Fast fix: Der FCN schnappt sich Stieber

14.1.2016, 23:51 Uhr
Zoltan Stieber - hier im Fürther Dress gegen seinen jetzigen Arbeitgeber - könnte bald schon Nürnberger sein.

© Sportfoto Zink / WoZi Zoltan Stieber - hier im Fürther Dress gegen seinen jetzigen Arbeitgeber - könnte bald schon Nürnberger sein.

Gemeint ist Zoltan Stieber, der beim FCN vor Wochenfrist (angeblich) noch kein Thema war. Und nun vor dem Sprung zum Club steht. Mit dem Spieler selbst ist alles klar. Weit hätte es der Ungar jedenfalls nicht zum neuen Arbeitgeber. Die Wege in Belek sind kurz. Der HSV, bei dem der Noch-Hamburger bis 2017 Vertrag hat, residiert bis Samstag im Hotel Sueno. Der 1. FC Nürnberg bezieht ab Montag sein Quartier im Rixos, ein Spaziergang vom Hanseaten-Camp entfernt.

Der 27-Jährige muss den Aufenthalt im Winterdomizil vieler europäischer Profiklubs, dem Synonym des Fußballmassentourismus, nur verlängern; schon wäre ein Wunsch von Andreas Bornemann erfüllt. Der Sportvostand des FCN fände es ideal, wenn der Neue beim Club nämlich bereits an der türkischen Riviera Nürnberger Arbeitskleidung trägt. "Ein Trainingslager ist prädestiniert für die Integration eines neuen Spielers. Dieser soll uns ja möglichst schon bei 1860 München weiterhelfen", erklärte Bornemann der Bild mit Blick auf den Start in die Restsaison.

Dass Stieber nun offenbar doch beim FCN anheuert, kommt trotzdem überraschend. Noch in der letzten Woche hatte der Club ein Interesse am Flügelspieler verneint. Der kicker und auch die NZ hatten über ein solches berichtet. Am Donnerstag die Kehrtwende: Bornemann gab in der Bild zu, dass man den Linksfuß als Neuzugang auf dem Zettel hat. "Stieber ist sicher ein Kandidat für uns, weil er von seiner Spielweise unserem Anforderungsprofil sehr nahe kommt", sagte Nürnbergs Personalplaner. Der Hintergrund: Club-Coach René Weiler wünscht sich einen Spieler, der den gegnerischen Abwehrreihen Kopfzerbrechen bereitet, wenig Akklimatisierung benötigt, sich im deutschen Profi-Betrieb auskennt.

Stieber erfüllt alle Voraussetzungen. Bei Ujpest Budapest ausgebildet, wechselte der Ungar als 16-Jähriger in die Jugendakademie von Aston Villa, schaffte den Sprung vom Reserve- ins Premier-League-Team aber nicht. Im deutschen Profifußball schlug der Edeltechniker jedoch ein. Bei der TuS Koblenz bereits machte Stieber mit großartigen Ballfertigkeiten auf sich aufmerksam, bei Alemannia Aachen markierte er 2010/11 in Liga zwei zehn Treffer und bereitete 17 Tore vor.

Nachdem es bei klassenhöheren Mainzern nicht ganz so klappte, wechselte der Offensivquirl schon einmal nach Franken. Bei der SpVgg Greuther Fürth hinterließ Stieber zwischen 2012 bis 2014 durchaus Eindruck. Beim Bundesliga-Intermezzo der Weiß-Grünen und der sich anschließenden Beinahe-Wiederaufstieg-Saison markierte der Magyar in 48 Spielen zwölf Treffer - herrliche Heber in Frankfurt und Dortmund inklusive - und legte zwölf Tore auf. Auch beim Relegationsentscheid im Sommer gegen den HSV war Stieber Assistgeber. Da es nach einem torlosen Remis im Hinspiel beim Wiedersehen im Ronhof aber 1:1 hieß, blieb Hamburg erstklassig.

"Ich bin total enttäuscht vom HSV"

Den Hanseaten hat der Fürther Flügelflitzer damals gefallen, seit diesem Sommer war der Wohl-Bald-Nürnberger folglich beim Bundesliga-Dino engagiert. Kam er 2014/15 noch regelmäßig zum Zug, war das in dieser Saison anders. Lediglich sieben Einsatzminuten weist Stiebers Statistik im Liga-Betrieb aus. Unzufrieden ist der Ungar an der Elbe nicht nur deshalb: "Mal soll ich weg, mal wieder nicht. So geht das seit Monaten hin und her. Ich bin total enttäuscht vom HSV", schimpfte Stieber letztens in der Bild.

Beim Club könnte der 27-Jährige, für den Hamburg den Fürthern einst 1,3 Millionen Euro überwies, seine Karriere nochmal anschieben. Und sich für die Nationalmannschaft empfehlen, für die Stieber bei der EM wirbeln möchte.

 

Weiler, der insgesamt zwei Neuzugänge erwartet, hat mit der Offensivkraft bereits telefoniert, kann sich diese beim Club durchaus denken. In Kontakt ist man - so weiß man nun - schon seit einiger Zeit. Das Interesse ist gegenseitig: "Er kann sich vorstellen, zu uns zu kommen", gab Weiler noch am Donnerstag den Nürnberger Nachrichten zu Protokoll. Bornemann ging einen Schritt weiter: "Wir sind uns mit dem Spieler einig", erklärte der Sportvorstand.  Den Rest muss Stieber mit dem HSV regeln; Bornemann spricht von "letzten Fragen und Details“.  Im Gespräch ist ein Leihgeschäft bis 30. Juni, idealerweise mit Kaufoption. Jetzt muss der Noch-Hamburger nur noch seine Grippe auskurieren und sich auf den Weg ins Nachbarhotel machen.

Dieser Artikel wurde am Freitag, 23.51 Uhr um die Annäherung zwischen Zoltan Stieber und dem Club ergänzt.

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