Neu beim HCE: Olsson und die Sprache des Handballs

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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3.10.2020, 07:27 Uhr
Neu beim HCE: Olsson und die Sprache des Handballs

© Foto: imago

Was er zum Mittagessen hatte, kann Hampus Olsson bereits auf Deutsch erzählen. "Hähnchen", sagt er mit breitem Akzent und lacht, weil sich das alles noch so ungewohnt anhört. Im Training hat er mit seinem schwedischen Landsmann Simon Jeppsson einen sehr patenten Übersetzer an der Seite, möglichst bald will er sich mit den Teamkollegen aber nicht nur auf Englisch unterhalten. Die wichtigste Sprache, um sich möglichst schnell zu integrieren, spricht er aber ohnehin: die "Sprache des Handballs" nennt er sie.

Wertvoll in Schweden

Mit der Fähre sind es von Trelleborg, wo Hampus Olsson geboren ist, nur wenige Stunden nach Deutschland. Trotzdem wird der 26 Jahre alte Schwede das nur durch die Ostsee getrennte "Nachbarland" in den kommenden Wochen und Monaten zum ersten Mal kennenlernen; also wie man ein Land eben kennenlernt, wenn man es vor allem mit einem Reisebus durchquert und in Städten wie Berlin, Flensburg oder Mannheim nicht viel mehr sieht als eine Kabine, eine Halle und vielleicht noch ein Hotel.


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Im Hotel wohnt Olsson aktuell auch noch in Erlangen. Eine weitere Planstelle im Aufgebot war eigentlich nicht vorgesehen, eine weitere Wohnung deshalb auch nicht. Weil Johannes Sellin nach einem Fingerbruch und der anschließenden Operation wohl frühestens im Dezember wieder sein altes Niveau erreichen wird, hat der HC Erlangen kurz vor dem Saisonstart noch einmal "reagiert". Allerdings nicht mit einem vertragslosen Ergänzungsspieler, sondern mit dem "MVP", dem wertvollsten Spieler, der vergangenen Saison in Schweden. Finanziert, das betonte Geschäftsführer René Selke, "extern aus dem Gesellschafterkreis". Nachdem man das Personal zuvor von einem Gehaltsverzicht überzeugt hatte, sollte nicht der Eindruck entstehen, dass da zu viel Geld brach liegt.

"Ungeduldiger Typ"

In der Vorsaison hatte der 1,87 Meter große Rechtsaußen den HK Malmö mit 181 Toren in 31 Spielen auf Platz zwei geschossen und sich zum Torschützenkönig gemacht. Angebote hat er, der sich im Laufe der Jahre in Schweden immer weiter nach oben gearbeitet hat, im Sommer dennoch nicht bekommen. Zweimal lief er bereits in der neuen Saison für Malmö auf, dann musste er seinen Mitspielern eine unerfreuliche Nachricht überbringen.

"Sie waren schockiert", erzählt Olsson, haben sich dann aber natürlich gefreut für ihn. Am vergangenen Wochenende ist er noch einmal nach Hause gereist, um sich ordentlich zu verabschieden, die Woche davor war "ein bisschen stressig". Am Montag kam er in Erlangen an, nur zwei Tage später stand er mit seinen neuen Mitspielern beim Test in Wetzlar auf dem Feld und fügte sich gleich gut ein. Die Sprache des Handballs eben.


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"Ich habe immer davon geträumt, in einer großen Liga zu spielen", sagt Olsson, nun ist es gleich die größte der Welt geworden. Wobei sich der Besitzer eines Border Terriers und Freund von großflächigen Tätowierungen nicht darauf beschränken will, demütig in der Ecke des Feldes zu stehen. "Ich bin ein ungeduldiger Typ", sagt er und lacht wieder, "ich möchte richtig ins Spiel involviert sein."

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