Alte Bekannte und neue Aufgaben
Zurück in die Zukunft: Ur-Erlanger Bissel verlängert Vertrag beim HCE langfristig
6.5.2022, 05:57 UhrOrtstermin: Loschgeschule, zwischen Theaterplatz und Uni-Klinik. Es ist kurz nach 8 Uhr. Christopher Bissel kommt zurück an den Ort, wo für ihn alles begann. Zumindest das mit dem Handballspielen. Sein Fahrrad hat er einige Meter vom Schulhof entfernt abgestellt, es soll keinem im Weg stehen. Trotz aller Rücksichtnahme fällt der Posterboy des HC Erlangen auf, als er zur Turnhalle geht.
Als Christopher Bissel, der seinen Vertrag beim Handball-Bundesligisten just um drei weitere Jahre verlängert hat, 2015 zur Schulturnhalle ging, stand er sich noch selbst im Weg. Anfangs zumindest. "Ich war vor meinem ersten Handball-Training sehr aufgeregt, hatte schon ein bisschen Angst als Zehnjähriger", erinnert sich Erlangens kurz danach jedoch angstfreier Linksaußen.
"Noch ein wenig zurückhaltend"
Davor nur fußballerisch aktiv, stellte sich der HCE-Profi auf elterliches Anraten hin damals breiter auf - und prompt gut an. "Als Chrissi das erste Mal in die Halle kam, war er noch ein wenig zurückhaltend. Aber das hat sich im Laufe des ersten Trainings schon gelegt", rekapituliert Rainer Musewald, Bissels erster Coach beim HCE, die Übungseinheit. Der gebürtige Erlanger sortierte sich ein, zeigte Einsatz und Talent. "An Potenziale für die Zukunft haben wir in der D-Jugend noch keineswegs gedacht", wehrt Musewald eine allzu frühe Legendenbildung ab.
Und dennoch. Bissel entwickelte mehr Ehrgeiz. Mehr Talent. Und paarte dies mit Tugenden, die Erlangens emotionalen Anführer noch heute wertvoll machen. "Er war schnell unterwegs, hat nie aufgehört zu kämpfen" werden diese aufgezählt. Von Magnus Hayn, langjähriger Mitspieler und bei Bissels Handball-Premiere in der Schulsporthalle ebenfalls vor Ort. "Von einem Freund für immer", wie Bissel wertschätzend zurückgibt, von denen Erlangens Eigengewächs viele im Nachwuchsbereich fand.
Für Musewald, Hayn, bis vor zwei Jahren noch für die U23 am Ball, und Christopher Bissel ist Erlangens prominentester Handballverein Heimat. Dass der Sohn des Aufsichtsratsvorsitzenden als Einziger seit mehr als zehn Jahren den Sprung zum gestandenen HCE-Profi schaffte, hing dabei auch mit der Bereitschaft zusammen, sich demütig unterzuordnen. Von der zweiten Mannschaft nach oben gezogen, musste sich Bissel unter Robert Andersson lange anstellen, bestand den Charakterfest aber. Und etablierte sich, als die die Chance da war, bei den Profis.
Ins Tor gepresst
Was Bissel in der Jugend auszeichnete, bringt der 182-fache Bundesliga-Spieler nun seit langer Zeit schon auf die Platte. Mit seiner Einstellung und seinem Temperament reißt die Identifikationsfigur die Kollegen mit. Seine Kampfkraft und Schnelligkeit wurden oft schon zum entscheidenden Faktor. Beim letzten Heimspiel gegen Melsungen etwa, als die energiegeladene Führungskraft den Ball nach einem Querpass abfing, vehement nach vorne trieb und durch die Hände eines Gegenspielers hindurch ins Tor presste.
In einer "sehr spannenden Mannschaft", wie der 26-Jährige sagt, sind neben ihm weitere Säulen Teams langfristig an den Verein gebunden. "Man sieht im Lauf der letzten Monate schon, dass wir eine rosige Zukunft haben, wenn wir weiter hart arbeiten", erklärt Bissel vor dem Heimspiel gegen Magdeburg am Samstag (20.30 Uhr, Sky). "Es macht unglaublich Spaß, ich kann mir nichts besseres vorstellen", sagt Erlangens Vorzeigehandballer vor der Black Night auch noch. Und verlässt den Ort, an dem für ihn alles begann.
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