Keine Sensation beim Start: Hektischer HCE verliert in Kiel

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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4.10.2020, 16:38 Uhr
Gegen Hendrik Pekeler und Rekordmeister THW Kiel muss der HC Erlangen zum Saisonauftakt eine 30:36-Niederlage hinnehmen.

© Axel Heimken, dpa Gegen Hendrik Pekeler und Rekordmeister THW Kiel muss der HC Erlangen zum Saisonauftakt eine 30:36-Niederlage hinnehmen.

Der Größe der Aufgabe war sich Michael Haaß natürlich bewusst, größer geht es in der Handball-Bundesliga ja gar nicht. "In Kiel gewinnt man eher selten", sagte Erlangens Trainer vor der Reise in den Norden zum 21-fachen deutschen Meister, aber: "Wir müssen an die eigenen Stärken glauben." Zumindest phasenweise taten seine Spieler das sogar sehr überzeugend, am Ende stand dennoch eine 30:36 (15:20)-Niederlage.


Haaß, HCE, Saisonauftakt! Der Spaß ist zurück


Mehr Tempospiel hat Haaß, der in diesem Jahr die Metamorphose vom Kapitän, zum Spielertrainer, zum Cheftrainer durchgemacht hat, seiner Mannschaft verordnet. Dass das gegen ein Team von Weltklasse-Format mitunter einen anspruchsvollen Spagat erfordert, war in der Ostseehalle gut zu erkennen. Der HC Erlangen begann äußerst kompakt in der Verteidigung und versuchte immer wieder überfallartig und schnell nach vorne zu spielen, suchte dann aber oft ein wenig zu überhastet den Abschluss – und ermöglichte so Kiel selbst einfache Tore.

Jeppsson führt seine Wurfkraft vor

Die Gastgeber begannen allerdings zunächst sehr verhalten. Erlangens neuer Torhüter Klemen Ferlin konnte sich mit einer schönen Parade gegen den völlig allein gelassenen Niclas Ekberg auszeichnen, Simon Jeppsson, ein weiterer Neuzugang, durfte seine gewaltige Wurfkraft vorführen. 2:2 stand es nach sechs Minuten, "nur" 5:6 nach zwölf Minuten.

Erlangen hielt zu Beginn mehr als nur gut mit. Sander Sagosen, der prominente Neuzugang des THW, fand nicht ins Spiel. Noch nicht. Nach 14 Minuten und ein paar leichte Erlanger Fehler später war es dann aber soweit: Der derzeit wohl weltbeste Rückraumspieler erzielte sein erstes Bundesliga-Tor, brachte Kiel erstmals mit vier Toren in Führung und zwang Haaß zur ersten Auszeit: 5:9 (14.).

Rot für Kiel bringt Spannung

Der Trainer mahnte zur Ruhe, aber umsetzen konnten seine Spieler das nur dann, wenn Kiel selbst ein wenig nachließ. Nach 23 Minuten sah Domagoj Duvnjak nach einem Griff in den Arm von Antonio Metzner glatt Rot, der HCE nutzte die anschließende Überzahl, um sich durch den Treffer von Petter Overby wieder bis auf ein Tor Rückstand heranzuarbeiten: 13:14 (24.).


Bissel: Der HCE hat seine "Hausaufgaben gemacht"


Dass es zur Halbzeitpause trotzdem wieder fünf Tore Rückstand waren (15:20), war bezeichnend für einen Auftritt, den Michael Haaß danach so zusammenfasste: "Es war ein Spiel, wie man es in Kiel leider schon oft erlebt hat. Du bist eigentlich zufrieden, aber verlierst am Ende mit fünf, sechs, sieben Toren." Zu hektisch hätte seine Mannschaft phasenweise agiert, stellte Haaß fest, immerhin aber auch "nicht zu ängstlich" wie viele andere Mannschaften, die in der Vergangenheit lediglich Respekt mit in die Ostseehalle gebracht hatten. So wie der verunsicherte HC Erlangen, als er im Februar an der Kieler Förde unterging.

Sagosen humpelt vom Feld

Tatsächlich waren die Gäste auch nach dem Seitenwechsel bemüht, zumindest noch in die Nähe einer Überraschung zu kommen. Neuzugang Hampus Olsson durfte erstmals die stärkste Liga der Welt kennen lernen, Sime Ivic hielt mit variantenreichen Würfen oder per Siebenmeter den Anschluss, der für Ferlin eingewechselte Martin Ziemer versuchte seine Vorderleute zu pushen, aber näher als bis auf drei Tore kam der HCE nicht mehr.

Kapitän Nikolai Link erlebte einen bitteren Nachmittag und musste nach seiner dritten Zwei-Minuten-Strafe vorzeitig in die Kabine, später traf es auch Sebastian Firnhaber und beinahe auch noch Overby. In der 42. Minute humpelte Sagosen mit einer Adduktorenzerrung vom Feld, Ziemer parierte kurz danach stark, Metzner traf: 25:28 und Auszeit Kiel (45.). Für die Sensation fehlte es aber schlichtweg an Konstanz, nach 60 Minuten hatten sie nicht mit fünf und auch nicht mit sieben Toren Unterschied verloren, aber mit sechs.

Erlangen: Ferlin, Ziemer; Overby 2, Fäth 1, Firnhaber 2, Ivic 7/3, Bissel 3, Metzner 6, Link, Büdel, Schäffer, Von Gruchalla, Jeppsson 6, Olsson 3.

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