Badminton-Duo ist Nürnbergs Mannschaft des Jahres

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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3.1.2021, 11:07 Uhr
Jubel mit gewöhnungsbedürftiger Haarfarbe: Kilian Maurer (links) und Matthias Schnabel nach einem Punktgewinn in Finnland.

© Foto: Badminton Europe Jubel mit gewöhnungsbedürftiger Haarfarbe: Kilian Maurer (links) und Matthias Schnabel nach einem Punktgewinn in Finnland.

Der Weg in die Spitze ist manchmal auch gerade. Eine Etappe dieses Weges führt vorbei an zwei Fußballfeldern und Plätzen, auf denen im Sommer Handballer durch den Sand fliegen. Am Ende liegt eine große Glastüre, durch die man die Heinz-Wieland-Halle auf dem Gelände des ESV Flügelrad betritt. Kilian Maurer und Matthias Schnabel sind diesen kurzen Weg schon oft gegangen, seit Jahren trainieren und spielen die Talente hier für ihren großen Traum: es in die internationale Spitze des Badmintons zu schaffen.

Dieser Traum hat sie vor einigen Jahren nach Nürnberg geführt. In eine Stadt, die so etwas wie ein Zwischenziel ist auf dem Weg nach oben. Kilian Maurer ist aus Hamburg nach Nürnberg gekommen, um ein besserer Badmintonspieler zu werden, Matthias Schnabel aus Unterfranken. Hier trainieren sie am Landesleistungsstützpunkt, der an die Bertolt-Brecht-Schule angeschlossen ist. Bis zu neunmal pro Woche peitschen sie den Ball übers Netz, feilen an ihrer Athletik – und machen quasi nebenbei ihr Abitur.


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Denn ob sie es nach ganz oben schaffen werden, weiß niemand, dafür reichen nicht nur harte Arbeit und das Zwischenziel Nürnberg. Es braucht auch Glück, in den entscheidenden Sekunden, auf den großen Turnieren, dann, wenn die richtigen Leute zusehen. Aufs Badminton allein will sich ohnehin niemand verlassen, dafür ist diese Sportszene zu klein, zu sehr in einer Nische für Liebhaber und Fans versteckt.

In einer dieser Nischen dürfen Schnabel und Maurer seit zwei Jahren reifen. Mit 15 sind sie in die erste Mannschaft des ESV Flügelrad aufgerückt, um sich in der drittklassigen Regionalliga mit erwachsenen Männern zu messen, die ihre Väter sein könnten. Mit Menschen, die jeden Kniff kennen und wissen, wie sie einem aufstrebenden Talent die Grenzen aufzeigen können.

Spiele gegen Ältere

"Es ist natürlich scheiße, wenn man gegen Leute verliert, die teilweise 40 Jahre alt sind. Die Erwachsenen finden eben immer Lücken, während es in der Jugend noch mehr auf Speed, Technik und Härte ankommt", hat Maurer vor zwei Jahren gesagt, als er mal wieder schmerzhaft erkennen musste, wie weit der Weg noch ist.

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© Foto: Tatjana Friedrich/ESV Flügelrad

Matthias Schnabel und Kilian Maurer gehen ihn trotz aller Rückschläge voller Überzeugung weiter. In diesem ganz besonderen Pandemiejahr 2020 aber kam ein neuer Gegner ins Spiel, einer, der auf fairen Wettbewerb pfiff und machte, worauf er Lust hatte. Auf das Coronavirus konnte sich niemand einstellen, selbst die beste Vorbereitung half oft wenig. Die Athleten des Stützpunkts haben in den vergangenen Monaten viel über Video trainiert, sich an alle Regeln gehalten – aber natürlich sollte es auch irgendwann wieder weitergehen, wenn auch mit so einigen Vorsichtsmaßnahmen.

Als sich Matthias Schnabel im Herbst beim ersten internationalen Turnier seit Beginn der Pandemie wieder mit den Besten seiner Altersstufe messen wollte, schlug der Gegner wieder zu: unnachgiebig und präzise. Punkt für Corona. Der 17-Jährige musste in Quarantäne, weil sich in seiner Jahrgangsstufe jemand mit dem Virus infiziert hatte. Maurer hingegen hatte mehr Glück und durfte in Slowenien aufschlagen. Als ungesetzter Spieler verlor er lediglich im Finale gegen die aktuelle Nummer fünf der Jugendweltrangliste aus Dänemark und gewann Silber.

"Richtiger Schub"

Badminton ist oft ein Einzelsport, bei dem man selbst ganz allein über Sieg und Niederlage entscheidet. Den größten Erfolg dieses Jahres aber feierten Maurer und Schnabel gemeinsam im Doppel – und mit blondierten Haaren, was die Jubelbilder noch ein bisschen besonderer macht. Bei der Europameisterschaft der U 19 im finnischen Lahti zeigten sie ihre Klasse und ihre Reife, die sie sich auch in den Spielen im Trikot des ESV Flügelrad geholt hatten. "Das Halbfinale gegen die Russen war schon sehr gut gespielt von uns", erinnerte sich Schnabel kurz darauf.

Die sehr gute Leistung reichte zwar nicht für einen Sieg, den Rückflug nach Deutschland durfte das Nürnberger Duo aber mit zwei Bronzemedaillen im Gepäck antreten. Der Erfolg hat ihnen "nochmal richtig einen Schub gegeben", sagte Maurer anschließend im Interview. In zwei Jahren wollen sie ihr Abitur machen – und nebenbei den Weg in die Weltspitze fortsetzen.

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