Nürnbergs Brecko: Ein Platzverweis zur Frustbewältigung

18.11.2015, 22:16 Uhr
Nürnbergs Brecko: Ein Platzverweis zur Frustbewältigung

© AFP

Miso Brecko hatte sich viel vorgenommen. Das spürte man schon vor Anpfiff. In Maribor unterhalb des schön geschwungenen Stadiondachs. Dort unten, auf dem Rasen, galt es für Breckos Slowenen ein 0:2 aus dem Play-off-Hinspiel zu korrigieren, durch einen deutlichen Heimerfolg gegen die Ukraine noch das EM-Ticket zu lösen. Die Vorzeichen schienen günstig. Auf den Tag genau 16 Jahre war es her, dass die "Zmajceki" - so der Spitzname der Nationalmannschaft - sich zum bislang einzigen Mal für das Kontinentalturnier qualifiziert hatten. In den Play-offs gegen die Ukraine. Also setzte sich Brecko vor dem Anstoß die Gesichtsmaske auf. Nicht um furchteinflößender zu wirken. Sondern, weil er sich - für den FCN als Kapitän im Einsatz - beim wilden 3:3 in Berlin unlängst die Nase gebrochen hatte.

Es begann für couragierte Slowenen gar nicht schlecht. Dank Bostjan Cesar, der in der elften Minute mit aufgerückt war, mit dem Kopf zum 1:0 abstaubte. Dank des Spielers, der in der ersten Minute den Kopf von Yevhen Seleznev einer derben Belastungsprobe unterzogen hatte, gar nicht mehr auf dem Platz hätte stehen dürfen. Und Brecko? Der Nürnberger setzte sich in einer überhart geführten Auseinandersetzung ebenfalls resolut in Szene. In der vierten Minute hatte er Yevhen Konoplyanka, den ukrainischen Spielgestalter, energisch zu Fall gebracht und damit zum Nachtreten verleitet. Ebenfalls Rot - eigentlich. Eine Aussage, die man in der ruppigen Partie auch danach noch ein ums andere Mal hätte treffen können. Ansonsten erfüllte Brecko die Erwartungen von Srecko Katancec, Sloweniens Nationaltrainer. Der routinierte Rechtsverteidiger verteidigte konzentriert. Und schob auf der in den ersten 20 Minuten auffälligeren rechten Seite der Hausherren durchaus ballgewandt mit an.

Wieder Cesar, fast das 2:0

Im zweiten Durchgang wendete sich jedoch das Blatt. Die Ukraine begehrte immer entschlossener gegen den Rückstand auf. Der technisch versierte Konoplyanka bereitete Brecko & Co. zusehends mehr Kopfzerbrechen. Die Blau-Gelben hatten Chancen. Dennoch hätten im stimmungsvollen Stadion in der 75. Minute beinahe die Heimfans ein zweites Mal gejubelt: Wieder war Cesar freistehend mit dem Kopf zur Stelle, doch Ukraine-Keeper Andriy Pyatov verhinderte mit einem Wahnsinnsreflex das 2:0 der Slowenen. Diesen rannte nun die Zeit davon. In der Schlussphase probierte es der Gastgeber weiter, wollte die Verlängerung erzwingen. Hitzig war es in Maribor die ganze Zeit schon zugegangen, jetzt allerdings wurde es hässlich. Andriy Yarmolenko, der Sturmtank der Ukraine, boxte bei einem der zahlreichen Streitgespräche an Breckos Gesichtsmaske herum.

Brecko selbst war es schließlich, der dem rüden Treiben die Krone aufsetzte. In der vierten Minute der Nachspielzeit unterband Nürnbergs Routinier mit einem fiesen Tritt gegen Konoplyanka einen ukrainischen Gegenstoß und flog zurecht mit Rot vom Platz. In der siebten Minute der Nachspielzeit ließ ein weiterer Gästekonter Sloweniens EM-Traum endgültig platzen - Torschütze Yarmolenko. Miso Brecko, der nun 77 Länderspiele für sein Heimatland vorweist, hatte da schon Zeit, sich für das nächste Spiel etwas vorzunehmen. Am Montag (20.15 Uhr), wenn der 1. FC Nürnberg im heimischen Stadion Eintracht Braunschweig zu Gast hat.

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