Krauß, Früchtl, Singh - und mehr? Der FCN leiht fleißig aus
10.8.2020, 05:56 UhrMartin Bader freute sich. Unter dem Trainer Dieter Hecking und dem Sportvorstand Martin Bader sah der 1. FC Nürnberg im März 2011 aus wie ein durchaus denkbarer Teilnehmer am Europapokal der Folge-Saison. Man hatte das so nicht erwarten müssen, erst ein paar Monate zuvor hatte der Club unter Heckings Anleitung den Sturz in die 2. Liga knapp verhindern können – in der Relegation gegen den FC Augsburg.
Es hatte da ein Verein den Abstieg verhindert, der in finanziellen Nöten war. Bader sollte im Sommer 2010 Spieler verkaufen, so forderten das der Präsident und der Vorsitzende des Aufsichtsrates. Zumindest mit Blick auf Ilkay Gündogan ignorierte Bader die Aufforderungen und wurde mit einer erstaunlich erfolgreichen Saison belohnt. In seiner Not hatte Nürnbergs Sportvorstand ein erfolgreiches Modell noch einmal ausgebaut: das der Leihspieler.
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Bereits in der Aufstiegssaison 2008/09 unter dem Trainer Michael Oenning hatten die ausgeliehenen Marcel Risse und vor allem Stefan Reinartz erheblichen Anteil am Erfolg. Es folgten im Relegationsjahr Havard Nordtveit, Breno, Mickael Tavares, Andreas Ottl und Eric-Maxim Choupo Moting, ehe dann vor der Beinahe-Europapokal-Spielzeit 2010/11 Jens Hegeler, Julian Schieber und Mehmet Ekici ihren Dienst auf Zeit beim Club antraten.
"Leihspieler auch in Zukunft ein Stilmittel"
Wirklich gut kam Baders Konzept trotz der Erfolge nicht an. Bemängelt wurde vor allem die mangelnde Identifikation mit dem Verein, wenn ein Spieler weiß, dass er bald wieder weg sein würde. Es kam anders und deshalb freute sich Bader im März 2011. "Leihspieler werden auch in Zukunft ein Stilmittel des 1. FC Nürnberg sein. Ich verwehre mich dagegen, dass das in die negative Schublade gesteckt wird", sagte er damals.
Das stimmte nicht ganz, der Club lieh sich in den Folgejahren nur noch jeweils einen Spieler im Sommer und stieg 2014 ab. Es war der Anfang von Baders Ende, ändert aber nichts an der Gültigkeit seiner Einschätzung über Leihspieler an sich. "Die können sich selbst gut einschätzen und sehen die Ausleihe als Mittel, in ihrer Entwicklung weiterzukommen", sagte er im März 2011 auch noch.
Sein Trainer sah das ähnlich, zumindest sind vom Trainer Hecking keine Beschwerden über die Leihspieler erinnerlich. Es scheint sogar ein großes Einverständnis gewesen zu sein, dass es in gewissen Situationen ein gewisses Maß an Kreativität auf dem Transfermarkt braucht. Schließlich hat der gerade zum Sportvorstand umgeschulte Hecking seit seinem Amtsantritt am Valznerweiher genau drei Spielerverpflichtungen getätigt – es sind allesamt Leihspieler.
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Tom Krauß, Christian Früchtl und Sarpreet Singh sind angestellt bei den Branchengrößen aus Leipzig und München, sollen aber in Nürnberg den nächsten Schritt in der Entwicklung machen. Das bedeutet erst einmal ein Vertrauen der abgebenden Vereine in den Club. Es bedeutet aber auch, dass dieser 1. FC Nürnberg wieder einmal in einer sehr speziellen Situation ist.
Relegation als Initialzündung?
Wieder haben sie am Valznerweiher eine Relegation hinter sich – die diesmal den Sturz in die Drittklassigkeit verhinderte, allerdings überhaupt nicht so souverän wie 2011. Und wieder einmal müssen sie aufs Geld schauen. Schuld hat diesmal die Corona-Krise, in der niemand so recht weiß, wie es weiter geht.
Deshalb hat auch der neue Club-Trainer Robert Klauß gerade schon einmal gesagt, dass er sich sehr anfreunden kann mit Leihgeschäften. Sie wollen und müssen wieder einmal kreativ sein beim Club. Vielleicht freuen sich am Ende auch wieder alle. Die Relegation im Mai 2010, sagte Hecking 2011, sei auch eine Initialzündung gewesen: für das Gemeinschaftsgefühl, für das Selbstvertrauen – und für ein überraschend schönes Fußballjahr.
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