Glück, Pech, FCN! Borkowski im Wechselbad der Club-Gefühle
28.4.2021, 05:55 UhrZumindest ganz oben auf der Haupttribüne schienen die letzten theoretischen Restzweifel am Erreichen des Klassenziels allerdings noch nicht ganz ausgeräumt gewesen zu sein. Dieter Hecking jedenfalls stand am Dienstagabend 90 Minuten lang gehörig unter Strom. Immer wieder artikulierte der Sportvorstand des 1. FC Nürnberg lautstark seinen Unmut über diverse Entscheidungen von Schiedsrichter Sören Storks, giftete in Richtung der Gäste oder spornte sein eigenes Personal an. Sogar der Trainer bekam eine dienstliche Anweisung von oben, als er für Heckings Geschmack wohl etwas zu ausgiebig mit dem Vierten Offiziellen diskutierte ("Robert, lass ihn und konzentrier dich aufs Coaching!").
Vielleicht wollte der grantige Sportvorstand aber auch nur mit aller Macht den Eindruck vermeiden, man würde nach dem so gut wie eingetüteten Klassenerhalt den Saisonendspurt mit halber Kraft angehen. Derlei Bedenken wären allerdings unbegründet gewesen, denn nicht nur Johannes Geis hatte zwei Mannschaften gesehen, die "aufopferungsvoll gekämpft haben". Das Remis gehe für beide Teams in Ordnung, "wir können damit zufrieden sein", befand der Mittelfeldstratege.
Bei seinem Trainer klang das schon etwas anders. "Wir müssen am Ende mit dem Punkt leben, auch wenn wir natürlich noch einen weiteren Heimsieg raushauen wollten", sagte Klauß und fand durchaus ein paar Kritikpunkte. Am Anfang habe seine Elf "etwas gebraucht, um reinzukommen, da war mir zu wenig Zug nach vorne drin", bemängelte der 36-Jährige. Zudem ärgerte ihn, "dass wir in unserer besten Phase den Ausgleich kriegen. Da mussten wir uns kurz schütteln".
Zufrieden mit der Ausbeute
Unter dem Strich war aber auch Klauß zufrieden mit der engagierten Vorstellung seiner nun seit sieben Spielen ungeschlagenen Mannschaft und der respektablen Ausbeute von sieben Punkten in der Englischen Woche. Dass der Club nach den überzeugenden Siegen in Aue (1:0) und gegen Heidenheim (3:1) nun auch dem Aufstiegsaspiranten aus Kiel immerhin einen Punkt abtrotzte, war in erster Linie Dennis Borkowski zu verdanken. "Ich freue mich extrem über dieses Tor. Es war ein guter Pass von Valentini, ich habe mich gut freigelaufen, hatte dann beim Abschluss etwas Glück, weil ich weggerutscht bin", beschrieb der 19-Jährige seinen dritten Saisontreffer, der den Club nach knapp einer halben Stunde auf Kurs gebracht hatte.
Etwas weniger Glück hatte Borkowski dann in der 58. Minute, als der rechte Pfosten einen Doppelpack verhinderte. Kurz vorher hatte bereits Abwehrkollege Asger Sörensen den Ball an das Lattenkreuz geköpft (53.). Eine Unachtsamkeit in der Abwehr bestrafte Janni Serra prompt noch mit dem für Kiel etwas schmeichelhaften Ausgleichstreffer (67.). "In der Schlussphase hat man auch gemerkt, dass wir nicht mehr so viel zuzusetzen hatten", räumte Trainer Ole Werner ein.
"Jetzt kommen die geilen Spiele"
Während die Norddeutschen weiter vom Aufstieg träumen dürfen, geht es für den Club in den verbleibenden drei Partien gegen den Hamburger SV, den VfL Bochum und Hannover 96 vor allem darum, den klaren Aufwärtstrend der vergangenen Wochen - oder "die ganz stabile Phase", wie es Klauß formulierte - zu bestätigen.
"Wir haben jetzt eine gute Formation gefunden, die von den Trainern gut einstudiert wurde. Jeder bringt seine Stärken ein, ein Rädchen greift ins andere", schwärmte Geis und blickte voller Vorfreude auf den Endspurt: "Jetzt kommen die geilen Spiele, aus denen wir das Maximum rausholen wollen, um die Saison positiv zu beenden." Auch Klauß versprach: "Wir wollen weiter ranklotzen und in den letzten drei Spielen so viel holen, wie es geht." Dieter Hecking wird von der Tribüne aus sicher seinen Teil zum Gelingen beitragen.
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