FCN-Gegner Osnabrück - in vielen Bereichen Schlusslicht

14.3.2021, 06:00 Uhr
FCN-Gegner Osnabrück - in vielen Bereichen Schlusslicht

© Foto: Hasan Bratic/dpa

Wie war das Hinspiel?

Es war das wahrscheinlich beste Spiel des 1. FC Nürnberg in dieser Saison. Mit 4:1 fegte der Club den VfL Osnabrück aus dem eigenen Stadion. Der war zuvor Tabellenzweiter gewesen und verlor gegen den Club erstmals. Der FCN stand in der Phase zwischen der 25. und 45. Minute, in der er mit drei Toren das Spiel schnell entschied, deutlich höher als Osnabrück, fuhr wesentlich mehr Angriffe als der Gegner und gewann mehr Zweikämpfe.

Hinzu kam ein deutlich höherer Pressingdruck des FCN, der dazu führte, dass Osnabrück wesentlich öfter den Ball verlor. Der Club gewann das Spiel wegen seiner Aggressivität und Schussauswahl. Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen verzichtete Nürnberg weitgehend auf Abschlüsse aus weiter Entfernung. Rezepte, die auch jetzt noch dazu führen, dass der FCN Auswärtsspiele ab und an doch vom Ergebnis her erfolgreich bestreiten kann.

Was ist seitdem passiert?

Drei Spiele hat der VfL Osnabrück seit der Niederlage gegen den 1. FC Nürnberg Ende November noch gewonnen. Die letzten neun Spiele hat er allesamt verloren. Für Trainer Marco Grote hieß das nach der Niederlage gegen Darmstadt: Koffer packen. Zwei Spieltage lang versuchte sich Florian Fulland als Interimstrainer, ehe Sportgeschäftsführer Benjamin Schmedes Markus Feldhoff als neuen Trainer vorstellte. Der 46-Jährige war bisher stets Co-Trainer – unter Jürgen Klinsmann, Alexander Nouri, René Müller, Rudi Bommer und Claus-Dieter Wollitz – und hat jetzt erstmals die Hauptverantwortung im Seniorenbereich.

Feldhoff übernimmt eine Mannschaft, die in vielen Bereichen ganz unten steht, in der Tabelle aber noch vom Start zehrt, bei dem die Lila-Weißen schon deutlich über ihrer Leistungsfähigkeit gespielt hatten. Inzwischen hat der VfL die wenigsten Tore geschossen, ist auch nach expected Goals Schlusslicht der Liga. Das hängt damit zusammen, dass Osnabrück die wenigsten Ballkontakte im Strafraum hat und mit fast 21 Metern Torentfernung im Schnitt sehr weit vom Tor weg abschließt.

Das wiederum schlug sich auch in anderen Kategorien nieder. So hatte Osnabrück im bisherigen Saisonverlauf die wenigsten Schlüsselpässe, die wenigsten Pässe ins letzte Drittel und die zweitwenigsten Pässe, die in Tornähe ankamen. Aus dem Statistikdeutsch übersetzt heißt das: Osnabrück schaffte es einfach nicht, den Ball nah genug ans Tor zu bringen. Je näher ans Tor es ging, desto ungenauer wurde das Spiel. Nach der Absage des Spiels gegen Jahn Regensburg auf Grund mehrerer Covid-Infektionen bei den Oberpfälzern hatte der neue Coach nun fast zwei Wochen Zeit, Lösungen für die kreativen Defizite des VfL zu finden. Inwiefern ihm das gelingt, bleibt abzuwarten.

Wie kann man sie knacken?

Mit zehn Kopfballgegentoren ist Osnabrück in dieser Kategorie nach Würzburg, das allerdings auch insgesamt deutlich mehr Gegentore kassiert hat, die zweitschwächste Mannschaft. Der VfL hat die zweitschlechteste Quote in Kopfballduellen in der ganzen Liga. Am Sonntag werden Markus Feldhoff durch Sperren in der Innenverteidigung Adam Susac und Maurice Trapp fehlen. Das heißt, die Innenverteidigung dürften Ex-Fürther Lukas Gugganig und Timo Beermann bilden. Wenn man es schafft, den für einen Innenverteidiger kopfballschwachen Gugganigg zu isolieren und in Duelle zu zwingen, besteht hier eine Chance auf Erfolg. Mit der Kopfballschwäche einher geht auch die Schwäche bei gegnerischen Standards. Bereits neun Gegentore fing sich Osnabrück nach Freistoßflanke, Ecke oder Einwurf: Ligahöchstwert. Auch auf der offensiven Seite tut sich der VFL bei Kopfbällen schwer. Da mit Luc Ihorst auch noch der einzige mögliche Zielspieler ausfällt, müssen sie im Aufbau stets die flache Variante wählen.

Die wiederum trägt zur anderen Problemzone der Osnabrücker bei: dem gegnerischen Konterspiel. Auch hier zählt der VfL zu den schwächsten Teams der Liga, während der Club hier eine der wenigen offensiven Stärken hat. Sollte der FCN es schaffen, den VfL in der Rückwärtsbewegung zu überraschen und ihn beim flachen Aufbau unter Druck zu setzen, könnten sich tatsächlich Abschlussgelegenheiten ergeben.

Auf wen muss der Club aufpassen?

Am ehesten Sebastian Kerk. Der Ex-Cluberer ist in einer an Kreativität armen Mannschaft noch der spielfreudigste. Kerk ist der Osnabrücker mit den meisten kreativen Pässen und den zweitmeisten Steckpässen und Pässen, die in Tornähe ankommen. Er ist also der Spieler, der am ehesten für Torgefahr sorgt. Das sieht man dann auch daran, dass er auf die meisten Vorlagen, die meisten Tore, die meisten expected Assists und expected Goals kommt.

Allerdings kommen diese Werte auch dadurch zustande, dass Kerk für viele Standards zuständig ist. Dennoch ist der 26-Jährige wahrscheinlich der auffälligste Akteur beim VfL. Sein Einsatz am Sonntag war nach einer verletzungsbedingten Auswechslung vor zwei Wochen gegen Sandhausen fraglich, er scheint jedoch rechtzeitig fit zu werden.

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