Kommentar: Cheerleading hat in Pausen nichts zu suchen

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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30.9.2019, 11:22 Uhr
Alba Berlin will Cheeleader nicht mehr in den Pausen auftreten lassen.

© Michael Shroyer, AFP Alba Berlin will Cheeleader nicht mehr in den Pausen auftreten lassen.

Im ganz normalen Wahnsinn meldete sich eine Stimme der Vernunft, von der man annehmen musste, sie sei verstummt. Anders als zuletzt zu oft aber hatte Uli Hoeneß kurz nachgedacht und mit einem Satz geantwortet, der auf viele Themen anwendbar ist: "Am Ende muss man die Mädchen fragen." Es ging um: Cheerleader.

Hoeneß fiel positiv auf – und auch wenn das wohl kaum die Intention Marco Baldis war, ist das ein unerwarteter Nebeneffekt auf eine Entscheidung, die der Basketball-Bundesligist Alba Berlin zunächst einmal für sich getroffen hatte und nicht generell für den Sport und die Gesellschaft. Per Pressemitteilung hatte Geschäftsführer Baldi angekündigt, künftig auf die Auftritte von Cheerleadern verzichten zu wollen, weil "das Auftreten attraktiver Frauen als Pausenfüller bei Sportveranstaltungen" nicht mehr zeitgemäß sei.

Das Thema verselbstständigte sich, wuchs und wucherte. Von Verzicht in der Überschrift ist es zu Verbot, Islamisierung und Hass auf eine 16-Jährige in den Kommentarspalten dann oft nicht weit. Cheerleading ist ein Sport, der Training und Disziplin erfordert – gerade deshalb eignet er sich nicht dazu, zu einer Pausenunterhaltung für ein überwiegend männliches Sportpublikum degradiert zu werden. Dass Männer echten Sport machen und Frauen nebenher in engen Oberteilen und knappen Röckchen lasziv tanzen, entstammt einem Rollenverständnis, das antiquiert sein sollte. Nun sind die Alba Dancers ein professionelles Tanz-Team mit volljährigen Frauen. Andernorts treten aber noch immer Kinder in knappen Kostümen auf, bloßgestellt von ihren Eltern und Vereinen.

Recht hat erstaunlicherweise Hoeneß. Am Ende muss man die Frauen fragen. Aber als Mann darf man seine Erleichterung darüber ausdrücken, dass man sich nicht bei jeder Sportveranstaltung für das Gaffen seiner Geschlechtsgenossen fremdschämen muss.

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