Hack vor Abflug? FCN-Wirbelwind weckt Begehrlichkeiten

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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18.6.2020, 18:25 Uhr
Volle Konzentration auf den 1. FC Nürnberg: Robin Hack lassen Spekulationen über seinen Club-Abschied kalt.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Volle Konzentration auf den 1. FC Nürnberg: Robin Hack lassen Spekulationen über seinen Club-Abschied kalt.

Spaß und der 1. FC Nürnberg haben sich in den vergangenen Monaten oft gegenseitig ausgeschlossen. Wer eigentlich im oberen Tabellendrittel mitmischen wollte und im unteren gefangen ist, hat ganz andere Sorgen, sogar existenzielle. Und da hört der Spaß endgültig auf.

Umso erstaunlicher, was spätestens in der zweiten Halbzeit des Zweitligaspiels am Dienstagabend in Wiesbaden passiert ist. Der 1. FC Nürnberg hatte Spaß und hat auch Spaß gemacht, beim 6:0 gegen den SV Wehen Wiesbaden. Zu einem Zeitpunkt der Runde, als wirklich niemand mehr im Umfeld noch Spaß verstand, wenn es um den Club ging, kam so eine Leistung heraus.

Wenn der Club drin bleibt, hat Hack keinen geringen Anteil daran

Statistisch betrachtet gebührte vor allem Robin Hack ein Sonderlob, der bei zwei seiner drei Tore allerdings auch von glücklichen Umständen profitierte. Vor dem 3:0 konnte der Wehener Schlussmann Lindner seinen Schuss nur noch in hohem Bogen ablenken, zum 5:0 musste Hack die Kugel nur noch über die Linie schieben, nachdem Kollege Geis uneigennützig quergelegt hatte. Etwas mehr Mühe hatte Hack beim 1:0, erzielt aus ungefähr 19 Metern.

Egal wie, seine Saison-Tore acht, neun und zehn machten ihn zum Mann des Tages und sogar zum Spieler des Tages im kicker. In seiner Laudatio schreibt das Fachblatt: "Bleibt Nürnberg in der Liga, hat der 21-Jährige daran einen nicht gerade geringen Anteil." Der sogar noch etwas größer sein könnte, wenn er etwa beim 0:0 gegen Bochum kurz vor Schluss nicht bloß den Querbalken getroffen hätte.

Wie so oft hatte es Hack seinerzeit auf eigene Faust probiert; brillante Soli wie dieses stehen eher für seine Interpretation des Spiels. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – wobei Hack auch sehr regelmäßig in Kauf nimmt, dass der zweite oder dritte Gegenspieler vielleicht doch der eine zu viel ist.

Vertrag lediglich Ausschlaggeber für Höhe der Ablöse?

Trotzdem fällt er natürlich auf mit seiner Dynamik und seiner Technik; mittlerweile sollen etliche Erstligisten im In- und Ausland interessiert sein am gebürtigen Badener. Sein Ex-Verein, die TSG Hoffenheim, hat sich vor einem Jahr sogar die Option gesichert, ihn gegen eine festgeschriebene Ablöse zurückholen zu können, Hack müsste freilich zustimmen. Was aus ihm wird, ist "nicht entschieden", sagte Hack am Dienstagabend in ein Sky-Mikrofon. Erst, "wenn hier alles in trockenen Tüchern ist", möchte er sich mit seiner beruflichen Zukunft beschäftigen. "Ich konzentriere mich auf Nürnberg und dann werden wir in zwei Wochen sehen, was passiert."

Dass er beim Club offiziell noch bis Juni 2023 unter Vertrag steht, ist möglicherweise nur noch für die Höhe der Ablöse von Bedeutung. Der U21-Nationalspieler ist nicht erst seit Dienstagabend der heißeste Profi des 1. FC Nürnberg, wenngleich sich seine bislang zehn Liga-Treffer auf lediglich sechs Partien verteilen. Wenn‘s bei ihm läuft, dann also richtig. Und wenn nicht, hat er es wenigstens probiert.


Hack und das Club-Credo: "Wir dürfen nicht nachlassen"


Seine Wurschtigkeit respektive Coolness scheint der zuletzt doch sehr aufgeregt bis nervös wirkenden Mannschaft ausgesprochen gut zu tun. Nach dem Derby, verriet Hack, hätten sie sich mal wieder ausgesprochen und seien zu dem Ergebnis gelangt, es in Wiesbaden "mit Spaß, mit Freude" zu versuchen; "gefehlt" habe das seiner Meinung nach in den letzten Wochen. Am Dienstagabend hätte man sehen können, "dass wir Spaß hatten und Bock zu zocken."

Hack: "Dranbleiben, Vollgas und kein bisschen nachlassen"

Ob die neue Lust auf Fußball auch am Sonntag gegen Stuttgart und eine Woche später in Kiel zur Erfolgsstrategie taugt, bleibt abzuwarten; nach der 1:2-Niederlage des Karlsruher SC in Regensburg nimmt der Club zwar drei Punkte Vorsprung und eine geringfügig bessere Tordifferenz (-7 zu -12) mit in die letzten beiden Runden, möchte sich aber nicht auf fremde Hilfe verlassen.

So sieht es auch Hack, der Spaßfußballer. "Wir haben viel Scheiße fressen müssen diese Saison – und irgendwann reicht's dann auch mal", sagte er in Wiesbaden noch. Hack wollte mit seiner unappetitlichen Wortwahl wohl irgendwie trotzig klingen oder mindestens das neue Wir-Gefühl zum Ausdruck bringen.


Aufatmen, nicht zurücklehnen: FCN weiterhin gefordert


Den Druck einfach beiseite schieben kann aber auch der 21-Jährige nicht, der immerhin weiß, wie sein Club mit einem blauen Auge davonkommen könnte. "Dranbleiben, Vollgas und kein bisschen nachlassen" empfiehlt er, so könnte es tatsächlich etwas werden mit dem Klassenverbleib. Ob der Spaß und der 1. FC Nürnberg danach wieder dicke Freunde werden, kann Hack voraussichtlich nicht mehr beeinflussen.


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