Erlanger Fitness-Studios dürfen öffnen - unter Vorbehalt

Alexander Pfaehler

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10.5.2021, 20:28 Uhr
Im CityAktiv-Studio wurde der Trainingsbetrieb am Montag schon eifrig vorbereitet.

© Harald Sippel, NN Im CityAktiv-Studio wurde der Trainingsbetrieb am Montag schon eifrig vorbereitet.

Am frühen Montagnachmittag stiftete die Bayerische Staatsregierung Verwirrung. Da trat Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger vor die Kameras und verkündete neben anderen Dingen, dass man noch kein Datum für eine Öffnung von Fitness-Studios in Bayern nennen könne. „Geschlossen bleiben die Bereiche Freibäder, Fitness innen und Innengastronomie“, sagte Aiwanger. Man beobachte die Entwicklung.


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Bei Regina Ruf, Geschäftsführerin des Cityaktiv-Studios in Erlangen, sorgte diese Pressekonferenz für eine mittlere Schockwelle. Denn bis dahin war sie davon ausgegangen, ihr Fitnessstudio in der Frauenauracher Straße am Dienstag wieder öffnen zu können. Am Wochenende wurde es von Reinigungskräften komplett geputzt, der Arbeitsplan für die Mitarbeiter war schon erstellt. Der Inzidenzwert in Erlangen liegt stabil unter 100, dank einer Allgemeinverfügung, die vom Bayerischen Gesundheitsministerium genehmigt wurde, ist kontaktfreier Indoor-Sport im Stadtgebiet wieder erlaubt. Und Training an Fitnessgeräten findet kontaktfrei statt.

Offen, bis die Rechtsfrage geklärt ist

Auch bei den Erlanger Ämtern ging man vor der Pressekonferenz deshalb klar davon aus, dass Fitness-Studios im Stadtgebiet öffnen können. Zumal sie im Rahmenhygienekonzept Sport des Innenministeriums explizit erwähnt werden. Und weil zunächst entscheidend ist, was die Verwaltungsbehörde vor Ort sagt, dürfen die Erlanger Fitness-Studios aufmachen. Allerdings unter Vorbehalt. „Wir werden bei der Regierung nachfragen und klären diese Rechtsfrage, ob das bei uns eine Ausnahmeregelung ist. So lange sind die Fitness-Studios geöffnet. Wenn sich das, was wir gesagt haben, als falsch erweist, müssen sie in den nächsten Tagen eventuell zumachen“, sagt Martin Holzinger, Leiter des Bürgeramtes.

Regina Ruf wird ihr Studio am Dienstagmorgen ab 6 Uhr also für die Mitglieder öffnen. Voraussetzung ist, dass sie einen negativen Corona-Test vorlegen können, vollständig geimpft oder nach einer Corona-Erkrankung genesen sind. „Wir haben drei modernste Lüftungsanlagen für die unterschiedlichen Bereiche. Die Lüftung ist Co2 gesteuert, wir fahren immer mit Außenluft und haben einen Wärmetauscher“, sagt Ruf. Maximal bis zu 80 Personen dürfen auf der 3000 Quadratmeter großen Fitnessfläche trainieren, nur jedes zweite Gerät kann belegt werden. Ein Termin ist nicht nötig, über eine App des Studios können die Mitglieder sehen, wie viele Plätze frei sind. Im Studio besteht FFP2-Maskenpflicht, nur beim Üben am Gerät kann die Maske abgelegt werden.

Maske an aus Höflichkeit

Wobei Werner Strasser, Geschäftsführer und Inhaber des Erlanger Studios City Fitness, nicht damit rechnet, dass viele das tun werden. „Man kann auch mit einer FFP2-Maske ein moderates Fitnesstraining machen. Die Mitglieder können die Maske beim Üben abnehmen, aber die meisten werden sie schon aus Höflichkeit aufbehalten“, glaubt Strasser.


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Auch er wird sein Studio in der Nähe des Zentralfriedhofes ab heute öffnen. „Jeder, der kommen möchte, bucht sich vorher für seinen Termin ein. Damit ist sichergestellt, dass wir die Maximalgrenze nicht überschreiten. Aber davon werden wir noch weit entfernt sein“, glaubt Strasser. Auch wenn ihm die Finten der Landespolitik viele Nerven kosten. „Das ist zum Verrücktwerden“, sagt er.

Bei Kieser Training in der Nähe des Rötelheimparks wartet man dagegen noch ab. Dort kann allerdings schon seit Mitte April mit einem ärztlichen Attest trainiert werden, wenn ein medizinischer Grund vorliegt. „Wir haben dadurch zwar weniger Kunden, aber es funktioniert gut, sagt Geschäftsführer Jens Möller.

Aufwändige Kontrollen

Vor allem Kontrolle von Impfpässen und Testergebnissen erscheint ihm aktuell noch zu unsicher und aufwändig. „Bei mehreren Check Ins wären wir nur noch damit beschäftigt, ein ärztliches Attest wird dagegen einmal hinterlegt.“ Das Publikum bei Kieser Training ist ein eher älteres. „Viele warten noch auf ihre zweite Imfpung. Die Leute werden die nächsten Wochen deshalb sowieso noch zurückhaltend sein“, glaubt er. Von der politischen Verwirrung kann er sich wohl bestätigt sehen.

Denn betroffen sind von der Unklarheit nur Fitness-Studios. Sie wurden in der neuesten bayerischen Infektionsschutzverordnung nicht mehr zum Bereich Sport, sondern zu dem der Freizeiteinrichtungen gezählt – wie Schwimmbäder auch. Kletterhallen zählen dagegen zweifelsfrei zum Indoor-Sport und dürfen in Erlangen öffnen.

Der Deutsche Alpen-Verein hat in seiner „Bergwelt“ etwa schon am Montag den Kletterbetrieb in der Halle aufgenommen – unter den strengen Hygienebedingungen des Rahmenkonzepts. So sehr die Unklarheit über die politischen Verfügungen die Fitnessstudio-Betreiber belastet, ist die Aussicht, öffnen zu können, nach Monaten des Lockdowns ein Lichtblick. „Ich bin sehr, sehr, sehr erleichtert“, sagt Regina Ruf. „Das Allerwichtigste ist jetzt, dass es auch so bleibt.“

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