Nach dem 7:4 gegen Köln

Nach dem Sieg der Ice Tigers hält eine Eishockey-Legende eine Wutrede

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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28.2.2022, 12:00 Uhr
In bester Geberlaune: Daniel Schmölz legte vier Treffer der Ice Tigers direkt auf. 

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa In bester Geberlaune: Daniel Schmölz legte vier Treffer der Ice Tigers direkt auf. 

Neun von zehn Pressekonferenzen nach Spielen in der Deutschen Eishockey Liga sind vor allem: langweilig. Trainer werden zu Stellungnahmen genötigt, die sich in Nuancen unterscheiden. Journalisten heben sich ihre Fragen für den inoffiziellen Teil danach auf. Genau so eine Pressekonferenz schien auch am Sonntagabend in Nürnberg zu beginnen. Uwe Krupp gratulierte den Ice Tigers und deren anwesendem Co-Trainer Manuel Kofler. Dann aber nahm er sich eine Pause von acht Sekunden und hielt einen Vortrag, der vor allem in Köln für Aufsehen gesorgt haben dürfte.

„Bei uns“, sagte der Cheftrainer der Haie, „ist die Schonfrist abgelaufen. Seit 2004 arbeite ich als Trainer in irgendeiner Kapazität und ich muss wirklich lange überlegen, um die Leistung, die wir in den letzten Wochen gesehen haben, zu beschreiben. In der Regel stelle ich mich vor die Mannschaft, aber nach der Vorstellung heute geht das nicht. Da ist die Glaubwürdigkeit weg. Die Art und Weise, wie wir uns heute präsentiert haben, war unter aller Sau. Bei uns wird sich einiges ändern im Ton und in der Art und Weise, wie mit den Spielern umgegangen wird. Und dann sehen wir, ob das besser funktioniert. Sorry, Kofi, für das ganze Drama hier. Aber ich bin stocksauer. Ich habe die Schnauze voll, immer wieder einzelne Spieler in Schutz zu nehmen.“

Herausragender Schmölz

Kofler musste dann auch noch etwas sagen – nachdem einer der prominentesten Menschen, die das deutsche Eishockey hervorgebracht hat, solche Sätze formuliert, nachdem Uwe Krupp um seinen Job gekämpft hatte. Für die Ice Tigers war das lange Zeit höchst unterhaltsame 7:4 (4:1, 1:1, 2:2) der vierte Sieg im fünften Spiel nach der Olympia-Pause, für die Kölner die 13. Niederlage in 14 Spielen.

Nürnberg trat zunächst schnell und schnörkellos vor und hatte im (einstigen Kölner) Daniel Schmölz einen herausragenden Angreifer. Der 30-Jährige legte die Treffer von Tyler Sheehy (zweimal), Marko Friedrich und Tim Bender auf und gewann dazwischen wahrscheinlich jeden Zweikampf an der Bande. In Unterzahl beschäftigte er einmal drei Haie auf einmal. So beeindruckend aber Schmölz‘ Leistung war, so erschreckend war die Leistung der Haie.

Am Mittwoch kommt der Aufsteiger

Stellungsfehler, ungenaue Aufbaupässe, ungenügende Zweikampfführung – Köln bot all das, was die Fans der Ice Tigers in der Vorsaison zumindest nicht hatten von den Rängen aus mitansehen müssen. Nur ist die Mannschaft der Haie weitaus prominenter besetzt als es selbst stark verbesserte Nürnberger jetzt noch sind. Ohne die verletzten Reimer und Karrer und ohne Fleischer und Kislinger, die kurzfristig wegen eines positiven Schnelltests ausfielen, waren die Gastgeber ihren Gästen vor allem im ersten Drittel hochüberlegen.

Ernsthaft? Uwe Krupp war entsetzt von der Leistung seiner Haie.

Ernsthaft? Uwe Krupp war entsetzt von der Leistung seiner Haie. © Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa

Für die Nürnberger Leistung nach dem 4:1 hatte Kofler Verständnis. „Das kann passieren, aber es ist halt schade, weil wir das Spiel so gut im Griff hatten.“ Köln kam auf 5:3 heran, letztlich auf 7:4. An der Einschätzung Krupps änderte das aber nichts mehr. Nach dem Spiel blieb die Tür der Gästekabine außergewöhnlich lange zu. Was er in der Pressekonferenz sehr ruhig und überlegt vorgetragen hatte, hatte der erste deutsche Stanley Cup-Sieger offenbar schon einmal geprobt - wahrscheinlich sehr viel lauter.

Köln bleibt in der gefährlichen Zwischenwelt zwischen Playoff-Platz und Abstiegskampf gefangen. In Letzterem sind die Ice Tigers vorerst nur noch interessierter Beobachter und unbeteiligter Teilnehmer. Eine Mannschaft muss am Ende der Saison in die DEL2. Aufsteiger Bietigheim, als Zwölfter mittlerweile einen Rang höher als die Haie platziert, gilt dafür schon nicht mehr als Topfavorit. Am Mittwoch (19.30 Uhr) wollen die Steelers das auch in der Arena Nürnberger Versicherung beweisen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Pressekonferenz danach erneut so aufregend wird.

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