Diesmal ohne Hochseilgarten: Der HCE bereitet sich vor

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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5.9.2020, 11:58 Uhr
Diesmal ohne Hochseilgarten: Der HCE bereitet sich vor

© Foto: Oliver Gold/Zink

Als passionierter Klavierspieler weiß Michael Haaß, wie gut es tut, wenn man sich als Profi nicht sieben Tage die Woche 24 Stunden lang ausschließlich auf den Sport konzentriert. Handball, Handball, Handball – das verschränkt irgendwann sogar vielleicht den Blick auf: Handball.

Teambuilding in Corona-Zeiten

Mit Freude sollen seine Spieler ihren Beruf ausüben, hat Haaß zu Beginn der Vorbereitung gesagt, auch deshalb hätte der neue Cheftrainer des HC Erlangen im zweiten Trainingslager gerne noch für etwas mehr Abwechslung gesorgt. Nur wie? "Es ist einfach schwer, in Corona-Zeiten etwas Spektakuläres zu organisieren", sagt er. Einfach irgendeine Maßnahme machen, um das Thema Team-Building auf der To-do-Liste abzuhaken, das will Haaß nicht. "Die Jungs waren in ihrer Karriere wahrscheinlich schon 15 Mal im Hochseilgarten", sagt er und kann in seinem Blick nicht verbergen, dass ihm wohl auch 14 Besuche genügt hätten.


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Haaß ist überzeugt, dass seine Mannschaft auch ohne Ausflug in den Hochseilgarten und gemeinsames Bauen von Pyramiden zusammenwächst, in den nächsten rückt das Team zumindest räumlich enger zusammen. Am heutigen Samstag geht es für den HCE nach Esslingen, auf dem Programm stehen zwei weitere Testspiele, aber natürlich auch viele gemeinsame Mahlzeiten und Abende ohne Familie und andere Ablenkungen, um sich noch ein bisschen besser kennenzulernen.

"Jeder Sieg tut gut"

Drei sehr souveräne Siege haben sie sich bisher in der Vorbereitung selbst beschert, alle drei allerdings gegen Zweitligisten beziehungsweise eine Mannschaft, die gerade erst in die 1. Bundesliga aufgestiegen ist. In Esslingen werden die Prüfungen anspruchsvoller. Am Montag geht es gegen den TVB Stuttgart, der immerhin einen Punkt mehr als der HCE auf dem Konto hatte, als die vergangene Saison abgebrochen wurde. Am Dienstag hat sich die Nationalmannschaft der Schweiz angekündigt, um gemeinsam die aktuelle Leistungsfähigkeit zu überprüfen.

Einigermaßen frisch sollen seine Handballer trotz der intensiven Trainingseinheiten die Partien angehen, sagt Haaß, der betont hat, wie wichtig ihm auch diese Ergebnisse sind. Für das Selbstbewusstsein war die Spielzeit 2019/20 nicht unbedingt förderlich, da tut jeder Sieg gut, auch die Integration der Neuzugänge fällt so leichter. Spielerisch war Haaß bislang sehr zufrieden nach den ersten Eindrücken, vor allem beim Umschaltspiel habe seine Mannschaft "einen Schritt nach vorne gemacht", das Tempo ist deutlich höher als vor einem Jahr.

Kritik an der Politik

Darauf möchten sie aufbauen. In eine sportliche Krise wie zu Beginn des Jahres, bevor eine viel größere Krise die Schlagzeilen bestimmte, wollen sie beim HC Erlangen diesmal erst gar nicht kommen. Sofern sie denn spielen können. Am 4. Oktober würde die neue Saison mit dem Gastspiel in Kiel beginnen, für den 11. Oktober sieht der Spielplan den ersten Auftritt in der heimischen Arena gegen Melsungen vor. Stand jetzt: ohne einen einzigen Zuschauer.


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Während Geschäftsführer René Selke unter der Woche seine Kritik an der bayerischen Staatsregierung recht deutlich formulierte, bleibt Haaß bei dem Thema zurückhaltend: "Wir können nur versuchen, uns verantwortungsbewusst zu verhalten und unseren Job zu machen", sagt er. Alles andere würde dann doch zu sehr von Handball ablenken.

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