Nach Canadi-Aus beim Club: Jetzt ist Palikuca gefordert

Uli Digmayer

6.11.2019, 09:32 Uhr
Im Sommer hat ihn Robert Palikuca (rechts) erst verpflichtet, im Herbst wurde Damir Canadi dann schon wieder entlassen.

© Sportfoto Zink / DaMa Im Sommer hat ihn Robert Palikuca (rechts) erst verpflichtet, im Herbst wurde Damir Canadi dann schon wieder entlassen.

Bei der Beurlaubung des überforderten Michael Köllner hatte man dem Aufsichtsrat des 1. FC Nürnberg zu Recht vorgeworfen, die klar ersichtliche Negativspirale zu lange ignoriert und letztlich zu spät reagiert zu haben. Diesen Fehler wollte das oberste Kontrollgremium des Vereins wohl nicht noch einmal machen – und ließ seinen Sportvorstand Robert Palikuca das Kapitel Damir Canadi nach nur zwölf Spieltagen schon wieder beenden.

Dezente Zweifel am ersten österreichischen Club-Trainer seit Max Merkel hatte es erstmals schon nach dem desolaten Auftritt in Sandhausen (2:3) gegeben. Das blamable Pokal-Aus beim Drittligisten Kaiserslautern sowie die in der ersten Halbzeit erschreckend blutleere Darbietung beim zuhause bis dato noch sieglosen Kellerkind Bochum besiegelten schließlich Canadis Schicksal.

Der 49-Jährige hatte zuletzt zunehmend ratlos und auch schon ein bisschen resigniert gewirkt. Sein trotziger Verweis auf den vor der Saison proklamierten, perspektivisch angelegten “Zweijahresplan“ in Sachen Aufstieg ist zwar korrekt. Doch schwand immer mehr der Glaube, dass es Canadi gelingen würde, im vorgegebenen Zeitrahmen eine aufstiegsreife Mannschaft zu formen. Die vor allem von den Fans im Sommer geschürte dezente Aufbruchstimmung war in Windeseile verflogen, als charismatischer Erneuerer taugte der spröde Wiener kaum.


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Nur ein Sieg aus den letzten neun Pflichtspielen zeugen von einem bedrohlichen Abwärtstrend, zu selten ließ die individuell durchaus gut besetzte Mannschaft ihre Qualitäten aufblitzen oder gar eine Entwicklung erkennen. Und dass es zwischen dem Team und seinem autoritären, mitunter schroffen Trainer gehörig knirschte, war rund um den Valznerweiher längst ein offenes Geheimnis.

Sportvorstand Palikuca hatte seinem erklärten Wunschcoach in der vergangenen Woche zwar noch öffentlich den Rücken gestärkt, anders als sein Vorgänger Andreas Bornemann vermied der toughe Kroate aber flammende Treueschwüre – und zog nun doch lieber die Notbremse. Das Eingeständnis, mit Canadi einen Fehlgriff getan zu haben, bedeutet zwar die erste Delle im Wirken des stets so resolut auftretenden Sportvorstands.


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Es bietet aber auch die Chance, den taumelnden Bundesliga-Absteiger rechtzeitig wieder auf Kurs zu bringen und zumindest die Weichen zu stellen für eine Folgesaison, die den Aufstiegsambitionen gerecht wird. Bei der Wahl des künftigen Trainers sollte Palikuca allerdings ein glücklicheres Händchen beweisen. Sonst könnte irgendwann auch ihn selbst der Bannstrahl eines sensibilisierten Aufsichtsrats treffen.

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