Behrens schwört Club ein: "Finale Phase beginnt erst noch"
13.3.2018, 06:00 UhrNN: Herr Behrens, am Sonntagnachmittag kommt Ihr Ex-Verein ins Max-Morlock-Stadion. Journalisten sagen dann gerne: ausgerechnet.
Hanno Behrens (lacht): Ja, das wird bestimmt ein schönes, spannendes Spiel.
NN: Erleben Sie gerade die schwierigste Phase als Kapitän des 1. FC Nürnberg?
Behrens: Wir haben jetzt zweimal in Folge verloren und davor auch nicht besonders gut gespielt. Andererseits müssen wir die Gesamtsituation sehen: Hey, wir sind Zweiter! Das ist schon mal sehr positiv. Hätte das jemand vor der Saison gesagt...
NN: Was stimmt Sie außerdem optimistisch?
Behrens: Es gab am Samstag eine klare Aussprache, ich denke, dass es uns allen sehr gutgetan hat. Wir sind jetzt noch motivierter und noch enger zusammengerückt.
NN: Haben Sie unterschiedliche Auffassungen bemerkt?
Behrens: Nein, große Unterschiede gab’s und gibt’s nicht, wir ziehen alle an einem Strang, aber im Fußball gibt es natürlich immer verschiedene Ansätze, hat man auf dem Platz vielleicht ein anderes Gefühl als daneben. Im Großen und Ganzen waren wir aber einer Meinung. Taktische Entscheidungen des Trainers stellen wir nicht infrage. Man kann im Nachhinein immer über viel diskutieren, da gibt es weder komplett richtig noch komplett falsch.
NN: Ist auch über Ihre ungewohnt defensive Rolle in Bielefeld diskutiert worden?
Behrens: Nein. Jeder hat seine Meinung, aber der Trainer entscheidet und wir stehen voll hinter ihm. Man muss jetzt nicht alles schlecht sehen. Wir haben alles in der eigenen Hand, es liegt nur an uns. Das sind, finde ich, immer noch sehr schöne Voraussetzungen.
NN: Verstehen Sie die Menschen, die sich gerade Sorgen machen um ihren Club?
Behrens: Ich verstehe das, natürlich, viele fiebern mit dem Verein, viele Fans machen sich Sorgen. Aber ich weiß: Der harte Kern steht hinter uns und auch der größte Teil Nürnbergs und der Region. Gerade in schweren Zeiten zeigt sich der Charakter von Menschen, das ist bei uns so und auch bei den Zuschauern. Wir müssen noch mehr Herzblut einbringen.
NN: Klingt nach einer Jetzt-erst-recht-Stimmung, einer Trotzreaktion.
Behrens: Ja, das trifft es ganz gut. Wir haben jetzt zweimal auf die Schnauze bekommen. Wenn man es mit einem Boxkampf vergleicht, sind wir aber erst in der achten Runde und liegen nach Punkten vorn. Die finale, die entscheidende Phase beginnt erst. Ich schaue sehr positiv in die Zukunft, die Aussprache hat uns nach vorn gebracht. Nun ist jedem bewusst, dass es bis zum letzten Spieltag gehen wird.
NN: War sich dessen nicht jeder bewusst?
Behrens: Wir haben offen und ehrlich über ein paar Sachen gesprochen, wie die Mannschaft die letzten Wochen gesehen hat. Es war, glaube ich, ein sehr gutes Gespräch, wir sind alle sehr positiv rausgegangen. Ich bin überzeugt, dass wir in den nächsten Spielen wieder alles raushauen werden.
NN: Auch eine Charakterfrage?
Behrens: Ja, es ist eine Charakterfrage, aber da mache ich mir überhaupt keine Sorgen, unsere Mannschaft hat einen sehr guten Charakter, das zeigt sich gerade in schwierigen Situationen. Ich bin felsenfest überzeugt, dass wir es hinkriegen. Wir wissen, dass wir noch mehr investieren, noch mehr arbeiten müssen. Das werden wir in den nächsten Tagen machen.
NN: Hemmen den einen oder anderen möglicherweise auch Verlustängste?
Behrens: Wer gedacht hat, man steigt so nebenbei auf: So ist es nicht. Zwischendurch war die Stimmung sehr euphorisch, auch bei den Fans. Aber nochmal: Man steigt nicht so einfach auf.
NN: Muss der Kapitän jetzt auch mehr Einzelgespräche führen als sonst?
Behrens: Klar, für einige ist es ja die erste Profisaison. Die meisten haben nicht viel Erfahrung und sind zum ersten Mal im Rennen um den Aufstieg dabei. Da gehört viel dazu, viel Charakter, viel Mut. Wir müssen uns einfach wieder auf die Dinge besinnen, die wir können.
NN: Nerven da nicht die Spekulationen über mögliche Wechsel in der Sommerpause?
Behrens: Natürlich ist das nicht zielführend. Es wäre besser, wenn alles klar wäre, aber das ist im Fußball jedes Jahr so, auch bei anderen Mannschaften. Die Thematik ist immer die gleiche, wenn Verträge auslaufen. Damit muss man als Profi umgehen können und auch als Mannschaft. Ich bin überzeugt, dass wir es können. Da müssen wir cool bleiben.
NN: Wie stellt man die Interessen Einzelner hintenan?
Behrens: Die Egos werden bei uns schon die ganze Saison über hinten angestellt und auch weiterhin. Der Erfolg der Mannschaft stand und steht immer über allem.
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