Chance nicht genutzt: Heises Fehler bringen den FCN in Not
27.5.2020, 14:01 UhrDass Spieler, die lange nicht erste Wahl waren, wegen der engen Taktung der Partien nach der Corona-Pause für den 1. FC Nürnberg plötzlich wieder wichtig werden könnten, das berichtete nordbayern.de in der Woche vor dem Re-Start gegen den FC St. Pauli. Und in der Tat, einige der aufgeführten Akteure wurden tatsächlich wieder von Bedeutung. Adam Zrelak und Mikael Ishak etwa, beide vor der pandemiebedingten Pause lediglich als Ersatz von Michael Frey am Valznerweiher beschäftigt, mauserten sich in den ersten drei Partien nach dem Neustart zu Stammspielern, gar Torschützen.
Der Club im Glück: FCN rettet Punkt in Regensburg
In Regensburg tauchte neben Ishak ein weiterer Spieler dieser Plötzlich-Wieder-Wichtig-Liste in der Startformation auf. Philip Heise, von Jens Keller auf die linke Offensivseite für den angeschlagenen und zuletzt nicht überzeugenden Robin Hack platziert, bekam nach einem maximal unglücklichen Zwölf-Minuten-Einsatz auf St. Pauli erneut die Chance, weitere Argumente für seine Person und eine Anstellung über den Sommer hinaus zu sammeln - diesmal von Beginn an.
Länger als eine Halbzeit durfte Heise, der im Winter vom englischen Erstligisten Norwich City nach Nürnberg ausgeliehen wurde und seitdem in sechs Spielen immerhin zwei Assists verbuchen konnte, in Regensburg aber nicht mitwirken. Keller erlöste den 28-Jährigen zur Pause - und hatte dazu auch jeden Grund. "Das hat mir so nicht gefallen", kommentierte Keller den Auftritt des gebürtigen Düsseldorfers trocken. Warum nicht? Heise war zu keiner Zeit in das FCN-Spiel eingebunden, selbst in den von Trainer Keller betitelten "sehr guten ersten 15 Minuten" gelang dem Linksfuß keine nennenswerte Aktion. Defensiv wie offensiv - bis zur 43. Minute.
Ballverlust und Gegentor
Heise bekommt auf besagter linker Außenbahn den Ball, die Mitspieler schieben nach, der Club-Angriff rollt. Heise verliert jedoch das Tempo und die Anspielstation vor sich aus den Augen. Die Aktion ohne Dynamik und Vision endet in einem unmotiviert wirkenden Ballverlust. Regensburg kontert, spielt seine große Stärke aus. Auf der aufgerückten linken Club-Seite ein klaffendes Loch. Eine Hereingabe, ein bisschen Slapstick, ein Gegentor. Von einem hinterhersprintenden Heise, der seinen Fauxpas unbedingt korrigieren und die Club-Führung damit in die Halbzeit bringen will, keine Spur. Selbst Stoßstürmer Ishak findet sich bei Ende des Jahn-Angriffs im eigenen Sechzehner wieder. Der Einsatz ist da beim Schweden, auch wenn der 50-Meter-Sprint am Ende keine Früchte tragen wird.
Die von Keller vor der Partie angesprochene und angeprangerte Restverteidigung funktionierte einmal mehr nicht, der Jahn kam trotz numerischer Unterzahl im Club-Strafraum zum 1:1. "Wenn ich 70 Meter vor dem Tor den Ball verliere, darf ich trotzdem hinten kein Tor bekommen", kritisierte Keller nach der Partie. Doch damit nicht genug der Schelte: "Wir hatten oft genug die Möglichkeit, den Konter zu unterbinden und besser zu verteidigen, vielleicht auch mal ein taktisches Foul zu machen. Das ärgert mich", schob der Club-Coach hinterher.
Der Ausgleich, wegen des Spielverlaufs zwar kein unverdienter, für den abstiegskampfgestressten FCN dennoch ein deprimierender. Besonders deprimierend, da man erneut ein aus einem Ballverlust in der eigenen Vorwärtsbewegung resultierendes Gegentor schlucken musste. Ähnliches Szenario auf St. Pauli, beim Stand von 0:0, der Club in Unterzahl um einen Punkt kämpfend. Ein Fehlpass in den Fuß des Gegners des damals eingewechselten Heise, ein Konter, ein Gegentor.
Wer darf als nächstes ran?
Gegentore dieser Art produziert der FCN in dieser fehlerbeladenen Saison zu viele, ein Fortschritt bleibt bis dato aus. Fehlende Cleverness? Womöglich. Viel mehr wird man sich beim Club nun mit der Frage beschäftigen müssen, wer sich am Samstag gegen Bochum auf der linken Seite beweisen darf. Eine Chance blieb ungenutzt. Zeit für einen neuen Spieler der Plötzlich-Wieder-Wichtig-Liste.
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