Ende einer Kunstrad-Karriere

Milena Slupina tritt als Weltmeisterin ab

23.12.2021, 14:10 Uhr
Der perfekte Abschluss: bei der Heim-WM in Stuttgart im Herbst holte Milena Slupina ihren dritten Titel. Nun hat sie ihre Karriere offiziell beendet.

© Hubert Dandl Der perfekte Abschluss: bei der Heim-WM in Stuttgart im Herbst holte Milena Slupina ihren dritten Titel. Nun hat sie ihre Karriere offiziell beendet.

Der dritte Weltmeistertitel im Spätherbst markierte den optimalen Zeitpunkt um aufzuhören. "Das war definitiv mein letzter Wettkampf", sagt Milena Slupina nun nach einer letzten Phase des In-Sich-Gehens in den zurückliegenden Wochen. Das Kunstrad kommt trotzdem nicht dauerhaft in den Keller.


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"Ich werde mir die Zeit, die ich zur Verfügung habe, von jetzt an anders einteilen." Wie ungewohnt gut sich freie Wochenenden in der Vorweihnachtszeit anfühlen, wenn man weiß, dass nach nur wenigen Tagen Pause nicht wieder das "Alle Jahre wieder" eines durchgetakteten Leistungssportkalenders neben einem Fulltime-Job in der Industrie losgeht, hat sie zuletzt schon genießen können. Auch der Begriff Urlaub wird ab jetzt eine völlig neue Bedeutung bekommen, wenn arbeitsfreie Tage nicht mehr überwiegend in Turnhallen stattfinden.

Als die 26-Jährige vor wenigen Wochen bei der Heim-WM in Stuttgart auf die Frage nach der Fortsetzung ihrer Sport-Karriere noch ausweichend geantwortet hatte, waren die Würfel eigentlich schon gefallen. Sie habe es nur noch niemandem gesagt. "Das WM-Finale bin ich schon mit dem Gefühl gefahren, dass das mein letzter Wettkampfauftritt sein könnte." Entsprechend groß war der Druck, dass es noch einmal klappen soll mit dem Titel. "Ich habe mir schon sehr gewünscht, als aktuelle Weltmeisterin aufhören zu können."

Auch den Erwartungsdruck von außen habe sie im Herbst so stark gespürt wie nie. Zuvor war sie nach dem ausgefallenen Wettkampfjahr 2020 in diesem Jahr schon German-Masters-Siegerin und Welt-Cup-Gewinnerin geworden und hatte einen neuen Weltrekord im 1er-Kunstrad der Frauen aufgestellt. "Es war klar, dass alles andere als ein Sieg bei der WM als Niederlage wahrgenommen werden würde." Den Triumph, dass sie einmal mehr – zum dritten Mal – als Titelträgerin von der Fläche gehen würde, konnte das Aushängeschild des TSV Bernlohe in vollen Zügen genießen. "Das hat sich durch meine ganze Karriere gezogen: Unter Druck konnte ich immer über mich hinauswachsen. Meine besten Programme bin ich immer im Wettkampf gefahren."

Bilanz zum Staunen

Schaut man zurück auf diese 17-jährige Karriere, kann man über die Bilanz nur staunen: Drei Gold- und eine Silbermedaille bei UCI-Weltmeisterschaften, zweimal Erste und einmal Zweite im Gesamt-Weltcup, einmal Gold und einmal Bronze bei Junioren-Europameisterschaften, viermal Deutsche Meisterin, zweimal Deutsche Vizemeisterin und dreimal Dritte bei der Deutschen, zwei erste, drei zweite und drei dritte Plätze bei der Gesamtwertung von German Masters und Junior Masters, 15 Treppchenplätze bei Bayerischen Meisterschaften, davon elfmal als Meisterin, dreimal mit Silber und einmal mit Bronze, 13 mittelfränkische Meistertitel plus einmal Silber auf Bezirksebene. Insgesamt 203 Wettkampffahrten hat Slupina absolviert. Den Mitbewerberinnen hinterlässt sie für mit dem Weltrekord von 197,71 Punkten eine harte Nuss.

Für sie selbst zählen neben den Erfolgen in den Ergebnislisten die persönlichen Siege mindestens genau so viel. "Wenn dir eine Übung schwerfällt und du dich jahrelang daran abmühst, das endlich hinzukriegen und irgendwann geht es dann doch auch im Programm." Das sind die Momente, die sie ganz besonders auch ihrer Mutter und Trainerin Petra zu verdanken habe. "Meine eigene Überwindung hätte da oft nicht gereicht. Sie hat mich all die Jahre begleitet und alles getan, was geht."

Milena Slupina ist die erfolgreichste Leistungssportlerin, die der Landkreis jemals hervorgebracht hat. Dass die heimischen Spitzenkräfte sie insgesamt fünfmal, davon zuletzt dreimal in Folge, zu ihrer Sportlerin des Jahres gewählt haben, würdigt die herausragenden Leistungen dieser Karriere auf besondere Weise.

Start in die Trainerlaufbahn

Ihrem Sport, will sie auf alle Fälle verbunden bleiben. Als Trainerin möchte sie zunächst vor allem denen zur Seite stehen, mit denen sie bis zuletzt im Wettbewerb stand. Beim C-Kader mit Sitz in Tauberbischofsheim hat sie gleich mit dem eigenen Rücktritt ihre Unterstützung angeboten. "Jetzt, wo ich nicht mehr so viel Zeit für mein eigenes Training brauche, schau ich ganz anders bei den anderen hin." Selber auf dem Kunstrad in der Halle unterwegs sein, wird sie auch noch. Zweimal in der Woche Vereinstraining beim TSV Bernlohe, damit hat sie schon wieder angefangen. "Aber eben nur zum Spaß und wenn ich mal was anderes vorhabe, dann eben nicht."

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