Hoeneß zu Cheerleader-Debatte: "Sehe das als Sport"

dpa

30.9.2019, 11:22 Uhr
Alba Berlin will zukünftig auf Cheerleading in den Pausen verzichten. Die Alba Dancer traf der Entschluss des Clubs nicht unvorbereitet.

© Michael Shroyer, AFP Alba Berlin will zukünftig auf Cheerleading in den Pausen verzichten. Die Alba Dancer traf der Entschluss des Clubs nicht unvorbereitet.

Mit dem Verzicht auf Auftritte seiner Cheerleaderinnen hat Basketball-Bundesligist Alba Berlin inmitten der Debatten um Sexismus im Sport für Aufsehen gesorgt. "Wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass das Auftreten junger Frauen als attraktive Pausenfüller bei Sportevents nicht mehr in unsere Zeit passt. Es ist uns bewusst, dass nicht wenige Fans die Alba Dancers vermissen werden", erklärte Alba-Geschäftsführer Marco Baldi das Streichen der Showeinlagen in den Spielpausen.

Seit 25 Jahren gehörten die jungen Damen zu Alba. Doch nun denken die Verantwortlichen um. "Bei unseren Heimspielen ist der Eindruck entstanden, dass Frauen bei Alba vor allem für die tanzende Pausenunterhaltung zuständig sind, während Männer Basketball spielen", wird Baldi auf der Webseite des Vereins zitiert. Valesca Stix, Headcoach der Tänzerinnen, sagte der Deutschen Presse-Agentur am Freitag: "Ich kann verstehen, wenn man sich umorientieren möchte, aber die Begründung finde ich persönlich falsch."


Cheerleading: Harter Sport und hartnäckige Vorurteile


Auch Präsident Uli Hoeneß vom Konkurrenten Bayern München stimmt der Entscheidung der Berliner nur bedingt zu. "Wenn man dies macht, nur um junge Frauen zu präsentieren, die möglichst wenig anhaben, dann ist die Entscheidung von Berlin richtig", sagte Hoeneß. "Aber ich sehe das bei uns als Sport und habe nicht das Gefühl, dass es darauf angelegt ist, die Mädchen vorzuführen."

Auch der Cheerleading und Cheerperformance Verband Deutschlands (CCVD), der rund 20.000 Mitglieder umfasst und unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) beheimatet ist, betont den Charakter des "Cheerleadings als eigene Weltkampfsportart", in der sowohl Weltmeister- als auch Europameistertitel vergeben werden.

Basketball-Geschäftsführer Marko Pesic von Bayern München stellt die Sportlerinnen in den Vordergrund. Man müsse die Frauen selbst befragen, sagte der frühere Basketball-Profi, der auch bei Alba spielte. Er selbst sehe, "wie oft und hart die Mädchen trainieren. Das ist Sport, wie es für uns Sport ist."

Andere Vereine halten am Cheerleading fest

Beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln will weiter am Einsatz von Cheerleadern festhalten. Die Cheerleader des 1. FC Köln seien "eine selbstbewusste und selbstbestimmte Tanzgruppe, die das gesamte Jahr über in Deutschland und der Region leidenschaftlich und auf hohem tänzerischen Niveau ihrem Hobby nachgehen", sagte Tobias Kaufmann, Leiter Medien und Kommunikation des FC, der Deutschen Presse-Agentur.

Die Diskussion um die Auftritte junger Frauen im Rahmenprogramm großer Sportveranstaltungen ist nicht neu. Die Formel 1 sorgte mit dem weitgehenden Verzicht auf die sogenannten Grid Girls, die vor den Autos mit Startnummern posieren, für Wirbel. Auch über die Rolle der Podium Girls, die bei der Tour de France Küsschen und Preise an Radprofis verteilen, wurde in den vergangenen Jahren debattiert.

Die Alba Dancer traf der Entschluss des Clubs nicht unvorbereitet. "Die Entscheidung, die Alba Dancers aus dem Programm zu nehmen, war ein langer Prozess, in den ich mit einbezogen war. Die Trennung kam also nicht überraschend", sagte Trainerin Stix.

Das Team hat sich mittlerweile aufgelöst. "Die jüngeren Mitglieder sind bei befreundeten Teams oder im Friedrichstadtpalast untergekommen. Die älteren suchen sich einen neuen Sport", sagt Stix. Alba selbst will das Cheerleading im Nachwuchs zwischen fünf und 16 Jahren weiter fördern. Die Albambinis treten aber nicht mehr bei Spielen in der Mercedes-Benz-Arena auf, sondern nur noch zu Wettkämpfen an.

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