Nächster Funk-Stress bei Vettel - Hamilton überholt Schumacher

17.8.2020, 16:40 Uhr
Sebastian Vettel ist nur noch Gratulator. Der Deutsche fährt dank einer riskanten Strategie zwar in die Punkteränge, doch dem Dominator im Mercedes kann er noch lange nicht gefährlich werden.

© ALBERT GEA, AFP Sebastian Vettel ist nur noch Gratulator. Der Deutsche fährt dank einer riskanten Strategie zwar in die Punkteränge, doch dem Dominator im Mercedes kann er noch lange nicht gefährlich werden.

Nach der nächsten Funkposse und einer ungeplanten Alles-oder-Nichts-Taktik wollte Sebastian Vettel nicht noch weiter gegen das Ferrari-Team giften. "Ich war ein bisschen angekratzt", erklärte Vettel, warum auch ein Teil seiner Botschaft an den Kommandostand überpiept worden war. Platz sieben rettete der viermalige Formel-1-Weltmeister am Sonntag beim Großen Preis von Spanien ins Ziel. Ein versöhnliches Ergebnis? "Nicht wirklich." Es sei ein schwieriges Rennen gewesen, "wir haben viel Risiko genommen. Aber es ist auch einfach, das Risiko zu nehmen, weil sonst ist man auf Platz elf", betonte Vettel. Begeisterung klingt anders.

Hamilton auf dem Weg zum Schumacher-Rekord

Auch beim sechsten Rennen der Corona-Notsaison, das WM-Spitzenreiter und Titelverteidiger Lewis Hamilton im Mercedes in einmal mehr nahezu erschreckend souveräner Manier gewann und die alten Machtverhältnisse wieder herstellte, blamierte sich die Scuderia. Charles Leclerc musste seinen SF1000 vorzeitig wegen Elektronikproblemen in der Box abstellen. Vettels Dialoge mit dem Team während des Rennens zeugten wieder von Missverständnissen und vielem anderem, nur nicht Harmonie. In der Konstrukteurswertung rutschte Ferrari auf Rang fünf ab, 61 Punkte. Mercedes an der Spitze kommt auf 221, selbst wenn der Doppelerfolg auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya nicht glückte.


Vor dem Rennen in Barcelona: Nicht nur Vettel macht sich Sorgen


Dafür sorgte Max Verstappen. Eine Woche nach seinem Sieg in Silverstone, als Mercedes mit Blasen auf den Pirelli-Reifen schwer zu kämpfen hatte, zwängte sich der 22 Jahre alte Niederländer mit seinem Red Bull zwischen Hamilton und dessen Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas. "Dass wir zwischen sie fahren konnten, war gut für uns, wir hatten aber nicht die Pace von Lewis", räumte Verstappen ein. Im Klassement wuchs sein Rückstand auf Hamilton auf 37 Punkte an.

Der Brite steuert scheinbar unaufhaltsam seinem siebten WM-Triumph entgegen, mit dem er mit Rekordchampion Michael Schumacher gleichziehen würde. Der Sieg in Spanien von seiner 92. Pole aus war Hamiltons 88. Karriereerfolg - Schumacher gelangen 91. Überholt hat er ihn nun aber bereits in der Kategorie der meisten Podestplätze mit 156. "Was für ein Tag. Es lief richtig gut", sagte Hamilton: "Ich war wie im Tunnel, es war toll, so im Flow zu sein."

Er verteidigte seinen ersten Startplatz und hielt sich aus allem raus, weil er vorn einfach mal wieder in seiner eigenen Liga über den Kurs steuerte. Verstappen hatte erneut auf Reifenprobleme bei den Mercedes-Rennwagen spekulieren müssen. Doch die hatten sie nicht. Dass er auf Rang zwei durchs Ziel fuhr, hatte Verstappen seinem sehr guten Start zu verdanken, bei dem er Bottas überholte. Sämtliche strategischen Maßnahmen bei Mercedes zahlten sich danach nicht aus, der Finne blieb Dritter.

Wieder Funk-Stress zwischen Vettel und Ferrari

Vettel musste nach erneut enttäuschender Qualifikation von Platz elf aus starten. Und blieb eine Weile auch im Mittelfeld stecken. Sein Wagen hatte ein neues Chassis bekommen, Wunder wollte Vettel davon aber nicht erwarten. Weil er die Top Ten in der Startaufstellung verpasst hatte, durfte er sich die Reifenmischung immerhin aussuchen. Er startete auf etwas härteren und haltbareren Gummis.

Vettel sollte von der Wahl zunächst profitieren, er konnte länger draußen bleiben als einige der Rivalen um ihn herum. In Runde 30 von 66 holte sich sein Teamkollege Leclerc neue Reifen, er war auf den weichsten gestartet und die waren dahin. Überraschenderweise kam nun aber auch Vettel rein und bekam - bei noch mehr als der Hälfte der Renndistanz - die am wenigsten haltbare Mischung.


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Als Ferrari dann via Funk Regen ab Runde 50 vorhersagte, schien das Rennen eine neue und auch spannendere Wendung nehmen zu können. Doch auch bei der Prognose lag die Scuderia daneben.

Vettel fragte nun das Team, wie schnell er mit den Reifen fahren soll. Eine Antwort darauf bekam er nicht. Ein paar Runden später wollte die Box wissen, ob er mit den Reifen das Rennen zu Ende fahren wolle. "Ah, *** *****, ich habe euch das doch vorhin gefragt", funkte Vettel zurück.


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"Man muss jetzt nicht drauf rumreiten", betonte der gebürtige Hesse nach dem Rennen, zumal es zuletzt auch schon zu bemerkenswerten Funkdialogen zwischen ihm und dem Kommandostand gekommen war.

Im Klassement liegt Vettel auf Platz elf, 16 Punkte hat er nun. In zwei Wochen geht es weiter. Der Große Preis von Belgien in Spa-Francorchamps wartet nach dem nächsten Dreierpack der dicht gedrängten Saison. Bis dahin dürfte es bei der Scuderia und Vettel durchaus weiteren Rede- und Klärungsbedarf geben.

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