Rassismus-Protest: Kein Lavieren, DFB - es braucht Haltung!

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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2.6.2020, 15:10 Uhr
Rassismus-Protest: Kein Lavieren, DFB - es braucht Haltung!

© Martin Meissner/AP Pool/dpa

Sport war politisch, er ist es und wird es auch immer sein. Diese vermeintlich einfache und banale Erkenntnis wird leider auch 2020 noch von vielen, von zu vielen Menschen in Frage gestellt. Das zeigt sich jetzt wieder, nachdem mehrere Bundesliga-Fußballer ihre Solidarität mit dem von weißen Polizisten ermordeten George Floyd bekundet haben.

+++ Kommentar: Die USA braucht eine andere Polizei +++

Es waren kleine Gesten mit großer Wirkung, Gesten, die deshalb in aller Welt wahrgenommen wurden, weil sie ehrlich waren, nicht gekünstelt, nicht von oben herab diktiert – sondern von Menschen kamen, die jetzt die Zeit dafür gekommen sahen, ihre Meinung zu äußern.

Black Power, Kaepernick - und trotzdem ist der Rassismus da 

Beispiele dafür gibt es in der Geschichte des Sports viele, es muss sie geben, weil die Anliegen noch immer aktuell sind, weil sich auch nach vielen Jahrzehnten offensichtlich nichts geändert hat. Als Tommie Smith und John Carlos bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt bei der Siegerehrung ihre Köpfe senkten und ihre Fäuste in die Luft streckten, war Black Power in den Arenen des Sports angekommen. Es war ein eindrucksvolles, ein starkes und wichtiges Zeichen gegen die Diskriminierung von schwarzen Menschen in den USA – genauso wie das von Footballer Colin Kaepernick, der sich Jahrzehnte später bei der US-Hymne hinkniete, um ein Zeichen des Protests zu senden.

Doch der Rassismus verschwand nicht, weder nach Black Power noch nach Kaepernick. Das zersetzende Gift blieb in den Köpfen der Menschen, bis heute, immer wieder hat es auch tödliche Auswirkungen. So wie kürzlich, als der weiße Polizist Derek Chauvin den schwarzen US-Bürger George Floyd im Einsatz so lange das Knie gegen den Hals drückte, bis dieser qualvoll starb.

Die Gesten von Jadon Sancho, von Achraf Hakimi, von Weston McKennie und Marcus Thuram waren aufrichtige Zeichen des Mitgefühls und ein stummer Schrei nach Gerechtigkeit, danach, dass dieser verdammte Rassismus endlich aufhört.

Positiv! Eine klare Haltung der Vereine

Erfreulicherweise äußerten sich danach viele Funktionäre der Bundesligaklubs positiv zu den Gesten ihrer Spieler - und ermunterten diese sogar zu weiteren.

Selbst der so korrupte Fußball-Weltverband Fifa, der sich auf der Suche nach noch mehr Geld gerne an die übelsten Menschenfeinde heranwanzt, sprach sich in einer Stellungnahme dafür aus, "gesunden Menschenverstand" zu nutzen und die Spieler nicht zu bestrafen. Allein der DFB laviert mal wieder herum. Der Vorsitzende des Sportgerichts sprach zwar von Besonnenheit und Augenmaß, Vizepräsident Rainer Koch aber möchte prüfen lassen "ob das Spiel und das Spielfeld der richtige Ort für diese Handlungen sind". Das Ergebnis der Prüfung kann nur eines sein: Ja. Denn solange es Rassismus, Sexismus, Homophobie und andere Diskriminierung gibt, solange Menschen unterdrückt werden, solange wird der Sport politisch sein.

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