Nach den ersten 22 Kilometern, führten die Wege von Richter und ihrer Freundin Anja aus Rednitzhembach zusammen, die sich an ihrer ersten 100-Kilometer-Tour versuchte. Die beiden Teilten sich von dort an über 60 Kilometer den Weg. Auch Richters Mann kam an diesem Punkt als Begleitung bis zum Abend dazu. Aufgrund einer Fersenverletzung allerdings mit dem Rad.
Unterstützung per WhatsApp
Doris Richter wurde nicht nur auf manchen Teilstrecken von ihrem Mann und später einem Freund begleitet. "Freunde und Familie haben mich die ganze Zeit unterstützt. Ich habe meinen Live-Standort in einer WhatsApp Gruppe geteilt. Die ermutigenden und auch witzigen Kommentare haben mich bei Laune gehalten", sagt sie dankbar über die Unterstützung.
Das verregnete Stück durch den Wald nach Röttenbach gehört definitiv nicht zu den Lieblingsetappen der Abenbergerin: "Stundenlang nur Wald und gerade Wege. Beim nächsten mal sollte ich diesen Teil wirklich umplanen", sagt Richter schmunzelnd. Trotz teils monotoner Streckenführung und widriger Wetterbedingungen kamen die Läuferinnen gut voran.
Am großen Brombachsee bei Pleinfeld hatte Richter schon 60 Kilometer auf dem Tacho und es wartete die lang ersehnte große Abendpause auf die Läuferinnen. Freunde hatten hierzu an einem überdachten Picknickplatz groß aufgetischt. "Es gab Geschnetzeltes mit Bier und Kaffee, alles was der Körper eben so braucht", erzählt Richter lachend. "Bei so einer Zeitspanne und die vielen Kilometer, muss man dem Körper auch wieder das zurückgeben, was er braucht." Während es um sie herum kräftig schüttete, speisten alle gemeinsam.
Das Abendmahl hatte den Läuferinnen richtig gut getan und so ging es voller neuer Energie weiter. "Kurz nach dem Aufbruch erlebten wir ein wahnsinniges Naturspektakel. Bei noch anhaltendem Regen sahen wir vor uns einen traumhaften Sonnenuntergang am See und hinter uns bildeten sich zwei Regenbögen übereinander", schwärmt Richter von einem ihrer Lieblingsmomente während des Laufs.
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Auf das in die Gruppe gepostete Bild berührte sie der Kommentar einer Freundin sehr: "Ich glaube jetzt ist Jonas bei euch." Denn der Regenbogen ist das Symbol für die Jonas Gabriel Kinderkrebshilfe. Namensgebend ist der neunjährige Jonas, der 2018 seiner Krebserkrankung erlegen ist, weshalb auch der Verein ins Leben gerufen wurde.
Immer weiter trotz Erschöpfung
Mit dieser Motivation im Rücken ging es weiter. Obwohl nach Sonnenuntergang der Regen aufhörte, war das letzte Stück erwartungsgemäß am schwersten. "Der Weg um den kleinen Brombachsee, den ich schon oft gelaufen bin, kam mir noch nie so lang vor wie an diesem Tag." Bei der Umrundung des Igelsbachsees erreichte Richter die 80 Kilometer. "Das ist dann meistens der Zeitpunkt, an dem ich mich frage - wieso machst du das eigentlich?"
Hier konnte sie wieder auf die Unterstützung ihrer liebsten zählen. Einige seien die ganze Nacht wach geblieben, um die Aktion übers Handy live mit zu verfolgen. Über die besagte Gruppe kamen immer wieder ermutigende und auch witzige Kommentare wie: "Lauf mal ein wenig schneller, ich kann schon nicht mehr sitzen und muss ins Bett."
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Um ein Uhr nachts gab es bei Enderndorf die letzte Verschnaufspause mit Kaffee und Kuchen für die restlichen 15 Kilometer. Ihre früher gestartete Freundin Anja hatte die 100 Kilometer dort geschafft. Für Doris Richter und ihre Begleitung ging es dann über den Massendorfer Berg auf teils matschigem und unwegsamen Gelände zurück nach Abenberg.
Nach insgesamt 21 Stunden und einer reinen Laufzeit von 18,5 Stunden beendete Doris Richter ihren dritten 100-Kilometer-Marsch. "Ohne die Unterstützung von meiner Familie und den Freunden, wäre das nicht machbar gewesen", sagt sie rückblickend.
Diese Unterstützung und die Spendenbereitschaft vieler Menschen, hat sie motiviert und angespornt ,dieses Ziel zu erreichen. Bereits im Vorfeld sind einige Spenden mit dem Verwendungszweck "24/100" bei der Stiftung eingegangen. Die Hoffnung ist aber groß, dass es noch einige mehr werden, um betroffenen Kindern und Familien zu helfen.
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