Kleeblatt: Mavraj ist gerne der "große Bruder"

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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6.11.2020, 09:30 Uhr
Der große Bruder in der Abwehr: Mergim Mavraj passt auf, dass hinten nichts anbrennt.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Der große Bruder in der Abwehr: Mergim Mavraj passt auf, dass hinten nichts anbrennt.

An die Anfangsviertelstunde im Erzgebirgsstadion erinnert sich Mergim Mavraj auch einen Monat später nicht mehr. Es war aus Sicht der Spielvereinigung Greuther Fürth eine sehr ansehnliche Anfangsviertelstunde, bereits nach sechs Minuten war das Kleeblatt in Aue in Führung gegangen, es lief sehr gut, aber das ist nicht der Grund, warum sich Mavraj nicht mehr daran erinnern kann.

In der 17. Minute prallte der Innenverteidiger mit Torhüter Sascha Burchert zusammen, Mavraj ging bewusstlos zu Boden und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Die Diagnose: schwere Gehirnerschütterung. "Vom Spiel weiß ich gar nichts mehr", sagt er im Blick zurück, "ich kann mich nur noch an den Hotelaufenthalt am Vormittag erinnern."

Schmerzen? Kein Problem!

Direkt nach seiner Auswechslung mussten die Kollegen den Ausgleich hinnehmen, eine Woche später verpasste er die Partie gegen Würzburg, gegen den Hamburger SV kehrte er zurück auf den Platz und ist seitdem aus der Abwehr wieder nicht mehr wegzudenken. "Die Verletzung war gar nicht so harmlos", sagt Mavraj, "aber wer mich kennt, der weiß, dass das relativ ist."

Ein paar Gleichgewichtsstörungen, ein bisschen verschwommen sehen – das wirft einen wie Mavraj nicht aus der Bahn. "Man darf nicht zu sehr in den Körper reinhören", findet er, "da tut es ja immer irgendwo weh. Vor allem nach 17 Jahren Profi-Dasein."

"Das ist mir egal", sagt Mavraj

Mavraj, inzwischen 34 Jahre alt und abgehärtet durch 284 Einsätze in der ersten und zweiten Bundesliga, hat sich kurz geschüttelt und dann weitergemacht. Mit Erfolg. 3:1 hat die Spielvereinigung zuletzt in Kiel gewonnen, anschließend 4:1 gegen Hannover 96. Viel ist danach über die Offensive gesprochen worden, über die plötzlich wieder sehr treffsicheren Stürmer – und wenig über die Abwehrspieler, die bis auf eine Unaufmerksamkeit ihre Arbeit ebenfalls sehr gut verrichteten.

"Das ist mir egal", sagt Mavraj und klingt dabei sehr glaubwürdig: "Ich war noch nie einer, der im Rampenlicht baden wollte. Die vorne brauchen mehr die Aufmerksamkeit, das ist der kleine freche Bruder, der sich austobt. Wir da hinten sind eher der große Bruder, der aufpasst, dass nichts passiert." Ihm gehe es vor allem um den Spaß am Fußball, sagt Mavraj, und wenn die Mannschaft gewinnt, dann ist dieser natürlich umso größer.

Bochum als Startschuss

So richtig angefangen mit dem Spaß hat es für den Hanauer mit den albanischen Wurzeln dort, wo das Kleeblatt am Samstag (13 Uhr) zu Gast ist: in Bochum. Im Gegensatz zum Spiel in Aue kann sich Mavraj sehr gut an seine Zeit beim VfL erinnern.


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"Bis dahin hatte ich keine Ahnung vom Profi-Fußball", sagt er, dem 2008 der Durchbruch glückte; das erste Bundesligaspiel, das erste Bundesligator – "ich glaube, damals waren meine Eltern zum ersten Mal richtig stolz", erinnert sich Mavraj, "deshalb wird es immer eine besondere Station bleiben." Eine Station, an der er trotzdem drei Punkte mitnehmen will.

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