NFL-Neuzugang Eberle: Der fränkisch-amerikanische Traum

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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2.5.2020, 09:07 Uhr
NFL-Neuzugang Eberle: Der fränkisch-amerikanische Traum

© Foto: Mike Comer/Getty Images/afp

Beim BFV immerhin kannte man Dominik Eberle, den schnellen Stürmer, für den von heute auf morgen ein neues Leben anfing. Vater Günther lag ein lukratives Jobangebot vor, außerdem wollten sie sich in Redondo Beach nahe Los Angeles um die Verwandtschaft von Mutter Carmen kümmern. Also sagten sich die Eberles: Jetzt oder nie.


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Betreut haben sie den Schritt bisher nicht, insbesondere der Filius fühlt sich ausgesprochen wohl an der Westküste. Die er demnächst verlassen wird, um in Las Vegas sein Glück zu versuchen. Nicht etwa in einem der unzähligen Spielcasinos, sondern beim American Football.

Die legendären Raiders, ein erst vor ein paar Monaten von Oakland nach Nevada verpflanztes NFL-Franchise, hat ihn am Wochenende als Kicker verpflichtet. Dessen Aufgabe eigentlich nur darin besteht, den Anstoß (Kick-off) auszuführen oder das Ei von wo auch immer zwischen die Stangen zu treten, beim Extrapunkt-Versuch nach einem Touchdown oder für ein Field Goal.

Obwohl der gebürtige Nürnberger nach einer beeindruckenden Saison im Team der Utah State University als Geheimtipp galt, musste er lange warten. Im so genannten Draft, der jährlichen Talente-Verteilung, hatten ihn die vermeintlichen Interessenten allesamt verschmäht, danach griffen die Raiders zu.

"Einfach unglaublich": Dominik Eberle lebt seinen amerikanischen Traum so rasant und intensiv, dass ihm manchmal selbst Hören und Sehen vergeht. Neun Jahre zwischen seinem ersten Kick und dem ersten NFL-Vertrag. Einfach unglaublich.

Eigentlich wollte er zunächst weiter traditionell Tore schießen in den Vereinigten Staaten. Wie Thierry Henry, sein großes Vorbild. Und wie zuvor bei den Sportfreunden in Großhaslach, einem Ortsteil der Gemeinde Petersaurach im Landkreis Ansbach. Dort ist er aufgewachsen, dort leben noch heute seine besten Freunde, mit denen er fast täglich Kontakt hat. "Da hat’s mir wirklich gut gefallen", erzählt er im putzigen fränkisch-amerikanischen Idiom, die nächsten Kapitel seiner Geschichte fasst er so zusammen: "Das kleine Kind aus Hosla, das es irgendwie nach Las Vegas geschafft hat."

Nah dran an Katterbach, noch nicht an Football

Dabei hatte er mit American Football zunächst nicht viel anfangen können. Gehört hatte er davon, auch wegen der nahen US-Base in Katterbach, "es aber nicht verfolgt", sagt Dominik Eberle, "ich kannte auch keine Teams oder so. Ich wusste, was es war, hab’s aber in Deutschland nie gespielt."

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Ein Kumpel in den USA nahm ihn mal mit, weil sich das mit dem Fußball wegen komplizierter Talentförderung schnell erledigt hatte. " Deshalb hab‘ ich mir gedacht: Probier‘ doch mal was anderes aus", etwa so ein ovales Spielgerät entweder präzise oder so weit wie möglich zu treten.

Die Einheimischen staunten nicht schlecht über seinen rechten Hammer; in einem seiner Videos auf Twitter haut er das Ei Mitte Februar bei einem Pre-Draft-Camp in Buffalo aus 61 Yards (knapp 56 Meter) Entfernung rein, sein Rekord liegt bei 76 Yards. Zwei Schritte nach links, vier Schritte Anlauf, der Oberkörper gehüllt in ein rot-schwarzes Trikot des 1. FC Nürnberg.

Mit vier zum ersten Mal beim FCN

Dominik Eberle ist glühender Club-Anhänger, von Kindesbeinen an. Mit vier hatte ihn sein Vater zum ersten Mal mit ins Stadion genommen, "gegen Energie Cottbus oder so", erinnert er sich, danach ziemlich regelmäßig; die klassische Fan-Karriere also, die ihn auch am anderen Ende der Welt manchmal nicht ruhig schlafen lässt. Und auch nicht lange. "Hier an der Westküste muss ich verdammt früh aufstehen, um die Club-Spiele zu sehen."

Seine Spiele mit den Raiders könnte man ab September sehen, sofern es die Pandemie erlaubt. Der härteste und zugleich einzige Konkurrent in Las Vegas namens Daniel Carlson ist ein Freund, auch sonst scheint Dominik Eberle bereits exzellent vernetzt zu sein in der NFL. Wo sich die Frage nach seinem Berufswunsch endgültig beantwortet hat.

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