Nach 408 Tagen: Misidjan wieder im Club-Trikot
1.9.2020, 05:57 UhrVirgil Misidjan kann wenig für den drittletzten Platz, eigentlich gar nichts. In der einigermaßen desaströsen Saison 2019/20 hat er schließlich nicht gespielt für den 1. FC Nürnberg und stattdessen seinen Totalschaden im rechten Knie auskuriert. Kreuzband, Knorpel, was da nicht alles kaputt war.
Hätte Virgil Misidjan den 18. Juli des vergangenen Jahres einfach verschlafen, wäre er wahrscheinlich unbeschadet durch den Tag gekommen und am nächsten nach Italien abgedüst. Ein Verein aus der Serie A wollte ihn nach dem Bundesliga-Abstieg für viel Geld verpflichten. Der Transfer war schon so gut wie perfekt, als der Niederländer im Vormittagstraining plötzlich liegen blieb. Und es sollte dauern, bis er wieder ohne fremde Hilfe aufstehen konnte.
Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach seiner Verpflichtung und über ein Jahr nach seiner Verletzung feierte der einstige Flügelflitzer jetzt sein Comeback. Gegen Drittliga-Aufsteiger Türkgücü München (2:1) durfte er sich am Samstag in Rosenheim in der zweiten Halbzeit austoben, nach einer halben Stunde nahm ihn sein Trainer wie vorher abgesprochen wieder vom Feld.
Bloß nicht zuviel riskieren, sagen sie sich beim 1. FC Nürnberg nach 408 Tagen ohne Misidjan im Club-Trikot. Es sollen ja nach Möglichkeit noch knapp 300 mit ihm werden; bis Ende Juni 2021 läuft der Vertrag noch mit dem teuersten Zugang der Vereinsgeschichte. Drei Millionen soll Misidjan gekostet haben, für Ludogorez Rasgrad hatte er kurzzeitig sogar in der Champions League stürmen dürfen.
Nach über 13 Monaten ohne Wettkampf scheint ihn mittlerweile aber selbst die 2. Liga extrem zu reizen. Nicht nur, weil ihm sein lange malades Bein keine Sorgen mehr bereitet. Auch der Kopf ist bereit. "Ich habe keine Angst, in Zweikämpfe zu gehen", sagte Misidjan kürzlich dem Vereinsfernsehen, "ich vertraue meinem Knie."
Die halbe Stunde gegen Türkgücü hat er jedenfalls gut verkraftet und wird deshalb auch am Samstag im letzten Vorbereitungsspiel bei Union Berlin (17.30 Uhr) seine Minuten bekommen, ebenso Pascal Köpke, der gestern den Medizincheck bestanden hat. Misidjan freut sich drauf und noch mehr auf die neue Runde. "Es wird wieder viel gelacht", ist ihm aufgefallen, der Club macht offensichtlich Spaß. Auch dank Misidjans Unterstützung soll es eine Spielzeit werden, in der ihnen der Spaß auch nicht so schnell vergeht.
Noch ein bisschen Geduld, und dann, glaubt Trainer Robert Klauß sogar, "werden wir extrem viel Spaß mit ihm haben". Mit und an einem pfeilschnellen Fußballer, der den Unterschied ausmachen kann. "Ich habe ein wirklich gutes Gefühl für die neue Saison", sagte der so Gelobte im Trainingslager in Saalfelden. Wohl auch, weil er selbst wieder dabei sein kann.
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