Junge Leistungsträger des SV Seligenporten

Mintal-Nachbar beschwört Aufschwung im Kloster

Kevin Gudd

Neumarkter Nachrichten

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3.9.2021, 08:56 Uhr
In seinem dritten Jahr beim SV Seligenporten ist Manfred Strobel (re.) als Stammkraft gefragt. Der gebürtige Nürnberger mit slowakischen Wurzeln schulte zum Außenverteidiger um und arbeitet wie die gesamte Mannschaft an der Konstanz.  

© Sportfoto Zink / Oliver Gold In seinem dritten Jahr beim SV Seligenporten ist Manfred Strobel (re.) als Stammkraft gefragt. Der gebürtige Nürnberger mit slowakischen Wurzeln schulte zum Außenverteidiger um und arbeitet wie die gesamte Mannschaft an der Konstanz.  

Vom Legenden-Status seines Halb-Landsmanns, der aus der nur 200 Metern Luftlinie entfernten Nachbarschaft stammt, ahnte der zehnjährige Manfred Strobel kaum etwas. In der slowakischen Heimatstadt seiner Mutter eiferte er lieber berühmteren Ballkünstlern aus Brasilien nach, wurde jedoch selbst zunächst für zu schmächtig befunden.


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Erst in der U17 setzte sich der gebürtige Nürnberger in der Nachwuchsakademie des Topklubs MSK Zilina auf zentraler Mittelfeldposition durch, schnupperte auf internationalen Turnier-Reisen am Profileben und beschäftigte sich mit dem Werdegang des Marek Mintal genauer. Der hatte vor seinem Durchbruch in Deutschland beim MSK Zilina ebenfalls große Fußstapfen hinterlassen und war inzwischen als Trainer in der Club-Jugend tätig. "Ich habe mir Videos angesehen und schon versucht, mir etwas vom Stellungsspiel und der Schusstechnik abzuschauen."

Tatsächlich konnte sich Manfred Strobel 2018 im Probetraining bei Reiner Geyer sogar für einen Wechsel nach Franken empfehlen und erfreute sich an den Spezial-Übungen mit Offensiv-Koordinator Mintal, doch zwischen Privatbekanntschaft und Sport gab es eine klare Trennung. "Marek ist nicht der Typ, der sich mit Karriere-Ratschlägen aufdrängt", erklärt Strobel, für den unter anderem aufgrund einer Leistenblessur nur zwei Einsätze in der U19-Bundesliga heraussprangen.

Statt sich um eine neuerliche Chance in Fürth oder Ingolstadt zu bemühen, startete Strobel eine Ausbildung zum Automobilkaufmann im väterlichen Betrieb in Schnaittach und ließ sich von Trainer Gerd Klaus zum ambitionierten Fünftligisten SV Seligenporten locken. "Ich habe dem Sprung vom Jugend- zum Erwachsenenbereich anfangs unterschätzt", gesteht der mittlerweile 20-Jährige, der sich im Kloster hinter gestandenen Routiniers wie Marco Wiedmann anstellen musste.

Knapp zwei Jahre später, in denen Corona alles durcheinander brachte und der SVS am Ende einer auf Platz 3 abgeschlossenen Saison viele Leistungsträger ziehen lassen musste, ist der Azubi unverhofft in die erste Reihe gerückt. Nurmehr eine handvoll Akteure des umformierten Aufgebots verfügte überhaupt über Bayernliga-Erfahrung. "Der Coach hat mir zu verstehen gegeben, dass er mit meiner Entwicklung zufrieden ist und fest mit mir plant. Für mich war klar, dass ich diese Chance nutzen will. Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen und rede viel auf dem Platz." Statt in der Zentrale oder auf dem offensiven Flügel indes fand sich Strobel, der im Urlaub Extra-Schichten für die Athletik absolvierte und in neun Ligaspielen stets in der Startelf stand, in neuer Außenverteidiger-Rolle wieder. "Natürlich musste ich mich darauf einstellen, in der Rückwärtsbewegung mehr zu arbeiten. Fehler werden öfter bestraft, weil es keine Absicherung mehr gibt. Aber ich habe mehr Ballkontakte und kann Schwung nach vorne bringen."

In guten Momenten verkörpert Strobel mit seinen Tempo-Vorstößen die Spielfreude und technischen Qualitäten der gesamten Mannschaft, in schlechten verzettelt er sich im Kurzpass und erhöht die Quote an Ballverlusten, die dem SV Seligenporten in der laufenden Saison teuer zu stehen kommen. "Wir stecken noch im Findungsprozess und haben definitiv Punkte liegen gelassen", konstatiert der Mann mit der Nummer sieben, "trotzdem sind die Fortschritte sichtbar. Die Viererkette wächst immer besser zusammen. Im Angriff fehlt uns in manchen Aktionen noch das Glück. Wir dürfen uns nicht vom Frust leiten lassen."

Noch seien die Abstände im Tabellenkeller gering. "Wir haben das Potential, die Klasse ohne Relegation zu schaffen und auch das eine oder andere Topteam zu ärgern. Letzte Saison haben wir es als Favorit immer zu spüren bekommen, wie motiviert die vermeintlich schwächeren Gegner gegen uns waren", sagt Strobel. Mit Blick auf das anstehende Kellerduell am Sonntag (16 Uhr) gegen den punktgleichen Würzburger FV sei es allerdings an der Zeit, "langsam Ergebnisse zu liefern" und mit dem zweiten Dreier "ein Signal zu setzen". An der Entschlossenheit soll es nicht scheitern, schließlich hat der Youngster den Profi-Traum noch nicht ganz aus den Augen verloren.

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