Neue 20-Prozent-Regelung: Rückenwind oder Genickschlag?

16.9.2020, 20:33 Uhr
Neue 20-Prozent-Regelung: Rückenwind oder Genickschlag?

© Foto: Daniel Marr/Zink

Werden Zuschauer am ersten Spieltag dabei sein?

Ja. In den Stadien der 1. und 2. Fußball-Bundesliga sind vorerst Zuschauer zugelassen (20 Prozent der Stadionkapazität) – sofern die sogenannte Inzidenz (Durchschnitt der Covid- 19-Fälle der vergangenen sieben Tage pro 100.000 Einwohner) den Wert von 35,0 nicht übersteigt. Gestern lag die Inzidenz in neun Landkreisen und Städten über 35 – darunter auch in der Stadt und dem Landkreis Würzburg. Deshalb lässt Zweitliga-Aufsteiger Würzburger Kickers zum Saisonauftakt gegen Aue noch keine Fans ins Stadion.

Auch der 1. FC Nürnberg darf im Max-Morlock-Stadion wieder Zuschauer empfangen, aber kann der Club alle Dauerkartenbesitzer glücklich machen?

Nein. Rund 10.000 Zuschauer dürfen voraussichtlich beim ersten Heimspiel gegen den SV Sandhausen am 27. September dabei sein, Dauerkartenbesitzer gibt es deutlich mehr. Erst am Donnerstag wird bei einer Ortsbegehung im Stadion das Konzept mit dem Gesundheitsamt abgestimmt, auch deshalb gibt sich Niels Rossow, Kaufmännischer Vorstand des 1. FC Nürnberg, noch zurückhaltend: "Wir sind seit zwei Monaten über die Sicherheits- und Hygiene-Konzeption im stetigen, konstruktiven Austausch mit dem Gesundheitsamt", lässt er sich zitieren: "Wir haben bereits positive Signale dazu erhalten, möchten der finalen Entscheidung des Gesundheitsamtes aber nicht vorgreifen."


Das bedeutet die Fan-Rückkehr für Frankens Profi-Klubs


Gibt es denn dann auch wieder Bier und Bratwürste im Stadion?

Nein. Bei der SpVgg Greuther Fürth hat man deutlich weniger Zeit, um auf die neue Situation zu reagieren. Bereits am Sonntag (13.30 Uhr) steht das erste Heimspiel gegen den VfL Osnabrück an, bis dahin hofft man auf das "finale Go" der Behörden, um wenigstens 3325 Zuschauer begrüßen zu dürfen. Die müssen sich dann mit Wasser und Limo begnügen, Bier gibt es keines, auch kein alkoholfreies. So hatte es die Deutsche Fußball-Liga von Anfang an in ihrem Konzept vorgesehen. Essen wird es vorerst auch keines geben, die Risiken sollen minimiert werden. "Es ist ganz wichtig, dass es jetzt losgeht", sagt Holger Schwiewagner, Fürths Geschäftsführer, "damit wir den Beweis antreten können, es geordnet über die Bühne zu bringen."

Lässt es sich denn auch in geschlossenen Arenen geordnet über die Bühne bringen?

Davon geht René Selke, Geschäftsführer des HC Erlangen, fest aus. Auch der Handball-Bundesligist hat längst sein Hygienekonzept ausgearbeitet. "Man muss der Politik großen Dank aussprechen", findet Selke, "der Sport erhält seine Chance und muss das Vertrauen nun zurückzahlen." Er erwartet sich "Hoffnung und Rückenwind" durch die Rückkehr der Fans, auch wenn die Vereinbarung seiner Meinung nach nur "ein erster Schritt" sein kann. So sieht es auch Falcons-Chef Ralph Junge, dessen Basketballer im kleinen Eventpalast am Flughafen ab Mitte Oktober wohl immerhin vor 300 Zuschauern spielen dürfen. "Mit echten Sportevents, wie wir sie lieben, hat das natürlich noch nichts zu tun", sagt er.

Ermöglichen die 20 Prozent den Spielbetrieb in der Deutschen Eishockey-Liga?

Nach den Berechnungen von Wolfgang Gastner, dem Hauptgesellschafter der Nürnberg Ice Tigers: Nein. Im Interview mit dieser Zeitung hatte er zuletzt vorgerechnet, dass man eine Saison mit 3000 Zuschauern mit "Ach und Krach" überleben würde, nach der jüngsten Entscheidung dürften aber nur rund 1600 Fans ein Heimspiel der Ice Tigers besuchen. "Das bringt uns nicht viel weiter. So ist kein Überleben möglich. So machst du die Vereine kaputt", glaubt Gastner, es bräuchte mindestens 40 Prozent Auslastung. "Du hoffst auf einen Lichtblick, und dann kriegst du wieder so einen Genickschlag", sagt Gastner und wählt deutliche Worte.

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