Der Club am Boden: Mehr als nur eine Ergebniskrise

6.3.2017, 11:55 Uhr
Sportvorstand Andreas Bornemann (links) und Trainer Alois Schwartz hatten nach der 0:1-Niederlage in Fürth offenbar Redebedarf.

© Sportfoto Zink / WoZi Sportvorstand Andreas Bornemann (links) und Trainer Alois Schwartz hatten nach der 0:1-Niederlage in Fürth offenbar Redebedarf.

Derbyniederlagen hinterlassen Spuren. Apathisch, wie angewurzelt verharrte ein Teil der rund 2500 nach Fürth mitgereisten Clubfans auch zehn Minuten nach dem Abpfiff noch im Gästeblock. Mit 0:1 hatte der 1. FC Nürnberg das 262. Frankenderby am Sonntag gegen die SpVgg Greuther Fürth verloren. Es war die dritte Niederlage in Folge. Und was für eine.

"Ich kann mich in meiner Karriere an kein Spiel erinnern, in dem wir so wenig Zugriff hat­ten", sagte Georg Margreitter. "Es ist einfach frustrierend." Die Probleme scheinen über eine Ergebniskrise hinauszugehen. "Das muss wohl so sein. Wenn man derart keinen Zugriff hat, dann gibt das einem schon zu den­ken", sagte der Verteidiger. "Wir müssen den Gegner auch mal wieder unter Druck setzen. Es laufen bei uns nur elf Spieler über den Platz, die da­rauf reagieren, was der Gegner macht, anstatt zu agieren", sagte der Österreicher.

Trainer Alois Schwartz wirkte seltsam ratlos, als er bei der Pressekonferenz nach der Partie zu einem Erklärungsversuch ansetzte. "Es tut weh. Es tut richtig weh. Vor allen Dingen tut es weh, weil es wie im Vorspiel war. Durch so einen drecks abgefälschten Schuss verlierst du das Spiel", sagte Schwartz. "Wir haben jetzt das dritte Spiel, wo wir uns schwer tun vorne reinzukommen, ein Tor zu erzielen", analysierte der Coach. "Wir haben immer gewarnt, dass sowas passieren kann, weil wir auch in der Offensive viele Abgänge hatten."

Doch beim 1. FCN klemmt es längst nicht nur im Sturm. Auch die Defensive erwies sich unter Schwartz alles andere als sattelfest. Insgesamt kassierte der Club in dieser Spielzeit 38 Gegentore, das ist der drittschlechteste Wert der Liga. Nur die Abstiegskandidaten Arminia Bielefeld und Erzgebirge Aue fingen sich mehr Tore ein. "Pech kann keine Ausrede sein, so unglücklich das Tor auch war", sagte Mittelfeldmann Kevin Möhwald. Ein ähnliches Resümee zog Torhüter Thorsten Kirschbaum, der beim Treffer durch Robert Zulj in der 77. Minute vielleicht einen Tick zu weit vor seinem Tor stand. "Letztlich dürfen wir uns darüber nicht beschweren. Fürth hat mehr zweite Bälle gewonnen und den Ball besser gehalten", befand der Keeper.

"Wir haben zu viel verteidigt"

Wie wenig der Club tatsächlich vom Spiel hatte, offenbart ein Blick auf die Match-Statistik. 7 zu 14 Torschüsse, dazu nur 38 Prozent Ballbesitz und 54 Prozent verlorene Zweikämpfe untermauern Kirschbaums Urteil. Fast jeder vierte Pass war ein hoher Ball - und nur die Hälfte davon kam beim Mitspieler an. Schwartz hatte vor der Partie mit einer neuen Formation aufgewartet, ließ seine Truppe statt im vertrauten 4-2-3-1 erstmals in dieser Saison mit einem 3-5-2-System spielen. Da der FCN bis auf einen Kopfball von Hanno Behrens in der ersten Halbzeit und einer Chance von Mikael Ishak (86.) offensiv kaum stattfand, wurde aus dieser Spielidee faktisch ein 5-3-2-System. Defensiver geht es kaum.

"Wir haben zu viel verteidigt und zu wenig unser eigenes Spiel gemacht. Wir haben meist nur reagiert, nach vorne ging dadurch zu wenig", sagte Verteidiger Dave Bulthuis hinterher. Schwartz jedoch war mit der taktischen Umsetzung offenbar ganz zufrieden. "Wir hatten im Vorfeld wieder ein paar Ausfälle in der Offensive. Deswegen haben wir auch dann wieder ein bisschen umgestellt, um ein bisschen kompakter zu stehen. Das hat auch einigermaßen funktioniert. Wir haben wenig zugelassen über 90 Minuten, haben aber auch wenig rausgespielt", sagte der Trainer.

Wie tief die Spuren sind, die diese Derbyniederlage hinterließ, wird sich zeigen. Der Frust bei Fans und bei den Spielern war im Nachgang deutlich spürbar. "Es muss sich einiges ändern, damit wir uns wieder trauen, Fußball zu spielen und irgendwie wieder Zugriff auf das Spiel bekommen", betonte Margreitter. Die Rufe nach einem Rauswurf des Trainers werden lauter. Sollte der Club auch das nächste Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten Arminia Bielefeld verlieren, könnte es für den Coach eng werden.

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