Gegner-Check

Spielwitz und viel Geduld: Das wird für Deutschland gegen Dänemark wichtig

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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29.6.2024, 05:00 Uhr
Deutschland oder Dänemark - wer wird am Ende jubeln?

© IMAGO/Collage Nordbayern Deutschland oder Dänemark - wer wird am Ende jubeln?

Julian Nagelsmann blickt optimistisch auf die Partie am Samstagabend gegen Dänemark: "Wir fühlen uns gut auf die K.o.-Phase vorbereitet", verrät der Bundestrainer auf der Pressekonferenz am Freitagabend. In "mehreren Videositzungen" habe man sich auf das Spiel vorbereitet, sowohl individuell als auch mannschaftstaktisch. Deshalb könne Nagelsmann in der Nacht vor dem Achtelfinalspiel gut schlafen - auch, weil er ohnehin "großes Vertrauen in die Mannschaft" habe.

Dass die Situation in den Spielen nach der Gruppenphase dennoch eine besondere ist, weiß Nagelsmann: "Man darf sich keine Fehler erlauben", weiß der Coach. Eine möglicherweise wichtige Lektion konnte die DFB-Elf in der Schweiz lernen, als erst in der Schlussphase der Ausgleich und so zumindest noch ein Punktgewinn gelang: "Für das Team ist es auch wichtig, zu lernen, wie man mit schwierigen Situationen umgeht", so Nagelsmanns Einschätzung. Schwierige Situationen - die könnten auch im Achtelfinale gegen Dänemark auftreten.

Die Ausgangslage

Deutschland geht gegen Dänemark als klarer Favorit ins Rennen. Mit sieben Punkten sicherte sich die Nagelsmann-Elf souverän Platz eins in der Gruppe, bereits nach dem zweiten Spiel gegen Ungarn war die deutsche Mannschaft sicher für das Achtelfinale qualifiziert. Überhaupt waren nach Punkten nur die Spanier in der Gruppenphase erfolgreicher als die deutsche Nationalelf. Die Dänen hingegen mussten bis zum letzten Spieltag in Gruppe C ums Weiterkommen zittern. Am Ende reichten der Mannschaft von Trainer Kasper Hjulmand drei Unentschieden, um sich als Gruppenzweiter hinter England für die K.o.-Phase zu qualifizieren.

Der Gegner

Die drei Remis in der Gruppenphase waren letzten Endes eine logische Konsequenz des dänischen Spiels: Vorne agierte "Danish Dynamite" über weite Strecken harmlos, folgerichtig gelangen nur zwei Treffer in den Vorrundenspielen. Defensiv hingegen zeigten sich die Dänen äußerst stabil und mussten deshalb auch nur zwei Gegentreffer hinnehmen - genauso wenige wie Deutschland. Auch die englische Offensive, auf dem Papier eine der mächtigsten im Turnier, bekam das zu spüren und kam gegen die disziplinierte Hintermannschaft der Dänen nur zu sehr wenigen Torchancen.

Die Dänen werden ihren Fokus deshalb auch gegen Deutschland klar auf die Abwehrarbeit legen. In letzter Linie agieren sie mit einer Fünferkette, davor sichern zusätzlich zwei defensive Mittelfeldspieler das Zentrum ab. Robert Andrich sagte vor dem Spiel, dass es deshalb, wichtig sei, die deutschen Offensivspieler "in Räume zu bekommen, wo sie gefährlich werden." Damit das gelingt, müsse man die dänische Hintermannschaft "locken", um hinter der letzten Kette Räume zu schaffen. Der deutschen Mannschaft steht gegen Dänemark aller Voraussicht nach ein wahres Geduldsspiel bevor.

Der direkte Vergleich

Bislang trafen die Auswahlen Dänemarks und Deutschland 28 Mal aufeinander. Dabei ging die DFB-Elf 15 Mal als Sieger hervor, achtmal hatten die Dänen das bessere Ende für sich. Nur fünf Partien endeten Unentschieden. Besonders pikant: Die beiden letzten direkten Duelle fanden bei Europameisterschaften statt. In der Gruppenphase der EM 2012 schossen Podolski und Lars Bender die deutsche Mannschaft zu einem 2:1-Sieg, davor trafen beide Nationen im Endspiel der EM 1992 aufeinander. Das Resultat ist Geschichte: Mit 2:0 siegten die Dänen und krönten sich zum ersten und bislang einzigen Mal zum Europameister.

Das Personal

Damit die Partie aus deutscher Sicht ähnlich erfolgreich wie im Jahr 2012 endet, muss Julian Nagelsmann einen geeigneten Ersatz für den gelbgesperrten Innenverteidiger Jonathan Tah finden. Wahrscheinlich wird er dafür auf Nico Schlotterbeck zurückgreifen. Im Sturmzentrum steht der Bundestrainer vor der schweren Entscheidung, Kai Havertz oder Niclas Füllkrug von Beginn an zu bringen. Vor dem Spiel wollte Nagelsmann noch nicht verraten, auf wen er im Achtelfinale setzt. So oder so ist der Coach froh, beide Angreifer im Kader zu haben: "Du brauchst gute Spieler, die starten, und Spieler, die Energie von der Bank bringen können."

Auch die Dänen müssen auf mindestens einer Position umbauen im Vergleich zum letzten Gruppenspiel: Morten Hjulmand fehlt ebenfalls mit einer Gelbsperre. Für "Danish Dynamite" besonders bitter, da der Mittelfeldspieler im Dienste des portugiesischen Meisters Sporting Lissabon gut in Form ist und eines der nur zwei Turniertore seines Landes erzielt hat. Noch dicker könnte es für die Nordeuropäer kommen, sollte Chefstratege Christian Eriksen das Spiel verpassen. Der Starspieler der Dänen hatte das Abschlusstraining vor dem Spiel wegen Magenschmerzen verpasst - ob er gegen Deutschland auflaufen kann, ist demnach fraglich.

Spieler im Fokus

Sollte Eriksen die Partie tatsächlich verpassen, würde dem dänischen Offensivspiel ein eigentlich unverzichtbares Element abhandenkommen. Noch stärker als ohnehin läge der Fokus dann auf der Abwehrarbeit. Ein Defensivspieler, auf den es gegen Deutschland in jedem Fall ankommen wird, ist Andreas Christensen. Der 28-jährige Innenverteidiger, der für den FC Barcelona spielt, ist einer der Hauptgaranten für die defensive Stabilität bei "Danish Dynamite".

Christensen spielt bislang ein hervorragendes Turnier: Mehr als zwei Drittel seiner Zweikämpfe hat der 1,87 Meter große Verteidiger gewonnen, sowohl am Boden als auch in der Luft. Zum Vergleich: Die beiden deutschen Innenverteidiger Jonathan Tah und Antonio Rüdiger konnten "nur" 53 beziehungsweise 56 Prozent ihrer Boden-Zweikämpfe für sich entscheiden. Zudem verfügt Christensen über ein äußerst präzises Passspiel - 95 Prozent Passquote sprechen eine beeindruckende Sprache - und damit auch über die Fähigkeit, die deutschen Pressinglinien überspielen zu können.

Die Übertragung

Das ZDF überträgt die Partie live und in voller Länge. Wer über ein Magenta-TV-Abo verfügt, kann das Spiel auch beim Pay-TV-Sender verfolgen. Die Sportschau wird die Partie zudem im Audio-Livestream übertragen. Anstoß ist um 21 Uhr.

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